Wiedervernetzungskonzept

Neue Pfade für Wildkatze und Luchs

Staatssekretärin Splett stellt das Landeskonzept Wiedervernetzung an Straßen in Baden-Württemberg vor

„Viele Tier- und Pflanzenarten in Baden-Württemberg sind akut bedroht. Dieser Gefahr für die Biologische Vielfalt müssen wir begegnen, indem wir den Schutz von Lebensräumen und Arten flächenwirksam gestalten und als Querschnittsaufgabe verstehen. Dazu gehört die Schaffung einer Infrastruktur, die es Wildtieren erlaubt, Barrieren in ihren Lebensräume zu überwinden“, erklärte Staatssekretärin Gisela Splett, MdL anlässlich der Vorstellung des Landeskonzeptes Wiedervernetzung an Straßen in Baden-Württemberg im Rahmen einer Landespressekonferenz am 31. Juli 2015.

Um die negativen Auswirkungen der sogenannten „grauen“ Infrastruktur, d.h. Siedlungs- und Verkehrsflächen, zu reduzieren, erarbeitete das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur (MVI) Baden-Württemberg ein umfassendes Wiedervernetzungskonzept. Ziel des Konzeptes ist es, Lebensräume von Wildtieren und Pflanzen, die von Straßen durchschnitten werden, bestmöglich wieder miteinander zu vernetzen.

Das Landeskonzept entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg sowie dem NABU Baden-Württemberg, dem BUND Baden-Württemberg und dem Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg zugehörigen Landesjagdverband Baden-Württemberg. Es setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen: 

Der erste beruht auf der Analyse des Generalwildwegeplanes des Landes und des Fachplans Landesweiter Biotopverbund Baden-Württemberg. Der Generalwildwegeplan berücksichtigt vor allem die waldbewohnenden Tierarten – wie Wildkatze und Luchs. Im Biotopverbund sind die Biotopinseln dargestellt, die für das Überleben von Arten des Offenlands von besonderer Bedeutung sind. Aufbauend auf den beiden Fachplänen wurden die Stellen identifiziert, bei denen das Straßennetz ein besonders hohes Konfliktpotential für die Verbundkorridore darstellt. Wie diese Konfliktstellen entschärft werden können, wird in Steckbriefen dargestellt. Diese Analyse ist bisher einmalig in ganz Deutschland. 

Ein zweiter Baustein des Landkonzepts Wiedervernetzung besteht in der Identifizierung, Aktualisierung und Priorisierung der Amphibienwanderstrecken; einem Kooperationsprojekt, das zusammen mit dem NABU Baden-Württemberg durchgeführt wurde. Im Zuge einer Abfrage haben zahlreiche Ortsgruppen des NABU Baden-Württemberg, des BUND Baden-Württemberg und von weiteren Naturschutzverbänden sowie die unteren Verwaltungsbehörden und Regierungspräsidien wertvolle Daten zu bekannten Amphibienwanderstrecken geliefert. Aus über 200 näher untersuchten Strecken wurden 40 besonders vordringliche Abschnitte ausgewählt, die für das Überleben von Amphibienpopulationen von besonderer Bedeutung sind. 

Schließlich wurde eine Priorisierung der im Wiedervernetzungsprogramm des Bundes enthaltenen Wiedervernetzungsabschnitte an baden-württembergischen Bundesfernstraßen vorgenommen. Dieser dritte Baustein zielt vor allem auf den Bau von Grünbrücken an Autobahnen und Bundesstraßen.

Das Landeswiedervernetzungskonzept bildet damit die Basis für gezielte und fachlich fundierte Schritte, mit denen die Artenvielfalt erhalten werden kann. Die Straßenbauverwaltung erhält eine Planungsgrundlage, um bei dem Neu- und Ausbau sowie beim Erhalt von Straßen Zerschneidungen zu vermeiden oder wenigstens zu vermindern. Auf das Konzept kann zudem zurückgegriffen werden, soweit aus den Um- und Ausbautiteln für Bundesfernstraßen Haushaltsmittel zur Verfügung stehen oder im Land Mittel für Wiedervernetzungsmaßnahmen verfügbar sind. Schließlich kann durch die Umsetzung von Kompensationsmaßnahmen in den Verbundkorridoren und im Bereich von Amphibienwanderstrecken ein wichtiger Beitrag zur Wiedervernetzung und zum Artenschutz geleistet werden.

„Das Land Baden-Württemberg will bei der Wiedervernetzung von Lebensräumen eine Vorreiterrolle einnehmen“ betonte Splett. „Das Landeskonzept Wiedervernetzung ist ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt, die letztlich auch Teil unserer eigenen Lebensgrundlagen ist. Wildkatzen und Luchse sollen wieder den Weg in unsere Wälder finden und Amphibien sollen sicher zu ihren Laichgewässern gelangen. Die Straßenbauverwaltung des Landes will sich ihrer Verantwortung hierfür stellen.“

Hintergrundinformationen:

Seit 1975 hat sich das Verkehrsaufkommen in Deutschland vervierfacht. Im selben Zeitraum hat sich auch die Zahl der Wildunfälle verfünffacht. Ein deutliches Zeichen, dass Wildtiere immer mehr Barrieren überwinden müssen, um Nahrung, Ruhezonen oder Partner zu finden. In unserer dicht bebauten und von Verkehrswegen durchzogenen Kulturlandschaft ist es für Wildtiere nicht einfach, von einem Lebensraum zum anderen zu wandern. Sie stoßen dabei auf eine Vielzahl von Hindernissen, vor allem in Form von stark befahrenen Straßen. All dies trägt zu der in den letzten Jahrzehnten immer stärker gewordenen Gefährdung vieler Tier- und Pflanzenarten bei.

