Staatssekretärin Splett: Lebensräume von Wildtieren an bestehenden Straßen müssen bestmöglich miteinander vernetzt werden
Anlässlich des Baubeginns der Grünbrücke „Imberg“ am 17. April an der A 8 bei Merklingen erklärte Staatssekretärin Gisela Splett, MdL: „Viele Tier- und Pflanzenarten in Baden-Württemberg stehen auf der roten Liste der gefährdeten Arten. Diesem negativen Trend müssen wir entgegenwirken, indem wir Naturschutz als Querschnittsaufgabe verstehen und flächenwirksam gestalten. Dazu gehört die Schaffung einer Infrastruktur, die es Wildtieren erlaubt, die durch Verkehrswege entstandenen Barrieren zu überwinden.“ Splett zeigte sich erfreut, dass mit der Grünbrücke ein überregionaler Wildtierkorridor wieder durchgängig gemacht wird, der bisher durch die Autobahn A 8 zerschnitten wurde.
„Die Grünbrücke an der A 8 östlich von Merklingen ist eines von zwölf im Bundesprogramm Wiedervernetzung enthaltenen Projekten und das erste, mit dessen Bau nun begonnen wird“, erläuterte Splett. Um den Naturschutz voranzutreiben und den Auswirkungen der sogenannten „grauen“ Infrastruktur, also Siedlungs- und Verkehrsflächen, entgegenzuwirken, arbeitet das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur außerdem an einem landesweiten Wiedervernetzungskonzept. Dieses hat zum Ziel, die natürlichen Lebensräume über bestehende Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen hinweg bestmöglich miteinander zu vernetzen.
„Die Brücke hilft aber nicht nur Großtieren, sondern auch wirbellosen Tieren wie Faltern, Spinnen und Käfern“, so Martin Strein vom Wildtierforum der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt, der das Projekt mit betreut. Südlich von Merklingen verläuft einer von mehreren Wildtierkorridoren auf der Schwäbischen Alb, über die Wildtiere vom westlichen Bodensee bis in den Raum Aalen/Heidenheim wandern. Die zusammenhängenden Waldgebiete von Merklingen bis fast nach Westerstetten bilden einen wichtigen Teilabschnitt eines solchen Wildtierkorridors auf der Alb. Allerdings ist dieser Wildtierkorridor in der Praxis bisher kaum noch durchlässig, da er von der A 8 durchschnitten wird. Der unablässige Verkehr mit einem Aufkommen von täglich ca. 67.000 Fahrzeugen bildet eine nahezu unüberwindbare Barriere. Durch die Verbreiterung der Autobahn und die hinzukommende, parallel zur Autobahn verlaufende Schienentrasse bestand die Gefahr, dass die Tierpopulationen auf der Flächenalb völlig voneinander isoliert würden. Deshalb wurde bereits im Zuge der Ausbauplanung mit Hilfe eines wildökologischen Gutachtens der optimale Standort für eine Grünbrücke ermittelt. Die Grünbrücke „Imberg“ wird die Waldgebiete westlich und östlich der Autobahn miteinander verbinden. Die Schienentrasse verläuft in diesem Bereich im Tunnel, so dass nur die Autobahn von der Grünbrücke überquert wird.
Die Grünbrücke soll so gestaltet werden, dass sie sowohl von den häufiger vorkommenden Säugetieren wie Rehen, Wildschweinen, Füchsen und Hasen, als auch von anderen Tierarten genutzt werden kann. Sollten sich Wildkatze und Luchs wieder vermehrt in Baden-Württemberg ansiedeln, ermöglicht die Grünbrücke auch deren weitere Ausbreitung und die Querung der ca. 35 Meter breiten Autobahn. „Ich bin zuversichtlich, dass wir mit vereinten Kräften eine grüne Infrastruktur schaffen können, die dazu beiträgt, dass die biologische Vielfalt langfristig erhalten bleibt,“ sagte Frau Splett „Ich danke deshalb allen, die an der Planung der Grünbrücke Imberg mitgewirkt haben und nun an deren Bau beteiligt sind.“
Der Bau der Grünbrücke Imberg erfolgt im Zusammenhang mit dem sechsspurigen Ausbau der A 8. Die Brücke wird etwa 40 Meter lang und 50 Meter breit, die Bauwerkskosten betragen rund 2,7 Millionen Euro. Baubeginn ist im April 2015, die Fertigstellung ist für Herbst 2016 vorgesehen.
Hintergrundinformation:
Die Bundesautobahn A8 wird zwischen Hohenstadt und Ulm-West auf einer Länge von rund 23 km auf sechs Fahrstreifen mit beidseitigem Standstreifen ausgebaut. Die Besonderheit des Autobahnabschnitts liegt in der planfestgestellten Trassenbündelung mit der Neubaustrecke der Bahn „Wendlingen – Ulm“. Abgestimmt auf das Bauablaufkonzept mit dem Neubau der Schienenstrecke erfolgt der Autobahnausbau in vier Bauabschnitten.
Mit dem Bauabschnitt zwischen Temmenhausen und Dornstadt wurde in 2012 begonnen, welcher Ende 2014 weitestgehend fertiggestellt wurde.
Seit März 2014 wird intensiv im Abschnitt zwischen Temmenhausen und Nellingen, in dem sich auch die Grünbrücke befindet, gearbeitet. Im Jahr 2014 wurde dort die Richtungsfahrbahn Stuttgart zur Aufnahme beider Fahrtrichtung provisorisch verbreitert. Nach der Verkehrsumlegung im Dezember 2014 haben in 2015 die Arbeiten an der neuen Richtungsfahrbahn München begonnen. Ende 2015 soll der Verkehr auf diese neue Richtungsfahrbahn umgelegt werden. 2016 soll dann die neue Richtungsfahrbahn nach Stuttgart gebaut werden. Restarbeiten in diesem Bauabschnitt sind für 2017 vorgesehen.
Die Realisierung des Bauabschnittes von Nellingen bis Hohenstadt und der Ausbau der Anschlussstelle Ulm-West sind ab 2016 vorgesehen. Die Fertigstellung des Autobahnausbaus ist für 2019 anvisiert. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 203 Millionen Euro.