Lärmschutz

Lärmberechnungen auf dem Prüfstand

Berechne Lesezeit
  • Teilen

Erster LUBW-Bericht zur Dauermessung von Straßenverkehrslärm in Karlsruhe und Reutlingen

Wie hoch die Lärmbelastungen entlang der Straßen in Baden-Württemberg sind, das wird üblicherweise berechnet und nicht gemessen. Diese Regelung gilt für ganz Europa. Landesweite präzise Messungen an Straßen wären kaum durchführbar und auch viel zu teuer. Wie zuverlässig diese Berechnungen sind, das überprüft zur Zeit die LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg im Zusammenhang mit dem Aufbau eines Verkehrslärm-Monitorings für Baden-Württemberg. Eine kontinuierliche Verkehrslärmmessung stand schon lange auf der Wunschliste des Kompetenzzentrums des Landes für Umweltfragen, auch um die gesundheitlichen Belastungen der Bevölkerung durch Lärm zuverlässig ermitteln zu können.

„Wir hatten bisher kein Instrument, mit dem wir mittel- bis langfristige Änderungen der Geräuschsituation an Straßen erfassen konnten“, erläutert die Präsidentin der LUBW, Margareta Barth. „Mit Hilfe der neu ausgerüsteten Verkehrsmessstationen können wir künftig dokumentieren, wie sich verkehrsbezogene Maßnahmen zur Lärmminderung auswirken oder wie beispielsweise lärmarme Reifen oder ein steigender Anteil an elektrisch angetriebenen Fahrzeugen die Geräuschkulisse verändern. Zwei weitere Messstationen zur Erfassung des Schienenverkehrslärms sind ebenfalls in Planung.“

Für die Messung des Straßenverkehrslärms wählte die LUBW zwei straßennahe Luftmessstationen aus, an denen bereits Verkehrsdaten ermittelt werden, wie Fahrzeugart, Anzahl und Geschwindigkeit. So kann künftig der Lärm gleich im Zusammenhang mit dem Verkehrsaufkommen analysiert werden. Im November 2012 wurde die Straßenverkehrslärm-Messstation „Karlsruhe Rheinhold-Frank-Straße“ und im März 2013 die Station „Reutlingen Lederstraße-Ost“ in Betrieb genommen. Die aktuellen Geräuschmesswerte können auf den Webseiten der LUBW verfolgt werden.

Jetzt hat die LUBW den ersten Bericht zu diesen Messungen vorgelegt. Der Vergleich der Messwerte mit den berechneten Werten auf Basis der realen Verkehrszahlen zeigt für Karlsruhe eine sehr gute Übereinstimmung. Lediglich 1 Dezibel Unterschied konnte festgestellt werden. In Reutlingen sind die Unterschiede zwischen dem berechneten und dem gemessenen Schallpegel mit bis zu 5 Dezibel wesentlich größer. Dies liegt vermutlich an der viel komplexeren Straßensituation und an unterschiedlichen weiteren Einflüssen. Die Ursachen sollen im Detail künftig näher ermittelt werden.

An beiden Stationen wurden hohe Schallpegel gemessen. In Karlsruhe beträgt der ermittelte durchschnittliche Tagpegel (6 bis 22 Uhr) 67,0 Dezibel, in Reutlingen 74,3 Dezibel. Nachts (22 bis 6 Uhr) vermindert sich der durchschnittliche Schallpegel um rund 5 Dezibel; der Nachtpegel in Karlsruhe beträgt 62,4 Dezibel, in Reutlingen sind es 69,3 Dezibel. Beide Standorte liegen damit deutlich über den Grenzwerten, welche heute für den Neubau oder die wesentliche Änderung von Straßen gelten. Die Karlsruher Messstation steht an einer zweispurigen viel befahrenen Straße, während in Reutlingen fünf Spuren erfasst werden. In Reutlingen kommt es auch durch die in unmittelbarer Nähe vorhandene Ampelanlage zu Brems- und Beschleunigungsvorgängen.

In Karlsruhe befindet sich das Mikrofon an der Fahrbahn, sodass es nicht direkt den Lärm wiedergibt, der bei den rund 10 Meter weiter hinten liegenden Häusern ankommt. Die Lage der Messstation in Reutlingen erlaubt es, unmittelbar Aussagen über die Lärmbelastung der dort lebenden Menschen zu treffen. Hier steht das Messgerät auf gleicher Höhe mit den Häusern. Der an der Station gemessene durchschnittliche Tagpegel wird also auch an den Fassaden der Wohngebäude erreicht.

