Verkehrsminister Winfried Hermann besuchte am Mittwoch die Nassachtal-Baustelle, eine Pilotstrecke für ressourcenschonende Erhaltungsmaßnahmen des Landes Baden-Württemberg. „Die Sicherung und Gewährleistung der Infrastruktur durch Sanierungs- und Erhaltungsmaßnahmen am bestehenden Straßennetz ist uns ein wichtiges Anliegen. Die knappen Haushaltsmittel im Straßenbau müssen dabei möglichst nachhaltig und wirkungsvoll eingesetzt werden. Das Projekt im Nassachtal hat dabei Vorbildcharakter“, erläuterte Hermann.
„Wir haben hier eine teure Ausbaumaßnahme durch eine kostengünstigere Sanierung ersetzt“, so Hermann weiter. „Mit einem neuen und umweltfreundlichen Kaltrecyclingverfahren wird das alte Material an Ort und Stelle als Unterbau für die neue Asphaltdecke genutzt. Durch dieses Verfahren wird die Asphaltierung rund 30 % billliger. Das ist ein Pilotrojekt für umweltfreundlichen, ressourcenschonenden und kostengünstigen Straßenbau.“
Die Wiederverwertung der Baustoffe und die dadurch minimale Verkehrsbelastung durch Transporte, geringe CO2-Emissionen und eine hervorragende Ökobilanz sind Vorteile, die das Kaltrecyclingverfahren aufweist. Auch wirtschaftlich ergeben sich durch verringerte Transportkosten und den Wegfall der Entsorgungskosten des teerhaltigen Materials Vorteile. Der ca. 2,2 km lange zu sanierende Streckenabschnitt liegt zwischen Baiereck und Nassach und wird unter Vollsperrung saniert. Neben der Fahrbahnsanierung wurde bereits im letzten Jahr ein straßenbegleitender Radweg erstellt.
Das Pilotprojekt soll detaillierte Erkenntnisse und Erfahrungen im Bereich der umwelt- und ressourcenschonenden Wiederaufbereitung von teerpechhaltigen Fahrbahnaufbauten in Baden-Württemberg bringen. Der Vorteil dieses Bauverfahrens liegt darin, den mit Teer belasteten Straßenaufbau nicht abtransportieren und deponieren zu müssen, sondern mittels eines Recyclingverfahrens wieder einbauen zu können. Bei diesem Verfahren wird zuerst das vorhandene Straßenausbruchmaterial gefräst und zerkleinert. In den folgenden Arbeitsschritten wird das Material in die neue, profilgerechte Lage geschoben. Direkt vor der Verarbeitung des Gesteinsgemisches wird Zement und Bitumen zugeführt, um in dem darauffolgenden Mischvorgang von teer-/pechhaltigem Ausbauasphalt, Zement, Bitumenemulsion und Wasser im Zwangsmischer des „Mixpavers“ (Einbaugerät der Kaltrecyclingschicht) die gewünschten Eigenschaften des Endproduktes zu erzielen. Der Zement der Kaltrecyclingschicht verhindert ein Auswaschen der teer-/pechhaltigen Bestandteile der Schicht, das Bitumen gibt der Schicht die Tragfähigkeit und Flexibilität einer gewöhnlichen Asphalttragschicht. Schließlich wird die Kaltrecyclingschicht mit einer dünnen Asphalttragschicht und einer Deckschicht überbaut.
Die Kosten der Maßnahme liegen bei ca. 950.000 €. Hiervon entfallen ca. 660.000 € auf das Kaltrecycling und den Straßenoberbau. Im Vergleich zu der Herstellung eines klassischen Vollausbaus werden durch das Recyclingverfahren ca. 340.000 € eingespart.
Zudem wurde für die Nassachtalstraße eine funktionierende und durchgängige Entwässerung neu hergestellt, um die Dauerhaftigkeit der Asphaltschichten langfristig zu sichern. Für die Herstellung der Entwässerungseinrichtungen wurden kleinere Blocksteinmauern errichtet, um in dem engen Tal Platz für die Leitungen und Mulden zu schaffen und gleichzeitig die Eingriffe in Natur und Landschaft zu minimieren.
Die Baumaßnahme wird voraussichtlich noch die gesamten Sommerferien andauern. Den AnwohnerInnen und Betroffenen der Baustelle soll an dieser Stelle für ihr Verständnis und ihre Geduld gedankt werden.
Quelle:
Ministerium für Verkehr und Infrastruktur Baden-Württemberg