Zukunftswege gestalten – unter diesem Titel hat die dritte Fußverkehrskonferenz Baden-Württemberg in Ulm stattgefunden. Auf der Fachkonferenz stellte das Verkehrsministerium Bausteine der geplanten Fußverkehrsstrategie für Baden-Württemberg vor. Zufußgehen ist die natürlichste Art, um sich fortzubewegen. Deshalb verfolgt das Verkehrsministerium das Ziel, den Fußverkehr landesweit zu stärken und zu verbessern. Im Fokus stehen die Mobilität von Kindern und Jugendlichen sowie hindernisfreie Gehwege.
Verkehrsminister Hermann betonte auf der Fachkonferenz: „Wir alle sind Fußgängerinnen und Fußgänger auf dem Weg zum Einkauf oder zum Arbeitsplatz. Wir alle nutzen Gehwege. Kinder gehen zu Fuß zur Schule. Keine Art der Fortbewegung ist so natürlich wie das Zufußgehen. Wer jedoch mit einem Kinderwagen, einem Rollstuhl oder einer Gehhilfe unterwegs ist, wird heute zu oft durch Hindernisse ausgebremst. Wir wollen dazu beitragen, dass die Gehwege nicht als Abstellfläche für Autos, Mülltonnen oder Werbeschilder genutzt werden. Nur hindernisfreie Gehwege sind attraktive Gehwege.“
Multifunktionsflächen und sichere Schulwege stehen im Mittelpunkt
Eine mögliche Lösung für das Problem lautet: Multifunktionsflächen. Innerhalb einer begrenzten Fläche bündeln Multifunktionsflächen verstreute Hindernisse wie Parkscheinautomaten oder Fahrradabstellanlagen und machen den Fußweg für alle Fußgängerinnen und Fußgänger frei. Das Verkehrsministerium entwickelt hierfür Musterlösungen.
Ein weiterer Fokus liegt auf sicheren Schulwegen für Kinder und Jugendliche, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sind. Hermann ist überzeugt: „Kinder gehen gerne gemeinsam mit ihren Freundinnen und Freunden zur Schule. Viel zu häufig werden sie jedoch mit einem Elterntaxi bis zu den Schultoren gefahren, weil die Eltern kein gutes Gefühl haben, wenn sie ihre Kinder alleine zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Roller zur Schule gehen oder fahren lassen. Wir wollen Schulwege sicher machen, damit sich Kinder eigenständig und selbstaktiv im Straßenverkehr bewegen können.“
Schulwegpläne und Schulstraßen statt Elterntaxis
Hierzu entstehen bereits flächendeckend Schulwegpläne, damit die Kinder die sichersten Wege zur Schule finden. Zudem müssen Gefahren und Hindernisse auf diesen Wegen so schnell wie möglich beseitigt werden. Dazu gehört die Kontrolle von Falschparkenden, die Beachtung von Mindestbreiten bei Fußwegen, fußgängerfreundliche Ampelschaltungen und ausreichend Querungsmöglichkeiten (beispielsweise Zebrastreifen). Die Fußverkehrsstrategie zeigt dafür konkrete Schritte auf. Besonders kritisch ist die Lage zu Schulbeginn unmittelbar vor der Schule, wenn viele Eltern gleichzeitig ihre Kinder mit dem Auto vor der Schule absetzen. Dazu sagte Verkehrsminister Hermann: „Wir wollen Kommunen dazu anregen Schulstraßen einzurichten, um das morgendliche Verkehrschaos vor den Schulen aufzulösen und die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler zu erhöhen.“ Bei Schulstraßen handelt es sich um die meist temporäre Sperrung einer oder mehrerer Straßen im Umfeld einer Schule für den Autoverkehr. Die Anordnung ist bereits heute rechtlich möglich. Das Verkehrsministerium wird hierzu Regellösungen aufzeigen.
Das Land möchte außerdem durch Rahmensetzungen und verschiedene Unterstützungsangebote zur fußgängerfreundlichen Planung beitragen. Für die Umsetzung sind viele weitere Akteurinnen und Akteure – insbesondere in den Kommunen – notwendig. Daher ist die Fußverkehrskonferenz der richtige Anlass, um mit Politikerinnen und Politikern sowie Verwaltungsexpertinnen und -experten auf Landesebene, in Regierungspräsidien und Kommunen in den Austausch zu treten, die geplanten Maßnahmen zu diskutieren und für eine fußgängerfreundliche Verkehrspolitik vor Ort zu werben.
Der erste Fußverkehrspreis geht an …
Viele vorbildliche Projekte werden bereits jetzt schon umgesetzt. Zum Auftakt der Fußverkehrskonferenz hat Minister Hermann den ersten Fußverkehrspreis des Landes an die Preisträger vergeben. In der Kategorie Infrastruktur ist die Gemeinde Nußloch für die umfassende fußverkehrsfreundliche Umgestaltung einer Ortsmitte mit dem ersten Preis ausgezeichnet worden. In der Kategorie „Partizipation und Beteiligung“ erhielt die Kampagne „Umsichtig unterwegs in Mannheim – aufpassen und anpassen“ den ersten Preis. Dabei geht es um die gegenseitige Rücksichtnahme und Achtsamkeit sowie die Sensibilisierung zum Thema Barrierefreiheit. In der Kategorie „Fußverkehr vernetzt gedacht“ erhielt die Stadt Lauchheim den ersten Preis. Die Kommune engagiert sie sich aktiv für die Förderung des Fußverkehrs und insbesondere für die Schulwegeplanung.
An der Konferenz nahmen über 300 Personen teil, vor allem aus Kommunen, der Landesverwaltung, aber auch aus Verbänden, privaten Dienstleistungs- und Planungsbüros, sowie aus Wissenschaft und Forschung. Gastgeber ist die landeseigene Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) im Auftrag des Verkehrsministeriums Baden-Württembergs.