Der Aus- und Umbau von Straßen stößt vielerorts an Grenzen: Flächenversiegelung, Umweltbelange, Lärmvorsorge. Viele Aspekte müssen berücksichtigt und „unter einen Hut gebracht“ werden. Daher geht es heute aus ökologischen und ökonomischen Gründen verstärkt darum, die vorhandenen Straßen möglichst effizient zu nutzen. Neben dem klassischen „Bau- und Erhaltungsmanagement“ liegt der Fokus deshalb auf dem Straßenverkehrsmanagement. Dabei werden Räume für innovative Problemlösungen mit der vorhandenen Infrastruktur geschaffen und technologische Entwicklungen zur Steigerung der Verkehrseffizienz eingesetzt. Das Ministerium für Verkehr hat ein Rahmenkonzept für das Straßenverkehrsmanagement erstellt und setzt die darin enthaltenen Maßnahmen um.
Besserer Verkehrsfluss – weniger Sperrzeiten – weniger Unfälle
Alle Maßnahmen tragen dazu bei:
- Die vorhandenen Straßen für den Verkehr besser verfügbar zu machen.
- Die Verkehrssicherheit zu erhöhen.
Die einzlenen Maßnahmen des Rahmenkonzepts in der Übersicht:
Grundlagen
Verkehrsmanagement endet nicht an Staats- oder Landesgrenzen. Mehr denn je werden Fragen des Verkehrsmanagements mit den Anrainerstaaten Baden-Württembergs diskutiert und notwendige Maßnahmen aufeinander abgestimmt. Intelligente Verkehrssysteme (IVS) werden grenzübergreifend betrieben und Verkehrsdaten werden zwischen den Straßenverkehrszentralen ausgetauscht.

Die Straßenverkehrszentrale Baden-Württemberg ist eine der modernsten Zentralen Deutschlands. Nur so kann eine koordinierte und qualitativ hochwertige Steuerung von Verkehrsbeeinflussungsanlagen gewährleistet werden. Jahrelange Erfahrungen aus dem operativen Betrieb und die intensiven Abstimmungen mit anderen Verkehrszentralen sind die Grundlage für die technische Weiterentwicklung und die kontinuierliche Anpassung der Hard- und Software.
Lückenlose und aktuelle Informationen zur Verkehrssituation und den Ereignissen auf den Straßen sind die Grundlage für eine optimale Steuerung und Qualitätssicherung der Verkehrsbeeinflussungsanlagen. Für die Verkehrsdatenerfassung und die Verkehrslageermittlung werden neben den konventionellen Erfassungstechniken auch innovative Technologien und Datenquellen eingesetzt. Floating Car Daten sind für ganz Baden-Württemberg verfügbar. Hierbei setzt Baden-Württemberg auf eine Partnerschaft mit Fachunternehmen. Die Floating Car Daten geben wertvolle Rückschlüsse auf die Verkehrsdichte auf den Straßen und sind für eine Auswertung von Stauereignissen sehr gut geeignet.
Konkrete Maßnahmen:
- Kontinuierliche Modernisierung der Straßenverkehrszentrale sowie Einbindung weiterer Systeme, Anlagen und Anwendungen.
- Verdichtung der Verkehrsdatenerfassung und Auswertung von flächendeckenden Floating Car Daten.
- Aufbau einer Stauprognosefunktion für die Autobahnen.
Maßnahmen des Straßenverkehrsmanagements erstrecken sich in vielen Fällen über Zuständigkeitsgrenzen hinweg. Dies betrifft Nationalstaats-, Bundesländer-, Regierungsbezirks- und Kommunalgrenzen. Notwendig ist deshalb eine Abstimmung der Straßenverkehrsmanagementstrategien zwischen den beteiligten Aufgabenträgern. Dies umfasst die grundsätzliche Abstimmung möglicher Strategien auf der konzeptionellen Ebene und die enge Zusammenarbeit auf der operativen Ebene (Austausch von Informationen, Baumaßnahmen, Sperrungen jeweils mit grenzüberschreitenden Auswirkungen). Das Strategiemanagement soll auch Lkw-Parkraumkonzepte und die Möglichkeit der gemeinsamen Betreuung von Netzbeeinflussungsanlagen umfassen.
