Mit dem Ausbau einer Landesstraße im Nassachtal im Landkreis Göppingen beschreitet das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur (MVI) Neuland im Straßenbau. Erstmals wird ein Neubau, der auf Grund der strukturellen Unterfinanzierung im Straßenbau auf lange Sicht nicht finanzierbar gewesen wäre, durch eine Erhaltungsmaßnahme ersetzt. „Wir müssen langfristig umdenken, nicht jede in die Jahre gekommene Straße kann in Zukunft grundsaniert und ausgebaut werden. Ich hoffe, dass die Lösung im Nassachtal Schule macht“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann am Freitag, 18. Mai in Stuttgart.
Der auszubauende Streckenabschnitt der L 1152 liegt zwischen Nassach und Baiereck bei Uhingen und bildet den mittleren Teil der Nassachtalstraße. Er ist rund 2,2 km lang und weist eine Breite von 4,70 m bis 5,00 m auf. Die Straße stammt aus den 1960/70er-Jahren und weist starke Fahrbahnschäden und ausgebrochene Ränder auf. Seit Jahren verlangen die Bewohnerinnen und Bewohner des Tals den Ausbau der Straße. Allerdings ließen die leeren Kassen des Landes den fälligen Neubau in den vergangenen Jahren nicht zu – und auch zukünftig wäre eine Realisierung nicht absehbar.
Die neue Strategie des Landesverkehrsministers setzt nun auf eine nachhaltige und pragmatische Lösung, die zeitnah realisiert werden kann. Um Landesstraßen mit geringerer Verkehrsbelastung, die sich aber in einem sehr schlechten und damit auch in einem gefährlichen Zustand befinden, rasch ertüchtigen zu können, sollen diese mit deutlich reduzierten Standards erneuert werden. Das Pilotprojekt zielt nach Hermanns Worten darauf ab, erhebliche Kosten einzusparen, etwa durch eine gegenüber einem Neubau geringere Fahrbahnbreite.
Auf der Nassachtalstraße wird darüber hinaus ein innovatives Bauverfahren hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und Umweltfreundlichkeit getestet. Der bestehende Fahrbahnaufbau soll vor Ort aufbereitet und in einer Kaltrecyclingschicht wieder mit eingebaut werden. Dabei wird die vorhandene Straßenbefestigung aufgefräst, mit Zement und Bitumenemulsion gemischt und anschließend wieder verdichtet. Die teerbelasteten Bestandteile werden auf diese Weise gebunden und belasten damit nicht die Umwelt. Mit diesem Verfahren kann das Material im Straßenkörper verbleiben und es wird trotzdem eine hohe Festigkeit erzielt. Neben dem Neuaufbau der Fahrbahn wird die Entwässerung der Straße hergestellt, um eine nachhaltige und dauerhafte Sanierung der Nassachtalstraße sicherzustellen.
Verkehrsminister Hermann will durch diese Herangehensweise die knappen Mittel wirtschaftlicher einsetzen, um auf diese Weise mehr Straßen im Land sanieren zu können: „Wenn wir für die Kosten einer Neubaumaßnahme zwei bis drei Sanierungen finanzieren können, haben schlussendlich viel mehr Bürgerinnen und Bürger einen Nutzen, als von einer Ausbaumaßnahme mit Top-Standards.“
Mit den Arbeiten im Nassachtal wird am kommenden Montag, 21. Mai begonnen. Die Straße wird dann voraussichtlich bis zum 03. August 2012 für den Verkehr voll gesperrt sein. Die Bauarbeiten sind angesichts der geringen Fahrbahnbreite nur unter Vollsperrung möglich Die Umleitung erfolgt von der B 10 kommend über Ebersbach - Büchenbronn und dann über die Landesstraße in Richtung Schorndorf wieder nach Baiereck und umgekehrt. Für den Busverkehr wurde ein Ersatzfahrplan erstellt und in der Region bekanntgemacht.
Das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur und das Regierungspräsidium bitten die betroffenen Verkehrsteilnehmer und Anwohner um Verständnis für die unvermeidbaren Beeinträchtigungen.
Quelle:
Ministerium für Verkehr und Infrastruktur Baden-Württemberg