SCHIENE

Frankenbahn endlich ausbauen: BW und Bayern appellieren an Bund

Lesezeit: 8 Minuten
  • Teilen
  •  
Schienen (Bild: stock.adobe.com/ Nadia nb)

Die Frankenbahn zwischen Stuttgart und Würzburg ist nicht durchgängig zweigleisig und es fehlt an Haltepunkten für den Nahverkehr. Eine neue Studie zeigt auf, welche Ausbaumaßnahmen notwendig wären, damit diese wichtige Nord-Süd-Verbindung für den Personen-, aber auch für den Güterverkehr attraktiver wird. Baden-Württemberg und Bayern appellieren an den für Bundesschienenwege zuständigen Bund, entsprechend aktiv zu werden.

Durch den Ausbau könnten die Fahrzeiten verkürzt und die Pünktlichkeit im regionalen Bahnverkehr deutlich verbessert werden. Für Fahrzeitgewinne wären einzelne Begradigungen und Überhöhungsanpassungen auf der Strecke erforderlich. Bestehende Haltepunkte, die teils nur für eine Richtung bestehen, müssten ausgebaut und in Neckarsulm müsste ein Verbindungsgleis hergestellt werden. Um schließlich in einem weiteren Schritt den 30-Minuten-Takt auch auf der Frankenbahn einzuführen, wie dies der Koalitionsvertrag für ganz Baden-Württemberg bis 2030 vorsieht, müsste dafür auch der eingleisige Engpass zwischen Züttlingen und Möckmühl durch einen Ausbau auf zwei Gleise beseitigt werden.

Minister Hermann: Frankenbahn ausbauen und digitalisieren

Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann MdL sagte: „Die Frankenbahn ist eine der wichtigsten Nord-Süd-Achsen in Süddeutschland. Nach dem Bau der Schnellfahrstrecke Stuttgart–Mannheim wurde sie jahrzehntelang vernachlässigt. Sie ist jedoch Teil des europäischen TEN-V-Kernnetzes und wird sowohl durch den Personen- als auch den Güterverkehr enorm beansprucht. Die Ergebnisse aus der Studie zeigen, wo es den dringendsten Ausbaubedarf gibt. Nun ist der Bund als Eigentümer am Zug, der eine grundgesetzliche Verantwortung für die Eisenbahninfrastruktur hat. Die geplante Digitalisierung der Schiene in Deutschland muss auch auf der Frankenbahn mit ihren noch veralteten Stellwerken kommen.” 

Bayerns Verkehrsminister Bernreiter: Für eine zukunftsfähige Schiene

Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter sagte: „Wir wollen eine zukunftsfähige Schieneninfrastruktur zwischen den beiden Bahnländern Baden-Württemberg und Bayern. Die Verbesserungen dürfen sich aber nicht nur auf die Achse zwischen den beiden Landeshauptstädten beschränken. Umso wichtiger ist die Machbarkeitsstudie zur Frankenbahn, die einmal mehr zeigt, dass es oft die vielen kleineren Ausbaumaßnahmen sind, mit denen man eine Bahnstrecke zügig attraktiver machen kann. Damit diese Maßnahmen aber eine Finanzierungsperspektive erhalten, muss der Bund nun auch umgehend das im Koalitionsvertrag angekündigte Programm ‘Schnelle Kapazitätserweiterung’ auf den Weg bringen.“

Das Land Baden-Württemberg hatte im Jahr 2020 eine Untersuchung in Auftrag gegeben, um zu klären, welche Verbesserungen vor allem bei der Pünktlichkeit und welche Kapazitätsausweitungen auf der Frankenbahn möglich und welche Infrastrukturausbauten dafür sinnvoll und vordringlich sind. Begleitet wurde die Studie von einem Arbeitskreis, dem der Gutachter und die landeseigene Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) sowie Vertreter des Verkehrsministeriums, die an der nördlichen Frankenbahn liegenden Landkreise Heilbronn, Neckar-Odenwald-Kreis, Main-Tauber-Kreis, die Stadt Heilbronn und die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) angehörten.

Inhalt der Untersuchung: Möglichkeiten des Infrastrukturausbaus und Optimierung von Fahrplänen

Die Studie wurde von der NVBW ausgeschrieben und zwischen Januar und Februar 2022 durch ein Konsortium aus der Rail Management Consultants International GmbH und der Ingenieurgesellschaft für Verkehrs- und Eisenbahnwesen mbH erstellt. Das Konsortium untersuchte und bewertete die Möglichkeiten des Infrastrukturausbaus und der Optimierung von Fahrplänen. Der Fokus der Untersuchung lag auf dem nördlichen Abschnitt zwischen Heilbronn und Würzburg.