Die Maßnahmen bauen auf bestehenden Kooperationen zwischen Baden-Württemberg und der Schweiz (Grenzübergänge Rheinfelden und Weil am Rhein) sowie den benachbarten Bundesländern (LISA - Länderinitiative strategischen Abstimmung) auf. Außerdem besteht ein laufender Abstimmungsprozess mit Stuttgart und künftig verstärkt mit Karlsruhe.
Konkrete Maßnahmen:
- Konzeptionelles und operatives Strategiemanagement an Nationalstaats- und Bundesländergrenzen
- Konzeptionelles und operatives Strategiemanagement in Ballungsgebieten an Regierungsbezirks- und Kommunalgrenzen.
Zur Identifizierung von neuen und zur Optimierung bestehender Maßnahmen des Straßenverkehrsmanagements bedarf es einer kontinuierlichen Analyse der Störungen des Verkehrsflusses. Dies soll zu einem großen Anteil auf der Basis der Daten aus der VRZ in Verbindung mit einer Verdichtung der Verkehrsdatenerfassung erfolgen (siehe Kapitel 3.2). Außerdem wird künftig der Einsatz von mobiler Verkehrsdatenerfassung an Bedeutung gewinnen. Der Einsatz von Leitpfostenzählgeräten kann als Informationsquelle für Geschwindigkeiten und Stausituationen weitere Erkenntnisse liefern. Eine Fernübermittlung an die VRZ oder Polizei bei Erreichen eines Schwellenwerts könnte zum Staulagebild und zur Stauvermeidung beitragen.
Konkrete Maßnahme:
- Erstellung von Störungs-/Qualitätsanalysen für das strategische Straßennetz.
Verkehrssteuerung durch intelligente Verkehrssysteme
„Intelligente Verkehrssysteme“ erkennen Ereignisse auf den Straßen und können ihre Auswirkungen auf den Verkehr abschätzen. Egal ob extreme Wetterereignisse, Pannenfahrzeuge, Unfälle, Baustellen oder Großveranstaltungen - Verkehrsbeeinflussungsanlagen geben den Verkehrsteilnehmern alle notwendigen Informationen vor Ort an der Strecke. Zuverlässig und in Echtzeit.
Mit ihrem Einsatz können bis zu
- 15 Prozent höhere Leistungsfähigkeit,
- 20 Prozent weniger Staus,
- 20 Prozent kürzere Reisezeiten und
- 30 Prozent weniger schwere Unfälle
erreicht werden.
Durch Netzbeeinflussungsanlagen kann der Verkehr von Netzabschnitten mit aktuellen Störungen auf leistungsfähige Alternativstrecken umgeleitet werden („Wechselwegweisung“). Die Wechselwegweiser zeigen Umleitungsempfehlungen mit Informationen über die Störung, die Staulänge und Gefahrensituationen verkehrsabhängig an. Durch Netzbeeinflussungsanlagen wird die Verkehrssicherheit erhöht, die Reisezeit verringert und die Verkehrskapazität optimiert. Die Kapazitätsreserven im Straßennetz werden besser ausgenutzt.
