Wo bleibt der Bus? Kommt der Bus noch oder ist er schon durch? Fragen, die Busnutzerinnen und -nutzer oftmals zur Verzweiflung bringen können. Verschiedene Ereignisse im Betriebsablauf des öffentlichen Personen-nahverkehrs verschonen die Fahrgäste leider nicht vor Situationen, die zu Unpünktlichkeit des ausgesuchten Busses führen. Die Fahrgäste bleiben dabei oft ohne Informationen an der einzelnen Haltestelle zurück. Dies wird sich jetzt an zehn Bushaltestellen im Reutlinger Stadtverkehrsgebiet ändern.
Die Fahrplanabweichungen durch Unfälle auf der Strecke, Betriebsstörungen, im Winter durch Glatteis werden zwar schon seit vielen Jahren zentral an der Haltestelle Stadtmitte und an der Haltestelle Unter den Linden direkt neben dem Hauptbahnhof an großen Anzeigetafeln angezeigt. In der Fläche, also im 170 Quadratkilometer großen Reutlinger Stadtverkehrsnetz bedeutet diese Information für die Fahrgäste hohe Kosten in die Infrastruktur, in die Vernetzung und das Anzeigesystem.
Im Gegensatz zu den Autofahrerinnen und -fahrern, die dann über Rundfunk, Navigationsgerät oder abrufbaren Verkehrsinformationen im Mobiltelefon schnell über ein Problem auf den Straßen aktuell informiert sind, bleiben die Benutzer des öffentlichen Personennahverkehrs hier oft im Informationsdefizit. Dies führt unweigerlich zu weniger Attraktivität im Stadtbusverkehr, weiß Mark Hogenmüller, Geschäftsführer der Reutlinger Stadtverkehrsgesellschaft (RSV), aus Erfahrung zu berichten. Sogenannte „Echtzeitsäulen“ sind hier ein attraktiver Lösungsansatz. In Reutlingen startet jetzt ein Modellversuch, den es so noch nirgends im Ländle gibt.
Innovative Technologie im Modellversuch
Oberbürgermeisterin Barbara Bosch und Verkehrsminister Winfried Hermann waren heute die prominenten Buskunden und enthüllten gemeinsam die erste „Echtzeitsäule“ in der Reutlinger Stadtmitte. Direkt neben der Marienkirche werden künftig die Fahrgäste auf einem 12 Zoll Monitor genau informiert, wann ihr Linienbus ankommt. Hier in der Reutlinger Metzgerstraße, die parallel zur großen Fußgängerzone verläuft, fahren täglich über 80 Busse der Linien 1 und 2 ab oder kommen an. Die neue technische Einrichtung gibt es vorerst an zehn Haltestellen im RSV-Netz. Die solarbetriebene Haltestellen-Anzeigesäulen, in schmucken grünem und gelben Aussehen, fast einer überdimensionaler Sonnenblume ähnlich, halten jetzt die Fahrgäste auf dem Laufenden. In der Metzgerstraße, an der Haltestelle Arbeitsamt Albstraße, Haltestelle Bismarckstraße/Karlstraße, an den Hochschulen in der Pestalozzistraße und in Rommelsbach Mitte werden jetzt diese intelligenten klimaneutralen Informationssäulen "Magic Sun Display" installiert.
Durch die solarbetriebene Haltestellen-Anzeigensäule lassen sich ohne aufwändige Vernetzung und Stromzufuhr Informationen an Bushaltestellen darstellen, an denen das bisher nicht möglich war. Die Anzeigentechnologie benötigt lediglich beim Wechsel der Information kurzzeitig Energie, die durch den eingebauten Akku des Solarpanels gewährleitet ist. Die Ansteuerung des autarken Informationssystems erfolgt drahtlos über Mobilfunk. Die Technologie benötigt zur Darstellung von Informationen keine Energie. Das Display ermöglicht eine flexible Darstellung von verschiedenen Schriftbildern, Grafiken, Piktogrammen und Logos. Die Informationen sind unter allen Lichtbedingungen lesbar. Sei es bei direkter Sonneneinstrahlung oder auch bei Dämmerung durch das Umgebungslicht wie zum Beispiel die Straßen-beleuchtung. Ein Akku überbrückt auch die Schlechtwettertage und garantiert den Betrieb der Infosäule auch mehrere Tage ohne Sonne.
Verkehrsminister Winfried Hermann freute sich beim Reutlinger Termin sehr über das Innovationsprogramm ÖPNV III des Landes Baden-Württemberg. Die Finanzspritze des Landes für die Echtzeitsäulen beträgt 32.500 Euro. Der Minister kündigte an, er wolle dafür sorgen, dass der ÖPNV im Südwesten nach und nach mit Systemen zur Echtzeitinformation der Fahrgäste ausgerüstet werde. Dies sei ein wichtiges Element seiner Politik für eine nachhaltige Mobilität.
Quelle:
Ministerium für Verkehr und Infrastruktur Baden-Württemberg