Luftreinhaltung

Land stellt Stufenkonzept zur Luftreinhaltung vor

Luftreinhaltemaßnahmen zeigen landesweit Wirkung – Feinstaubwerte weiter rückläufig – Maßnahmenkonzept online abrufbar 

Verkehrsminister Winfried Hermann hat das Landeskabinett bei der auswärtigen Sitzung in Brüssel über das Maßnahmenpaket zur Luftreinhaltung und zur Senkung der Feinstaubwerte in Stuttgart informiert. „Das Konzept enthält kurzfristig sowie mittelfristig wirksame Maßnahmen zur weiteren Reduzierung der primären Feinstaubemissionen und benennt die dafür jeweils erforderlichen Zeiträume sowie die Wirkung. Diese Konzeption haben wir der Bundesregierung zur Weitergabe an die Europäische Union übermittelt, um das Vertragsverletzungsverfahren abzuwenden, das die EU gegen Deutschland eingeleitet hat, weil die Feinstaubgrenzwerte in Stuttgart und Leipzig nicht eingehalten werden“, erläuterte Minister Hermann am Dienstag, 3. Februar. 

Konkrete Maßnahmen auf fünf Handlungsfeldern

Der bisher vorliegende Grobentwurf des Konzepts, das mit der Landeshauptstadt abgestimmt wurde, umfasst Ansätze für konkrete Maßnahmen auf fünf Handlungsfeldern: 

• emissionsarme Fahrzeuge und Maschinen, 
• 20 Prozent Reduzierung des KfZ-Verkehrs, 
• Feinstaubwarnungen und Einschränkungen für Verkehr
• Feinstaubwarnungen und Einschränkungen für Kamin- und Ofenfeuerungen
• Luftreinhaltung bei Stadtplanung und beim Bau

Stufe eins: Appelle und Warnungen – Stufe zwei: Gebote und Verbote 

Die Maßnahmen sollen in zwei Stufen umgesetzt werden: Stufe eins umfasst intensive Informationskampagnen, eine Verdichtung des Messnetzes und Anreize bzw. Appelle an die Bürgerinnen und Bürger, ihr persönliches Verhalten zu ändern insbesondere bei austauscharmen Wetterlagen („Warnstufe Feinstaub“) mit erhöhten Feinstaubwerten. Reichen die erzielbaren Verbesserungen nicht aus, um das Ziel der sicheren Grenzwerteinhaltung bis spätestens 2021 zu erreichen, müssten in Stufe zwei verpflichtende Maßnahmen bzw. Beschränkungen ergriffen werden. So soll nach dem Willen der Landesregierung die blaue Umweltzone für das gesamte Stadtgebiet eingeführt werden. Insbesondere Dieselfahrzeuge dürften dann nur noch einfahren, wenn sie über einen geschlossenen Partikelfilter verfügen. Die Voraussetzung müsste der Bund allerdings mit einer Kennzeichnungsverordnung noch schaffen. Zu den weiteren Maßnahmen würde auch eine Beschränkung der Partikelemissionen von Baumaschinen in Gebieten mit hohen Feinstaubbelastungen gehören.

Betroffene bei Maßnahmen und Zeitplan mitnehmen

„Wir werden erste Schritte zügig und konsequent angehen, bei den weitergehenden Maßnahmen aber die Bürgerinnen und Bürger mitnehmen. Das Konzept soll deshalb in einem Bürgerbeteiligungsverfahren beraten werden. Denn eine Verbesserung der Luftqualität setzt Verhaltensänderungen jedes Einzelnen voraus. Dazu gehören die Bildung von Fahrgemeinschaften oder die stärkere Nutzung des ÖPNV. Das wollen wir nicht über die Köpfe der Betroffenen hinweg vorschreiben. Ziel des Beteiligungsverfahrens ist auch die Festlegung, in welchem Zeitplan die einzelnen Stufen greifen sollen. Für das Land besteht die Herausforderung darin, möglichst rasche Fortschritte bei der Luftreinhaltung zu erzielen. Die dafür nötigen Maßnahmen - zum Beispiel eine frühzeitige Einrichtung von Umweltspuren auf mehrstreifigen Straßen oder ein Feststoffverbrennungsverbot in kritischen Wetterlagen - müssen aber gut diskutiert sein und benötigen die Akzeptanz in der Stadt. Dann ist auch ein Zielpunkt vor 2021 möglich." unterstrich der Minister. 


Bisherige Luftreinhaltemaßnahmen zeigen Wirkung

Minister Hermann wies zugleich darauf hin, dass die bisherigen Maßnahmen zur Luftreinhaltung wie die Einrichtung von Umweltzonen offenbar Wirkung zeigen. Denn die Luftqualität in ganz Baden-Württemberg habe sich weiter verbessert. Dies zeigten die Werte, die im vergangenen Jahr 2014 an den sogenannten Spotmessstellen für Feinstaub PM 10 erfasst wurden. 

„Die Feinstaubbelastungen sind überlagert von den meteorologisch bedingten Schwankungen. Dennoch nehmen sie im Trend auch an den Belastungsschwerpunkten ab.“ So wird der geltende Feinstaubgrenzwert als Jahresmittel an allen verkehrsnah gelegenen Messstationen eingehalten. Auch bei dem Grenzwert als Tagesmittel hat sich die Situation in Baden-Württemberg nochmals deutlich verbessert: dieser wurde mit Ausnahme der Station Stuttgart am Neckartor 2014 überall eingehalten.
„Gleichwohl müssen wir weitere Anstrengungen unternehmen, um im Interesse der Gesundheit der Menschen für eine dauerhaft saubere Atemluft zu sorgen. Dazu gehört der weitere Ausbau des öffentlichen Personenverkehrs, um mehr Menschen zu gewinnen, öfter das eigene Auto stehen zu lassen und stattdessen Busse und Bahnen zu benutzen“, unterstrich der Verkehrsminister.