Konkrete Maßnahmen:
- Erweiterung der bestehenden Netzbeeinflussungsanlagen Leonberg – Walldorf an den Autobahnkreuzen Weinsberg und Ulm/Elchingen, sowie am Autobahndreieck Karslruhe
- Kooperation mit Rheinland-Pfalz zur Erweiterung der Netzbeeinflussungsanlage im Großraum Rhein-Neckar
- Kooperation mit Bayern zum Ausbau der Netzbeeinflussungsanlagen in Nordbayern Nürnberg – Würzburg/Nürnberg – Feuchtwangen/Crailsheim/Weinsberg
Mit Streckenbeeinflussungsanlagen können die Verkehrssicherheit und die Leistungsfähigkeit auf bestimmten Streckenabschnitten verbessert werden. Dies geschieht durch die Harmonisierung des Verkehrsablaufs (flexible Geschwindigkeitsbeschränkungen) und durch die Warnung vor Gefahren. Ihr Einsatz ist an hochbelasteten und stauanfälligen Streckenabschnitten zweibahniger Straßen besonders sinnvoll. Über Wechselverkehrszeichen können fahrstreifenbezogene Geschwindigkeitsbeschränkungen, verkehrsabhängige und witterungsbedingte Anzeigen geschaltet werden. Dadurch ist es möglich, VerkehrsteilnehmerInnen vor auftretenden Störungen, wie beispielsweise Stau oder Nebel, zu warnen. Eine Streckenbeeinflussungsanlage im Zuge einer Baustelle kann helfen, die Leistungsfähigkeit der Behelfsfahrstreifen zu erhöhen.
Ziele:
- Erhöhung der Verkehrssicherheit durch aktuelle Gefahrenwarnungen (z. B. Unfall- und Stauwarnung, Warnung vor Nebel/Nässe/Glätte, Hinweis auf Arbeitsstellen)
- Optimierung des Verkehrsablaufs durch Harmonisierung des Verkehrs (z.B. Geschwindigkeitsbeschränkung, Lkw-Überholverbot)
Konkrete Maßnahmen:
- Erneuerung der Streckenbeeinflussungsanlage A 8 Hohenstadt – Ulm
- Neubau der Streckenbeeinflussungsanlage A 5 Karlsruhe-Nord – Karlsruhe-Süd
- Neubau Streckenbeeinflussungsanlage A 8 Wendlingen – Kirchheim/Teck
- Neubau Streckenbeeinflussungsanlage A 8 Leonberg - Heimsheim
- Erneuerung Streckenbeeinflussungsanlage B 14 Waiblingen – Stuttgart
- Erneuerung der Streckenbeeinflussungsanlage B 27 Stuttgart – Aichtal
Seitenstreifen (auch Standstreifen) dienen der Verkehrssicherheit, um im Falle eines Unfalls oder einer Panne nicht mehr fahrbereite Fahrzeuge vorübergehend abzustellen. Bei der temporären Nutzung des Seitenstreifens wird durch Wechselverkehrszeichen das zeitweise Befahren des Seitenstreifens gestattet, wenn die regulären Fahrstreifen überlastet sind. Die Verkehrszeichen auf den Wechselverkehrszeichen geben dann den Seitenstreifen für den Verkehr frei. Die Geschwindigkeit wird dann auf allen Fahrstreifen auf höchstens 100 km/h begrenzt. Dadurch wird die Gesamtkapazität der Richtungsfahrbahn gesteigert. Nothaltebuchten und Videobeobachtung sorgen aber weiterhin für ein hohes Niveau an Verkehrssicherheit
Die Freigabe von Seitenstreifen ist im Vergleich zu einem Autobahnausbau, eine relativ kostengünstige sowie schnell realisierbare Maßnahme zur Staureduzierung im Vorgriff auf den regelgerechten Ausbau von überlasteten Autobahnen. Zu berücksichtigen ist, dass regelmäßig umfangreiche technische Anlagen (Wechselverkehrszeichen, Videokameras, Detektoren) zu installieren sind, im Einzelfall ein Planfeststellungsverfahren und einen Ausbau des Standstreifens notwendig werden können.