Die Planungsaufgabe war komplex: Die Fahrplanlage des Regionalexpresses RE 8 wird durch Fernverkehrsanschlüsse in Würzburg und Stuttgart sowie durch die Anschlüsse in Osterburken und Lauda bestimmt. Besonderes Augenmerk legten die Gutachter daher auch auf den Knoten Lauda. Hier sind gute Übergänge zwischen Frankenbahn und Tauberbahn mit den Städten Tauberbischofsheim und Bad Mergentheim eine besondere Herausforderung. Darüber hinaus haben die Gutachter auch untersucht, welche Fahrzeitgewinne durch punktuelle Begradigungen der Strecke entstehen könnten.

Ergebnis: Ausbau der Frankenbahn zwingend erforderlich

Insgesamt können für den Planungshorizont im Jahr 2030 die Fahrzeiten durch Anpassungen der Infrastruktur um einige Minuten verkürzt werden. Die Fahrzeitgewinne können als Verspätungspuffer im Fahrplan vorgesehen werden bzw. ermöglichen zusätzliche Halte auf der Tauberbahn.

Außerdem ergab die Studie, dass ein zweigleisiger Ausbau zwischen Möckmühl und Züttlingen sich einerseits positiv auf die Betriebsqualität auswirken würde. Für die Umsetzung des im Koalitionsvertrag vereinbarten, flächendeckenden 30-Minuten-Taktes in Baden-Württemberg ist der Ausbau der Frankenbahn in diesem Abschnitt zwingend erforderlich. 

Der die Studie begleitende Arbeitskreis wird in den kommenden Wochen weiterarbeiten, um gemeinsam mit der DB Netz AG die Prioritäten der untersuchten Maßnahmen vertieft zu präzisieren und die weitere Vorgehensweise im Detail zu klären.

Im Anschluss daran werden das Land Baden-Württemberg und Landrat Norbert Heuser (Heilbronn) als kommunaler Koordinator für die Frankenbahn gemeinsam zu einem Termin einladen, bei dem sich auch die Gemeinden entlang der Strecke und Verbände oder Initiativen beteiligen können. Ein erstes derartiges Treffen hatte am 18. Januar 2019 in Osterburken unter dem Titel „Zukunftskommission Frankenbahn“ stattgefunden.

Der vollständige Ergebnisbericht der Machbarkeitsstudie steht hier: Extern: http://nvbw.de/machbarkeitsstudie-frankenbahn (Öffnet in neuem Fenster)

Statements zur Frankenbahn

Weitere Meldungen

An einem Bahnhof stehen versetzt nebeneinander drei verschiedene Züge.
Qualitätsranking

Pünktlicher Schienenverkehr hat Priorität

Bahngleis mit Zug im Hintergrund.
Schiene

Zuschlag an DB Regio für Neckartal erteilt

Bodensee-Promenade der Stadt Friedrichshafen
Bodensee-Schifffahrt

Veranstaltungsreihe zu klimaneutralem Bodensee startet

Modellseilbahn Heilbronn, gefördert vom Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg
Seilbahn

Startschuss für urbane Seilbahn in Heilbronn

Die Preisträger und Preisträgerin mit Staatssekretärin Elke Zimmer und Ministerialdirektor Berthold Frieß
ÖPNV-Zukunftskongress

Ministerium für Verkehr und bwegt küren 'BWeger und BWegerin'

Symbole für den öffentlichen Nahverkehr in Leipzig
ÖPNV-Report

ÖPNV-Angebot im Land wächst um 15 Prozent

Ein Motorradfahrer fährt auf einer Landstraße (Bild: © Verkehrsministerium Baden-Württemberg)
Lärm

Initiative Motorradlärm bilanziert Erfolge

Ein Auto mit Kameras und Sensoren auf dem Dach fährt an Parkplätzen vorbei.
Digitale Parkraumkontrolle

Bundesweite Premiere: Digitale Parkraumkontrolle mit Scan-Fahrzeug

Bauarbeiten an einer Brücke (Bild: Fotolia.com/c-vom)
Kommunaler Straßenbau

Land unterstützt Kommunen mit 120 Millionen Euro

Mehrere Spaten stecken in einem Erdhügel.
Bad Urach

Bad Urach: Umbau der B 28 beginnt

Zwei Radfahrer:innen fahren einen Weg an einem Fluss entlang.
STADTRADELN

STADTRADELN 2025: Baden-Württemberg radelt wieder los

Ein Elektroauto lädt an einer Ladesäule.
Elektromobilität

Neuer E-Ladepark an Landesstraße eröffnet

Motorhaube eines Polizeiautos, auf welcher ein Förderbescheid des Verkehrsministeriums für Ladepunkte für Elektro- und Hybridfahrzeuge in Höhe von 787.500 Euro liegt.
Elektromobilität

225 Ladepunkte für die baden-württembergische Polizei

Ein blaues, rundes Schild mit einem Fahrrad als Symbol, welches Sonderwege für Radfahrende kennzeichnet. Im Hintergrund sind Baumkronen.
Radwege

Mehr sichere Radwege im ganzen Land

Fußgänger und Fahrradfahrer
Rad und Fuß

Förderung für Rad- und Fußwege stärkt Verkehrssicherheit