Für die einzelnen Monate zeigen sich bei beiden Stationen keine nennenswerten Unterschiede in den Lärmmesswerten. So nimmt zwar beispielsweise während der Sommerferien in Reutlingen die Anzahl der vorbeifahrenden Automobile um 20 Prozent ab, allerdings ist die damit verbundene Minderung des Lärms so gering, dass der geringere Verkehr nicht zu einer spürbaren Entlastung führt.

An den Wochenenden ist es an beiden Orten tagsüber geringfügig leiser als unter der Woche, da der morgendliche Berufsverkehr weitgehend wegfällt. Die Nächte sind werktags ruhiger als am Wochenende, an denen mehr Leute in der Nacht unterwegs sind.

In den Nächten ist der Verkehrslärm aufgrund der geringeren Anzahl von Kraftfahrzeugen niedriger. Allerdings wird auch schneller gefahren, wodurch es wieder lauter wird. Die lauteste Nacht im Jahr ist erwartungsgemäß der Jahreswechsel. In Karlsruhe lag der ermittelte Schallpegel in der Silvesternacht 2012/2013 bei nahezu 20 Dezibel über der durchschnittlichen nächtlichen Lautstärke. Das bedeutet: In der Silvesternacht wurde fast hundertmal mehr Schallenergie erzeugt als in einer normalen Nacht. Einzelne Pegelspitzen erreichten Werte von über 110 Dezibel.
Die Rheinhold-Frank-Straße in Karlsruhe dient als Zubringer für zwei Krankenhäuser, sodass die Martinshörner der Krankenwagen bei der Lärmmessung hier merklich ins Gewicht fallen. Einzelne gemessene Pegelspitzen liegen bei rund 100 Dezibel, insgesamt wird der Mittelungspegel um rund 2 Dezibel durch die Signale erhöht.

Auf der Seite der LUBW können Sie den vollständigen ersten Bericht der LUBW zur „Messung von Straßenverkehrslärm“ herunterladen. 

Die Online-Messwerte der Stationen können auf der Seite der LUBW abgerufen und verfolgt werden.

Quelle:

Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg

Weitere Meldungen

Ein Zug fährt an einem Bahnsteig ein.
Mobilität

Mobilität der einen darf nicht auf Kosten anderer gehen

Start des Projekts "Scan-Fahrzeuge" in Mannheim
Scan-Auto

Start des Pilotprojekts Scan-Fahrzeuge in Mannheim

Ein Zug fährt auf der Brenzbahn.
Schiene

Meilenstein in der Geschichte der Brenzbahn

Logo des Verkehrsministeriums für Mobilitätspakte
Mobilitätspakt

Mobilitätspakt Aalen-Heidenheim wird bis 2030 fortgesetzt

Eine junge Frau und ein junger Mann sitzen lächelnd im Zug. In der Ecke rechts oben ist das Logo des D-Ticket JugendBW abgebildet..
D-Ticket JugendBW

Preisanpassung beim D-Ticket JugendBW

Doppelstockzug von vorne.
SPNV

Zukunftsfahrplan: Zwischenbilanz und Perspektive

Bauarbeiten an einer Brücke (Bild: Fotolia.com/c-vom)
Brücken

Umsetzungsplan zur Erhaltung der Brücken

Rückseite eines Fahrkartenautomates.
Fahrgastcenter

Fahrgastcenter folgen in Horb, Tübingen, Friedrichshafen

Gruppenbild der Gewinner "Wir machen Mobilitätswende" 2025 mit Verkehrsminister Hermann.
Innovation

Wir machen Mobilitätswende: Gewinnerinnen und Gewinner 2025

Radweg
Rad

Neuer Radweg entlang der B 465 verbindet Ehingen und Altsteußlingen

Geschäftsmann steigt in einen Bus mit seinem Fahrrad.

Klimamobilitätspläne: Hohes Engagement in Städten und Landkreisen

E-Smart wird geladen.
E-Carsharing

Förderung für Elektro-Carsharing gestartet

von links nach rechts: Verkehrsminister Winfried Hermann, Oberbürgermeister Eckart Würzner und Klimabürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (v.l.)
RadKONGRESS

Baden-Württemberg macht Tempo beim Radverkehr

Ein E-Lkw lädt an einer Ladesäule.
Elektro-Lastwagen

2000 Lkw-Ladesäulen: Kompetenznetz Lkw-Laden treibt den Bau voran

Logo von digitalMobil25
Digitalisierung

Digitalisierung als Motor für klimafreundliche Mobilität im Land