Konkrete Maßnahmen:
- Neubau der temporären Seitenstreifenfreigabe A 81 zwischen AS Ludwigsburg Nord und AS Zuffenhausen (beide Fahrtrichtungen)
- Neubau der TSF A 5 zwischen AS HD/Schwetzingen und AS Dossenheim (beide Fahrtrichtungen)
- Neubau der temporären Seitenstreifenfreigabe A 8 zwischen dem Autobahndreieck Karlsruhe und Karlsbad (Fahrtrichtung München)
An hochbelasteten Anschlussstellen autobahnähnlicher Straßen drängen oftmals große Fahrzeugpulks, gleichzeitig auf die Hauptfahrbahn. Die damit verbundenen Fahrstreifenwechsel und Bremsmanöver auf der Hauptfahrbahn, führen zu einer Verkehrsverdichtung mit kritischen Fahrsituationen, die in Zeiten hoher Belastung zu stockendem Verkehr führen, aus dem ein Stau oder ein Unfall resultieren kann. Bei der Zuflussregelung werden durch eine Ampel auf der Zufahrtsrampe der Anschlussstelle die Fahrzeugpulks in kleinere Gruppen von ein bis drei Fahrzeugen aufgelöst. Dadurch wird die vorgenannte Problematik entschärft.
Konkrete Maßnahmen:
- Dauerhafter Betrieb der Zuflussregelungsanlagen auf der B 27 an den Anschlussstellen Stetten, Plattenhardt und Bonlanden
Knotenpunktbeeinflussungsanlagen stellen mit Hilfe verkehrstelematischer Einrichtungen an hochbelasteten Knotenpunkten den Verkehrsfluss gesonderter Verkehrsbeziehungen sicher. Rückstaus ins das nachfolgende Netz sollen dadurch verringert werden.
Konkrete Maßnahme:
- Prüfung der Einrichtung einer KBA an der AS Stuttgart-Zuffenhausen (A81/B10).
Verkehrsinformation
Im digitalen Zeitalter bestimmen Informationen das Leben der Menschen. Echtzeit-Verkehrsinformationen sind die Grundlage einer modernen Mobilität. Sie helfen den VerkehrsteilnehmerInnen vor und während ihrer Fahrt die für sie individuell beste Entscheidung zu treffen. Reisende können auf unvorhersehbare Ereignisse reagieren, ihre Fahrt räumlich oder zeitlich anzupassen oder auf andere Verkehrsmittel umsteigen.
Verkehrsinformation an der Straße werden über LED-Wechselwegweiser dargestellt. Sie zeigen bei Störungen im Autobahnnetz die Dauer und Länge der Störung an und geben eine Umleitungsempfehlung über benachbarte Autobahnen.
Zur Erweiterung der Einsatzmöglichkeiten von Verkehrsinformation werden auf den Autobahnen im Großraum Stuttgart die Kombination von LED-Textanzeigen mit standardisierten Streckenbeeinflussungsanlagen eingesetzt. Hier erhalten Verkehrsteilnehmer konkrete Informationen auf Ereignisse im vor ihnen befindlichen Streckenabschnitt. Damit soll die Akzeptanz der Anzeigen verbessert und frühzeitig auf besondere Situationen hingewiesen werden.
Konkrete Maßnahme:
- Dauerhafter Einsatz von „LED-Textanzeigen bei den Streckenbeeinflussungsanlagen A 8 und A 81“.
Die App VerkehrsInfo BW bietet umfangreiche Verkehrsinformationen auf allen Straßen Baden-Württembergs in Echtzeit. Sie informiert zuverlässig über die aktuelle Verkehrslage (Stau, stockend, fließend) auf Straßenkarten und beinhaltet alle notwendigen Informationen zu Ereignissen, Baustellen, Unfällen oder Vollsperrungen. Viele Autobahnabschnitte sind über mehr als 150 Autobahn-Webcams sichtbar. Reiseverlustzeiten – zum Beispiel „Stuttgart +10 Min.“ - helfen den Verkehrsteilnehmern bei der Vorbereitung ihrer Fahrt. Zukünftig soll es mit einer Prognose-Funktion noch besser möglich sein, den Verkehr auf der geplanten Strecke einzuschätzen.
