Zum Erreichen der Klimaschutzziele im Verkehr ist die Umstellung der Nutzfahrzeuge auf lokal emissionsfreie Antriebe von entscheidender Bedeutung. Mehr als ein Drittel der verkehrsbedingten CO2-Emissionen entstehen durch Nutzfahrzeuge, 80 Prozent davon durch schwere Nutzfahrzeuge (mehr als 3,5 Tonnen).
Derzeit wird insbesondere von Seiten der Fahrzeughersteller angenommen, dass der überwiegende Anteil der Lkw-Flotte auf batterieelektrische Antriebe umgestellt werden wird. Voraussetzung hierfür ist eine ausreichend dimensionierte Ladeinfrastruktur (LIS) im öffentlichen und privaten Raum. In den ersten Jahren wird der Aufbau von Ladeinfrastruktur vorwiegend privat (im Depot) stattfinden. Nach und nach wird das Netz durch öffentliche Ladeinfrastruktur erweitert.
Zur Ermittlung und Abschätzung des künftigen Bedarfs an öffentlicher Ladeinfrastruktur für E-LKW in Baden-Württemberg wurde eine entsprechende Studie durch das Verkehrsministerium in Auftrag gegeben.
Studie zu Anzahl der Ladepunkte
Die Studie untersucht für die Zieljahre 2027, 2030 und 2035 den voraussichtlichen Bedarf an öffentlichen und privaten Ladepunkten für den Schwerlastverkehr in Baden-Württemberg, unter der Prämisse, dass diese ausreichend dimensioniert sein wird, um die Klimaschutzziele im Verkehr zu erreichen.
Die Studie gibt erstmals ein detailliertes Bild, wie eine bedarfsgerechte Flächendeckung im Land hergestellt werden kann. Standorte für Lkw-Ladeinfrastruktur haben gänzlich andere Voraussetzungen, als Pkw-Ladeinfrastruktur (Flächenbedarf, Stromanschluss, Aufenthaltsqualität).
Eine frühzeitige Suche von passenden Standorten ist daher ein Schlüsselelement zum Aufbau der Infrastruktur. In der Analyse wir davon ausgegangen, dass der für den Ausbau von Ladeinfrastruktur nutzbare Anteil der bebaubaren Flächen gering ist, weshalb ein Prozent der bebaubaren Fläche für Industrie- und Gewerbegebiete und 50 Prozent der Fläche von heute verfügbaren Lkw-Parkplätzen als potenzielle Fläche zur Errichtung von E-Ladeinfrastruktur berücksichtigt wird.
Unter dieser Annahme können jedoch genügend Flächen modelliert werden, um die prognostizierten Bedarfe zu decken. Wenn 50 Prozent der verfügbaren Parkplätze für das Laden genutzt werden, können so insgesamt allerdings nur rund 17 Prozent des notwendigen Bedarfs an öffentlicher LIS gedeckt werden. Die restlichen Flächen müssen anderweitig erschlossen und als Parkflächen ausgewiesen werden.
Insgesamt sind fast 4.800 Standorte nach potentieller Eignung bewertet worden (davon 260 existierende Lkw-Parkplätze). Kriterien wie Aufenthaltsqualität, Entfernungen zu Umschlagplätzen, Umspannwerken und zum TEN-V-Gesamtnetz sowie die Größe der potentiell vorhandenen Flächen wurden zur Bewertung herangezogen.
Interaktive Karte: Mögliche Standorte für E-Ladepunkte für Lkw
Szenarien
Der Hochlauf des Anteils an E-Fahrzeugen wird anhand von zwei verschiedenen Szenarien prognostiziert. Die unterschiedlichen Ergebnisse der Szenarien lassen sich für die untersuchten Jahre 2027, 2030 und 2035 in der interaktiven Karte getrennt anzeigen.
Zielszenario:
- Bedarf an LIS der ausreichend ist, um die gesetzlichen Klimaschutzziele zu erreichen.
Mindestszenario:
- Gibt den Mindesthochlauf an, der nötig ist um den Bedarf zu decken, wenn andere Instrumente zur Anreizung der Flottenumstellung ausbleiben (zum Beispiel Anhebung des CO2-Preises)
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass grundsätzlich ausreichend potentiell geeignete Flächenpotentiale verfügbar sind, um den Bedarf in den Zieljahren 2027, 2030 und 2035 decken zu können. Voraussetzung ist jedoch eine großflächige Neuausweisung von Flächen für das Laden von E-Lkw. Technische Entwicklungen, die Ladevorgänge beschleunigen sind hier bereits eingerechnet. Dennoch gibt es einzelne Regionen in Baden-Württemberg für die aufgrund des erwarteten hohen Bedarfs mit Flächenengpässen zu rechnen ist (insbesondere autobahnnahe Standorte sowie die Region Karlsruhe und Pforzheim).
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Dokument: Bedarfs- und Standortanalyse zum flächendeckenden Laden von E-Lkw (PDF, barrierefrei)