Um die Klimaziele zu erreichen, muss Baden-Württemberg weniger Treibhausgase wie Kohlenstoffdioxid (CO2) produzieren. Der Verkehrssektor spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Das Verkehrsministerium hat untersuchen lassen, ob die bisherigen Maßnahmen ausreichen, um die Klimaziele im Verkehr zu erreichen. Expert:innen von Planungsbüros und der Universität Stuttgart haben dafür zwei Szenarien berechnet:
- Bezugsszenario: Es zeigt die Wirkung der Maßnahmen, die bereits verabschiedet und im Koalitionsvertrag vereinbart sind.
- Klimaschutzszenario: Es zeigt, mit welchen zusätzlichen Maßnahmen die Klimaziele erreicht werden können.
Aktuelle Maßnahmen reichen nicht aus
Das Ergebnis der Expert:innen ist eindeutig: Ohne zusätzliche Maßnahmen sinken die Emissionen nicht ausreichend. Das Bezugsszenario verfehlt die Klimaziele. In ihm sinken die CO2-Emissionen bis 2030 nur um zwölf Prozent – nötig wären 55 Prozent (gegenüber 1990). Bis 2040 sinken sie um 65 Prozent.
Aber die Ziele sind erreichbar: Mit zusätzlichen Klimaschutzmaßnahmen, die im Klimaschutzszenario beschrieben sind, sind 55 Prozent weniger Emissionen bis 2030 möglich. Bis 2040 ist die vollständige Klimaneutralität erreichbar.
Fünf zentrale Erkenntnisse
Wenn klimafreundliche Antriebe und ein anderer Umgang mit Mobilität zusammenkommen, können die Ziele erreicht werden. Dafür brauchen wir die Antriebswende mit dem Umstieg auf E-Autos und klimafreundliche Kraftstoffe sowie die Mobilitätswende mit dem Umstieg auf Bus, Bahn, Fahrrad und Zufußgehen.
Die Ergebnisse der Expert:innen zeigen: Wir brauchen viele Maßnahmen, um ans Ziel zu kommen. Besonders wirksam sind dabei Maßnahmen, die wenig staatliche Ausgaben (Ordnungspolitik) erfordern oder sogar Einnahmen erzeugen (Abgaben). Der Ausbau der Bahn, Tempolimits, ein höherer CO2-Preis und Parkraummanagement sind die wirksamsten vier Maßnahmen.
Die Europäische Union (EU), der Bund, das Land und die Kommunen müssen zusammenarbeiten. Geht nur einer voran, werden die Klimaziele im Verkehr nicht erreicht.
- Die größte Wirkung auf die Klimaziele haben die EU und der Bund (55 Prozent). Der Bund steuert das am ehesten über ein klimafreundliches Straßenverkehrsrecht, CO2-Preise und Steuern.
- Maßnahmen auf Länderebene erzielen ebenfalls eine Wirkung (25 Prozent). Das Land steuert das am ehesten über einen Ausbau des Öffentlichen Verkehr, mehr Förderungen und gesetzliche Rahmenbedingungen zum Beispiel für digitale Parkraumkontrollen.
- Kommunen erzielen durch ihre Maßnahmen auch eine signifikante Wirkung (20 Prozent). Sie steuern das am ehesten über das Parkraummanagement, Vorteile für E-Autos und ein gutes ÖPNV-Angebot.
Machen wir so weiter wie bisher (Bezugsszenario) ist unser CO₂-Budget im Verkehr bereits 2030 aufgebraucht. Im Klimaschutzszenario reicht das Budget fast aus. Doch je länger wir mit weiteren Klimaschutzmaßnahmen warten, desto eher überschreiten wir auch hier unser zulässiges CO₂-Budget. Das CO₂-Budget beschreibt wie viel Kohlenstoffdioxid der Verkehr in Baden-Württemberg maximal ausstoßen darf, um die langfristige und globale Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.
Grundsätzlich führt nachhaltige Mobilität zu weniger Kosten für die eigene Mobilität, auch wenn manche Maßnahmen zu höheren Preisen führen können. Teuerstes Verkehrsmittel ist und bleibt das eigene Auto. Wer dagegen auf Bus, Bahn oder Fahrrad umsteigt, spart oft deutlich. Das weisen die Expert:innen im Klimaschutzszenario nach. Haushalte können laut dem Szenario ab 2030 jährlich bis zu vierstellige Beträge einsparen, indem sie ihren Mobilitätsmix verändern. Das trifft auf Einpersonen- wie Mehrpersonenhaushalte gleichermaßen zu.