Routenempfehlungen aus den Netzbeeinflussungsanlagen zeigen Störungen im Autobahnnetz und geeignete Alternativstrecken. An der A 5 vor den Grenzübergängen zur Schweiz sind fünf Rastanlagen mit einer dynamischen Anzeige für Lkw-Stellplätze ausgestattet. Parkplatz-Suchverkehr für Lkw wird damit vermieden. Eine Karte bietet eine Übersicht über Park- und Mitfahrerparkplätze in Baden-Württemberg. Zukünftig sollen auch Park- und Mitfahrerparkplätze mit einer Stellplatzerfassung ausgestattet werden.
Alle Informationen sind auch im Internet der Straßenverkehrszentrale erhältlich (www.svz-bw.de)
Konkrete Maßnahmen:
- Ständige Anpassung des Internetangebots an mobile Endgeräte
- Ausstattung von mehreren P + M-Plätzen mit einer dynamischen Stellplatzerfassung
- Erweiterung der Verkehrslage durch eine Prognose-Funktion
- Erweiterung der Webcams an Autobahnen und Bundesstraßen
In den Jahren 2010 und 2011 wurde versuchsweise eine Kooperation zwischen der Straßenverkehrszentrale BW und dem Radiosender Die NEUE 107.7 praktiziert. Weitere Kooperationen werden für möglich gehalten.
Darüber hinaus könnte es künftig von Interesse sein, Kooperationsmodelle mit privaten Verkehrsinformations-Dienstleistern zu prüfen, in Anlehnung an die im Aufbau befindliche Plattform „Mobilitätsdatenmarktplatz“ des Bundes.
Konkrete Maßnahmen:
- Prüfung und ggf. Erprobung von Kooperationsmöglichkeiten mit Radisendern und anderen Medien
- Prüfung und ggf. Erprobung von Kooperationsmöglichkeiten mit privaten Verkehrsinformations-Dienstleistern.
Die Echtzeit-Verkehrsinformationen privater Anbieter von Navigationsdienstleistungen mit den Echtzeit-Verkehrsinformationen der Polizei und den Straßenbetreibern zusammen zu führen, ist eine der zentralen Aufgaben des Verkehrsmanagements. Oftmals erfolgt das Routing in Navigationssystemen einfachen Algorithmen: „schnellste Strecke“ oder „kürzeste Strecke“. Überraschungen auf der gewählten Route sind dann nicht selten wie zum Beispiel Baustellen, Streckensperrungen oder Veranstaltungen. Daher ist es Ziel des Verkehrsministeriums die wertvollen Informationen und Kenntnisse aller Beteiligten zu einem ganzheitlichen Informationsangebot zusammen zu führen.
Konkrete Maßnahmen:
- Prüfung und ggf. Erprobung von Kooperationsmöglichkeiten mit privaten Verkehrsinformations-Dienstleistern.
Stauvermeidung durch eine bessere Verfügbarkeit der Autobahnen
Bereits kleine Störungen können im Netz der hochbelasteten Autobahnen zu Stauereignissen führen. Von allen Unfällen auf den Autobahnen Baden-Württembergs machen kleine Unfälle (nur mit Sachschäden) und Kleinstunfälle (Bagatellschäden) einen Großteil aus. Die konventionelle Unfallaufnahme mit Hilfe von Unfallaufnahmebögen, Digitalfotos und Vermessen der Unfallstelle nimmt vergleichsweise viel Zeit in Anspruch. Daher hat entwickeln das Verkehrsministerium und das Innenministerium eine App, die die Autobahnpolizei bei der schnelleren Unfallaufnahme unterstützen soll.
Die schnellere Verfügbarkeit eines geeigneten Abschlepp- und Bergeunternehmens bei großen Unfällen ist ein wesentliches Anliegen von Polizei und Straßenbetreibern. Das Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration startet im Herbst 2018 mit der „Abschleppzentrale“ eine zentrale Einrichtung als Ansprechpartner für die Autobahnpolizeireviere.
Verkehrsteilnehmer müssen ihre Aufmerksamkeit auf das Verkehrsgeschehen richten. Ablenkung kann zu folgenschweren Unfällen und zu weiteren Verkehrsbehinderungen führen. Bei Unfällen müssen außerdem Unfallopfer und Rettungskräfte vor den Blicken Neugieriger geschützt werden. Daher setzt Baden-Württemberg Sichtschutzwände an Unfall-, Pannen- und Baustellen ein.