Das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur wird im vierten Quartal 2015 eine umfassende Arbeitshilfe zum Landeskonzept Wiedervernetzung an Straßen veröffentlichen. Diese Arbeitshilfe wird neben einer detaillierten Projektbeschreibung und verschiedenen Prioritätenlisten samt Steckbriefen, diverse Übersichts- und Detailkarten sowie Hinweise zur Anwendung des Landeskonzepts Wiedervernetzung bei der Standortfindung und Planung von Wiedervernetzungsmaßnahmen enthalten.

Weitere Informationen:

Themenseite mit ausführlicher Projektbeschreibung, die Gesamt- und Prioritätenlisten sowie die Steckbriefe der wichtigsten MaßnahmenbereicheKommentare und Anregungen hierzu sind willkommen und können noch in die in Vorbereitung befindliche Arbeitshilfe einfließen.

Weitere Meldungen

Ein abgewandeltes Ortsschild auf dem das Wort Lärm durchgestrichen ist und ein Pfeil in Richtung des Wortes Ruhe weist. (Bild: Fotolia.com/ K.C.)
  • Lärm

Staatssekretärin Zimmer: Tempo 30 hilft gegen Straßenlärm

Breisgau-S-Bahn im Landesdesign (bwegt)
  • SCHIENE

Zuverlässigkeit auf der Breisgau-S-Bahn wird verbessert.

Eine Eiswaffel liegt auf dem Boden. Eiskugel, die aussieht wie die Erde liegt daneben und schmilzt langsam.
  • Klima

Statt Fahrverbote wirksame Maßnahmen für weniger CO2-Ausstoß

RE zwischen Singen und Stuttgart (Gäubahn) - hier zwischen Aistaig und Sulz, im Vordergrund der Neckar (Bild: Deutsche Bahn AG/ Georg Wagner)
  • SCHIENE

Land plant deutliche Angebotsverbesserungen auf und zu der Gäubahn

Verkehrsminister Winfried Hermann (Mitte) beim offiziellen Start der Batteriezüge Mireo Plus im Fahrgastbetrieb
  • SCHIENE

Batterie statt Diesel

Ladekabel für ein E-Auto wird in das Fahrzeug gesteckt.
  • E-Mobilität

Charge@BW bringt Schub bei Ladeinfrastruktur und für die E-Mobilität

Offizielle Freigabe der neuen Enzbrücke
  • Strasse

Ersatzneubau der Enzbrücke Niefern im Zuge der B 10 eröffnet

Ein Motorradfahrer fährt auf einer Landstraße
  • Lärm

Schutz vor Motorradlärm durch Tempolimits

Zwei Lokführer stehen am Kopf eines Zuges der SWEG und lachen in die Kamera.
  • ÖPNV

Bündnis: Hand in Hand gegen den Fachkräftemangel im ÖPNV

Logo des Verkehrsministerium an einer Hauswand.
  • ÖPNV

Kostensteigerungen in der Busbranche werden durch fallende Dieselkosten gedämpft

Mitarbeiter auf einer Baustelle im Gespräch (Bild: stock.adobe.com/ Agnor Mark Rayan)
  • Straße

Weitere Großprojekte an die DEGES übergeben

Ein Maschine asphaltiert eine Straße.
  • Strasse

Mehr als 380 Millionen für die Sanierung des Bundes- und des Landesstraßennetzes

Stuttgart 21 Hbf_innen-Neue_Bahnsteighalle_Bahnsteig_Quelle: DB/plan b_Atelier Peter Wel
  • S 21

Gemeinsame Erklärung der Projektpartner von Stuttgart 21

Das Gebäude des Bundesrates in Berlin (Bild: Bundesrat)
  • SCHIENE

Bundesrat: Änderung des Bundesschienenwegeausbaugesetz

Ein weißes Fahrrad steht an einem Laternenmast.
  • RAD

Deutlich weniger Unfälle durch bessere Radwege und Tempolimits

Junge auf Autobahnbrücke hält sich die Ohren zu (Bild: Fotolia.com/ miredi)
  • Lärm

Öffentlichkeitsbeteiligung für Lärmaktionsplan startet

Aussenansicht eines Passagierszuges mit Blick auf den Führerstand des Zuges.
  • SCHIENE

Land und DB Regio vereinbaren Plan für besseren Bahnverkehr

Güterzug (Bild: Fotolia.com/ ThKatz)
  • SCHIENE

Fahrgäste und Güterverkehr dürfen nicht die Leidtragenden sein

Ein Bus steht an einer Haltestelle.
  • ÖPNV

Land fördert über 200 umweltfreundliche Busse

Erdkröte bei Straßenquerung
  • Amphibien

Achtung: Amphibien wandern wieder

  • Bahn

Donau-Iller stellt Weichen für den Ausbau

Mitarbeiter auf einer Baustelle im Gespräch (Bild: stock.adobe.com/ Agnor Mark Rayan)
  • STRASSE

Land plant Kooperation beim Ausbau der B 33 mit DEGES

Ein Zug fährt am Ufer eines großen Sees durch die Weinberge.
  • BAHN

Bodenseegürtelbahn: Finanzierung bleibt große Herausforderung

  • RAD

Initiative RadKULTUR fördert so viele Landkreise wie nie zuvor

Zug im Landesdesign
  • SCHIENE

Tauberbahn: Pünktlichkeit und Stabilität verbessern

// //