Probleme bei den neuen Nahverkehrszügen zeigen für Verkehrsminister Hermann, dass die Hersteller an ihre Grenzen kommen
Der holprige Start von Go-Ahead mit Verspätungen und Zugausfällen durch defekte Neufahrzeuge zeigt für den baden-württembergischen Verkehrsminister Winfried Hermann die Auswirkungen der langwierigen Probleme im deutschen Schienenverkehrssystem.
Hermann verwies im Landtag auf eine mangelhafte Infrastruktur, die einen erheblichen Investitionsbedarf aufweise, was das Nichtfunktionieren von Weichen und Signalen vor Augen führe. „Aber auch die Wagenindustrie wurde seit Jahrzehnten abgebaut, da sie immer seltener öffentliche Aufträge bekommen hat“, so Hermann. „Wenn jetzt überall massiv Straßenbahnen, S-Bahnen und Nahverkehrszüge bestellt würden, kommen diese Unternehmen an ihre Grenzen und schaffen es nicht mehr, rechtzeitig und in guter Qualität zu liefern“.
So habe Bombardier von den versprochenen 18 neuen Zügen nur zwei pünktlich geliefert. Die Züge von Stadler kamen so knapp, dass kein Probebetrieb stattfinden konnte, um auftretende Probleme zu erkennen und zu lösen. „Dazu haben alle Bahnunternehmen massiv damit zu tun, qualifiziertes Personal zu finden, auszubilden und an sich binden.“
Neben zusätzlichen IRE-Zügen, die Verspätungen ausgleichen, der Nutzung des IC zwischen Pforzheim und Karlsruhe zum Nahverkehrstarif kündigte Hermann an, auf Landeskosten einen generellen Lokführer-Pool zu bilden, um kurzfristige Ausfälle etwa durch krankes Personal sofort ausgleichen zu können.
Im Verkehrsministerium findet mit Go-Ahead ein tägliches Gespräch statt, um schnell auf Probleme reagieren zu können. „Nicht die Landesregierung fährt die Züge, es gibt Verträge mit den Eisenbahnunternehmen. Wir nehmen sie in die Pflicht und schauen, dass die Probleme schnell gelöst werden“, so der Verkehrsminister im Landtag.