Konkrete Maßnahmen:
- Einsatz von Sichtschutzwänden an Unfall-, Pannen- und Baustellen.
Die Straßenbauverwaltung ist Auftraggeber bei Autobahnbaustellen und gibt die Rahmenbedingungen für einen möglichst optimalen Bauablauf vor. Kurze Bauzeiten, Ausnutzung des Tageslichts für die Bautätigkeiten, verstärkte Nachtarbeit und der Einsatz von 24-Stunden-Baustellen sind wesentliche Elemente für einen geringst möglichen Eingriff in den Verkehr. Dies sind objektiv kurze Bauzeiten, die - unabhängig von der Verkehrsbelastung - für alle Arbeiten mit einer Dauer über acht Tagen nur noch unter Ausnutzung des Tageslichtes sowie unter Einbeziehung der Samstage ausgeschrieben werden. Die Ermittlung der Bauzeiten erfolgt nach bundesweit einheitlichen Ansätzen, die einem Bauzeitenkatalog entnommen werden.
Die Bauverträge beinhalten Vertragsstrafen bei Überschreitung der Bauzeit und Bonus-Regelungen für eine Beschleunigung der Arbeiten. Damit wird die Bauzeit zur Beschleunigung der Bauarbeiten auf hochbelasteten Autobahnen dem Wettbewerb unterworfen und als Vergabekriterium berücksichtigt. Das Land hat diese Möglichkeiten im Jahr 2009 auf zweibahnige Bundesstraßen mit einer Verkehrsbelastung von > 30.000 Kfz/Tag ausgeweitet.
- Um einen bestmöglichen Verkehrsfluss in den Baustellen zu gewährleisten werden stets alle Fahrstreifen aufrechterhalten, die Höchstgeschwindigkeit regelmäßig auf 80 km/h festgelegt und ein umfangreiches Notfallmanagement geschaffen, zum Beispiel mit zusätzlichen Pannenbuchten und Notöffnungen in den Schutzplanken.
Konkrete Maßnahme:
- Umsetzung des Leitfadens des Bundesverkehrsministeriums zum Arbeitsstellenmanagement auf Bundesautobahnen
Baustellen auf der Autobahn und gleichzeitig auf der Umleitungsstrecke sollen der Vergangenheit angehören. Die Landesstelle für Straßentechnik entwickelt ein neues Baustelleninformationssystem, das die Baustellen aller Straßenbetreiber noch besser auf einander abstimmt. Bearbeiter im neuen Baustelleninformationssystem werden durch ein strenges Menü des Baustellenmanagements geführt. Beispielsweise werden die Arbeiten von Tagesbaustellen in Zeiten mit geringerer Verkehrsbelastung verlegt (Wochenende, nachts) und tagsüber eine bessere Verfügbarkeit der Straßen zu gewährleisten. Automatisch generierte Stauprognosen helfen die Auswirkungen der Baustelle auf den Verkehr zu erkennen und Gegenmaßnahmen einzuleiten – zum Beispiel für eine leistungsfähige Umleitung zu sorgen. Für die Verkehrsteilnehmer wird das Informationsangebot abermals verbessert und in die modernen Informationsmedien integriert.
Konkrete Maßnahmen:
- Neuentwicklung des Baustelleninformations- und –koordinierungssystem (BIS)
- Leichterer und verbesserter Workflow für die Straßenbauverwaltung, Verkehrsbehörden und Polizei in der Vorbereitung und Durchführung von Baustellen
Stauwarnanlagen gehören zur Regelausstattung jeder Autobahnbaustelle. Die Erfahrungen im Hinblick auf die Vermeidung von Unfällen am Stauende sind positiv. Die durch Stauwarnanlagen erfassten Verkehrsdaten werden in die Straßenverkehrszentrale eingebunden. In einer weiteren Phase wird die Kombination mit den Funktionen einer Streckenbeeinflussungsanlage erprobt.
