Obwohl sich im Jahr 2019 nur rund ein Drittel der Verkehrsunfälle außerorts ereigneten (18.663), verunglückten dort dreimal so viele Menschen tödlich (323) wie innerorts. Innerhalb von geschlossenen Ortschaften waren es bei 31.565 Verkehrsunfällen 114 tödlich Verunglückte. Außerorts besonders betroffen: Fahrten mit dem PKW oder dem Motorrad.
Geschwindigkeit anpassen rettet Leben
Bei rund einem Drittel der erfassten Ursachen von tödlichen Unfällen außerorts in Baden-Württemberg (ohne Bundesautobahnen) handelte es sich 2019 um nicht angepasste oder überhöhte Geschwindigkeit. Eine überhöhte Geschwindigkeit liegt beim Überschreiten der zulässigen Höchstgeschwindigkeit vor. Nicht angepasst kann die Geschwindigkeit je nach Sichtverhältnissen, Wetterbedingungen oder Streckenführung auch bei Einhaltung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit sein. Bei Gefahr von Wildwechsel in Waldgebieten oder bei Nässe ist eine deutliche Reduzierung der Geschwindigkeit angebracht.
Auf die Gefahren im Straßenverkehr außerorts macht die Verkehrssicherheitskampagne „Vorsicht.Rücksicht.Umsicht“ im Jahr 2020 mit einer ungewöhnlichen Schilder-Aktion aufmerksam. Weil außerorts viele Unfälle auf eine nicht angepasste Geschwindigkeit ohne Überschreiten der zulässigen Höchstgeschwindigkeit zurückzuführen sind, wenden sich die neuen „Verkehrsschilder“ bewusst an relevante Umwelteinflüsse: Sie verbieten scheinbar Wildwechsel, Regen und Sonnenschein.
So humorvoll diese Aktion auch ist, so ernst ist ihr Hintergrund: Die Statistik zeigt, dass bei Geschwindigkeitsunfällen außerorts in den meisten Fällen nicht die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten wurde, sondern die Geschwindigkeit für die äußeren Bedingungen nicht angepasst und somit zu hoch war. Vorausschauendes Fahren bedeutet, die Sichtverhältnisse, die Wetterbedingungen und die Streckenführung, aber auch das Verhalten von anderen Verkehrsteilnehmenden zu berücksichtigen. Die maximal erlaubte Geschwindigkeit (z. B. 100 km/h außerorts) sollte nur bei optimalen Bedingungen erreicht werden.
Abstand halten!
Ein zu geringer Sicherheitsabstand zählt außerorts zu den häufigsten Unfallursachen. Es gilt die Faustregel: Der Abstand in Metern sollte dem halben Tachowert entsprechen.
Überholen nur bei klarer Sicht
Die Gegebenheiten auf kurvigen Landstraßen mit bewaldetem Umfeld oder auf vielbefahrenen Bundesstraßen lassen ein gefahrloses Überholen nur in wenigen Fällen zu. Häufig kracht es, weil Verkehrsteilnehmende trotz unklarer Verkehrslage oder entgegenkommenden Verkehrs zum Überholen ausscheren. Daher im Zweifel möglichst Gelassenheit bewahren. Die Zeitersparnis – insbesondere bei Kurzstrecken – ist oft geringer als gedacht: Bei einer Strecke von 20 km, die mit 100 km/h statt mit 80 km/h zurückgelegt wird, sind dies gerade einmal drei Minuten.
Motorradfahrende außerorts besonders betroffen
Im Jahr 2019 ereigneten sich in Baden-Württemberg 4.887 Motorradunfälle. In der Folge starben 94 Menschen, der Großteil außerorts. Dies entspricht nahezu zwei tödlich verunglückten Motorradfahrenden pro Woche. Dabei zeigen besonders die Unfallzahlen von Motorradfahrenden ab 50 Jahren stetig nach oben.
Sind Motorradfahrende die Unfallverursacher, handelt es sich in vielen Fällen um Alleinunfälle – außer ihnen ist dann niemand sonst beteiligt. Bikerinnen und Biker haben die eigene Sicherheit zum großen Teil also selbst in der Hand.
Daher gilt immer – für Erfahrene, Neu- und Wiedereinsteiger: Abstand halten, Geschwindigkeit anpassen und vorausschauend fahren.