Nein. – Bei den Ausschreibungen der Zugkapazitäten war Vorgabe an die Nahverkehrsgesellschaft des Landes, die aktuellen und prognostizierten Fahrgastzahlen pro Strecke zugrunde zu legen und einen Zuwachs von 30 Prozent einzukalkulieren. Dabei sind auch Stehplätze eingerechnet. Es wurde aber eine Quote von im Regelfall max. 20 Prozent festgelegt, um diese zu begrenzen. Zudem soll kein Fahrgast länger als 15 Minuten stehen müssen.
Das Land hat genügend und ausreichend lange Züge bestellt. Der Zughersteller Stadler hat Go-Ahead nicht alle Züge pünktlich geliefert, als dass sie vorher getestet werden konnten. Zudem haben die Fahrzeuge teilweise immer noch technische Mängel, die jetzt im laufenden Betrieb Schritt für Schritt behoben werden. Das heißt, viele Züge und Wagen sind immer wieder in der Werkstatt. Darum waren im Januar zum Teil nur 80 Prozent der Züge des Unternehmens verfügbar. Die Folge sind zu kurze Züge, die nicht den bestellten Kapazitäten entsprechen oder ganze Ausfälle von Zügen.
Züge und Fahrzeuge:
- 14. Januar: Auf Drängen des Verkehrsministeriums achtet Go-Ahead nun bei der Planung der Kapazitäten (also der Zugbildung) stärker darauf, dass trotz fehlender Züge vor allem die morgendlichen Pendlerzüge zumindest annähernd so fahren, wie sie vom Land bestellt wurden. Hierfür hat Go-Ahead Kapazitäten in weniger belasteten Zeiträumen freigemacht.
- Januar: Nach Verhandlungen mit DB Fernverkehr wurde kurzfristig ein morgendlicher Intercity für die Nutzung der Nahverkehrspendler freigegeben, um die Regionalzüge zu entlasten. Die Kosten trägt das Land aus Pönalen.
- Februar: Bereits 2017 wurden alle Nachbestelloptionen für zusätzliche Züge auf der Filstalbahn ausgelöst. Zwei erste zusätzliche Züge werden im Februar geliefert, weitere sieben sollen bis Mai hinzukommen. Mit diesen Fahrzeugen können fehlende Kapazitäten weiter ausgeglichen werden.
- Februar: Auf Vermittlung des Verkehrsministeriums wird die Deutsche Bahn (DB Regio) kurzfristig Go-Ahead einen weiteren Doppelstockzug mit Personal zur Verfügung stellen. Dieser Zug wird in anderen Netzen von Go-Ahead fahren, die dadurch freiwerdenden Fahrzeuge können im Filstal eingesetzt werden.
- April: Aufgrund der anstehenden Bauarbeiten auf der Schnellfahrstrecke zwischen Mannheim und Stuttgart entfällt die morgendliche Intercity-Verbindung. Stattdessen wird ein ICE fahren. Das Land verhandelt mit der Deutschen Bahn, damit der ICE künftig auch von den Nahverkehrskunden genutzt werden kann ohne Mehrkosten. Die Kosten trägt das Land.
Go-Ahead / Stadler:
- Februar: Die Werkstattkapazitäten werden erhöht und mobile Zugreparaturteams kommen zum Einsatz, um bereits vor Ort zu reparieren und so die Zugausfallzeiten zu reduzieren.
- April: Ein erneutes Software-Update soll aufgespielt werden, um weitere Fehler an den Zügen zu beheben.
- Die Verkehrsverträge verpflichten die Anbieter für ausreichendes Personal zu sorgen und kontinuierlich auszubilden. Personalmangel ist ein bundesweites Problem bei allen Eisenbahnunternehmen.
- Das Verkehrsministerium plant daher, unterstützend einen Personalpool aufzubauen, damit auf Krankheitswellen oder ungeplante Ausfälle landesweit reagiert werden kann. Diese Dienstleistung wurde ausgeschrieben. Das Land verhandelt mit Unternehmen.
- Seit Herbst 2019 läuft ein Pilotprojekt zur Schulung von Geflüchteten zu Triebwagenführern, das der Verkehrsminister ins Leben gerufen hat. Die ersten ausgebildeten Lokführer werden in diesem Jahr eingesetzt werden können.
Vom Land ist vertraglich eine Pünktlichkeitsquote von über 90 Prozent (Verspätung bis zu 3:59 Minuten) gefordert. Go-Ahead hat in den ersten 4 Wochen seit Betriebsstart im Filstal bisher einen Schnitt von 87 Prozent erreicht und liegt damit noch unter dem Zielwert. Dennoch gibt es bei der Pünktlichkeit deutliche Verbesserungen gegenüber dem Vorjahr. Vor dem Fahrplanwechsel rangierte die Pünktlichkeit im Schnitt bei schlechteren Werten.
Zwar wurden die neuen Züge von Stadler an Go-Ahead bis zur Inbetriebnahme am 16.12.2019 ausgeliefert, allerdings ist vertraglich geregelt, dass sie mehr als fünf Wochen vorher bereits vor Ort sein müssen. 9 Züge waren erst knapp vor dem 16.12. ausgeliefert worden. Dadurch wurden die Probefahrten, in der die Technik und das Zusammenspiel von Strecke, Fahrpersonal und Technik getestet werden kann, nicht nur verkürzt, sondern fanden zum Teil gar nicht statt. Das heißt, dass viele Züge erst im Realbetrieb getestet werden konnten. Das ist ein wesentlicher Grund für die erhöhten Zugausfallzahlen nach der Inbetriebnahme im Filstalnetz.
Das Verkehrsministerium plant für Stammkunden (Dauerkarteninhaber), die zwischen Juni 2019 und Januar 2020 auf Strecken mit erheblichen Verspätungen und Zugausfällen unterwegs waren, eine Entschädigung in Höhe eines Monatstickets. Bis Mitte dieses Jahres wird eine unbürokratische Regelung hierzu ausgearbeitet und geprüft, für welche Strecken es Entschädigungszahlungen geben wird. Für die Filstalbahn ist aufgrund der Qualitätswerte von einer Entschädigungszahlung auszugehen.