Konkrete Maßnahme:
- Erprobung der Kombination von Stauwarnanlagen mit den Funktionen von Streckenbeeinflussungsanlagen.
Für Arbeitsstellen kürzerer Dauer des Straßenbetriebsdienstes (und privater Auftragnehmer) existieren bereits Regelungen zur Stauvermeidung, die der Überprüfung und ggf. Fortschreibung bedürfen.
Konkrete Maßnahme:
- Neufassung der bestehenden Einzelregelungen zur Stauvermeidung bei Arbeitsstellen kürzerer Dauer.
Die Straßenbauverwaltung gibt als Auftraggeber bei Autobahnbaustellen die Rahmenbedingungen für einen möglichst optimalen Bauablauf vor. Dies sind objektiv kurze Bauzeiten, die - unabhängig von der Verkehrsbelastung - für alle Arbeiten mit einer Dauer über acht Tagen nur noch unter Ausnutzung des Tageslichtes sowie unter Einbeziehung der Samstage ausgeschrieben werden. Die Ermittlung der Bauzeiten erfolgt nach bundesweit einheitlichen Ansätzen, die einem Bauzeitenkatalog entnommen werden.
Die Ausschreibungen enthalten die während den Bauphasen vorzusehenden Verkehrsführungen in der Baustelle. In den besonderen Vertragsbedingungen werden mit Bonus-/Malus Regelungen für die bietenden Firmen Anreize geschaffen, mit Nebenangeboten Bauzeiten noch weiter zu reduzieren. Die Bauzeit wird zur Beschleunigung der Bauarbeiten auf hochbelasteten Betriebsstrecken somit dem Wettbewerb unterworfen und als Vergabekriterium berücksichtigt. Das Land hat diese Möglichkeiten im Jahr 2009 auf zweibahnige Bundesstraßen mit einer Verkehrsbelastung von > 30.000 Kfz/Tag ausgeweitet.
Konkrete Maßnahme:
- Kontinuierliche Umsetzung des Leitfadens zum Arbeitsstellenmanagement auf Bundesautobahnen (ARS 04/2011).
Demonstrations- und Pilotprojekte
Als „kooperative Systeme“ werden Entwicklungen bezeichnet, mit denen zwischen Fahrzeugen und Infrastruktur Daten ausgetauscht werden können. Durch sie werden Verbesserungen bei der Verkehrssicherheit und des Verkehrsflusses erreicht. Baden-Württemberg stattet alle fahrbaren Absperrtafeln in den Autobahnmeistereien mit Baustellenwarn-Modulen aus. Diese sind zukünftig über das Mobilfunknetz und WLAN in der Lage, VerkehrsteilnehmerInnen im Fahrzeug rechtzeitig vor einer Tagesbaustelle im unmittelbar befahrenen Streckenabschnitt zu warnen.
Konkrete Maßnahme:
Ausstattung aller fahrbaren Absperrtafeln der Autobahnmeistereien mit Baustellenwarn-Modulen. Dauerhafter Betrieb der Module bei Tagesbaustellen.
Die Polizei hat 2012 einen Pilotversuch für ein verbessertes Störfallmanagement auf Autobahnen im Großraum Stuttgart durchgeführt. Dabei ging es vor allem um schnelleres Bergen und Abschleppen von Unfall- oder Pannenfahrzeugen. Es ist noch näher zu untersuchen, ob die Autobahnmeistereien in Ballungsräumen durch Maßnahmen in ihrem Zuständigkeitsbereich zusätzlich zu einer schnelleren Räumung von Unfallstellen beitragen können (z. B. eigene Ausstattung mit Reinigungsgeräten). Untersucht werden soll auch der Einsatz von Sichtschutzwänden, um bei größeren Schadenereignissen Störungen im Verkehrsfluss durch Schaulustige zu vermeiden.
Konkrete Maßnahme:
- Prüfung von Beiträgen der Autobahnmeistereien zur schnelleren Räumung von Unfallstellen.