Extra-Parkplätze für Elektroautos und weniger Lkw-Verkehr

In Stuttgart sollen in Stufe eins freiwillige Maßnahmen und Anreize zu einer Verbesserung der Feinstaubsituation beitragen. Durch privilegiertes Parken für elektrische Pkw und Zuschüsse zum Kauf emissionsarmer Fahrzeuge für innerstädtische Fahrleistungen (Bus, Taxi, Lieferdienste) soll deren Einsatz gefördert werden. Eine Ladeinfrastruktur an Taxi-Halteplätzen wird geschaffen. Zudem soll ein Gebiet für ein effektiveres Lkw-Durchfahrtsverbot flankiert von einer Öffnung für besonders schadstoffarme Lkw dazu führen, dass der Lkw-Verkehr in der Innenstadt abnimmt.  

Über eine fortlaufende Optimierung der Verkehrssteuerung soll der Feinstaubausstoß weiter gesenkt werden. So ermöglicht beispielsweise das EU-Projekt 2MOVE2 vom Frühjahr 2015 an, den Verkehr je nach Aufkommen durch flexible Tempolimits optimal zu steuern. Auch die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel soll noch attraktiver und für Nutzer kostengünstiger geschaffen werden. „Ziel der Landesregierung ist es, die Nutzung des ÖPNV um 20 Prozent zu steigern“, sagte Minister Hermann.

Weitere Informationen

Luftreinhaltung
Vertragsverletzungsverfahren

Weitere Meldungen

Drohne mit Baukränen im Hintergrund
  • STRASSE

B29-Sanierung mit Premiere der BIM-Drohne

Ein Mann geht mit zwei Kindern an den Händen über einen Zebrastreifen.
  • FUSSVERKEHR

Attraktive Gehwege und sichere Schulwege

Ein blaues, rundes Schild mit einem Fahrrad als Symbol, welches Sonderwege für Radfahrende kennzeichnet. Im Hintergrund sind Baumkronen.
  • RADWEG

Bad Peterstal–Bad Griesbach: Radweg freigegeben

Blick auf die Landesgartenschau Wangen mit einem bunten Blumenfeld im Vordergrund
  • LANDESGARTENSCHAU

Nachhaltige und innovative Mobilität auf der Landesgartenschau

Verkehrsminister Winfried Hermann und Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut auf dem Fahrrad mit weiteren Radfahrenden beim STADTRADELN-Auftakt 2024
  • STADTRADELN

STADTRADELN 2024 – Auftakt mit Team Landesministerien

Mitarbeiter auf einer Baustelle im Gespräch (Bild: stock.adobe.com/ Agnor Mark Rayan)
  • STRASSE

Rund 46 Millionen Euro für kommunale Straßen und Brücken

Ein abgewandeltes Ortsschild auf dem das Wort Lärm durchgestrichen ist und ein Pfeil in Richtung des Wortes Ruhe weist. (Bild: Fotolia.com/ K.C.)
  • Lärm

Tempo 30 hilft gegen Straßenlärm

Breisgau-S-Bahn im Landesdesign (bwegt)
  • SCHIENE

Zuverlässigkeit auf der Breisgau-S-Bahn wird verbessert

Eine Eiswaffel liegt auf dem Boden. Eiskugel, die aussieht wie die Erde liegt daneben und schmilzt langsam.
  • Klima

Statt Fahrverbote wirksame Maßnahmen für weniger CO2-Ausstoß

RE zwischen Singen und Stuttgart (Gäubahn) - hier zwischen Aistaig und Sulz, im Vordergrund der Neckar (Bild: Deutsche Bahn AG/ Georg Wagner)
  • SCHIENE

Land plant deutliche Angebotsverbesserungen auf und zu der Gäubahn

Verkehrsminister Winfried Hermann (Mitte) beim offiziellen Start der Batteriezüge Mireo Plus im Fahrgastbetrieb
  • SCHIENE

Batterie statt Diesel

Ladekabel für ein E-Auto wird in das Fahrzeug gesteckt.
  • E-Mobilität

Charge@BW bringt Schub bei Ladeinfrastruktur und für die E-Mobilität

Offizielle Freigabe der neuen Enzbrücke
  • Strasse

Ersatzneubau der Enzbrücke Niefern im Zuge der B 10 eröffnet

Ein Motorradfahrer fährt auf einer Landstraße
  • Lärm

Schutz vor Motorradlärm durch Tempolimits

Zwei Lokführer stehen am Kopf eines Zuges der SWEG und lachen in die Kamera.
  • ÖPNV

Bündnis: Hand in Hand gegen den Fachkräftemangel im ÖPNV

Logo des Verkehrsministerium an einer Hauswand.
  • ÖPNV

Kostensteigerungen in der Busbranche werden durch fallende Dieselkosten gedämpft

Mitarbeiter auf einer Baustelle im Gespräch (Bild: stock.adobe.com/ Agnor Mark Rayan)
  • Straße

Weitere Großprojekte an die DEGES übergeben

Ein Maschine asphaltiert eine Straße.
  • Strasse

Mehr als 380 Millionen für die Sanierung des Bundes- und des Landesstraßennetzes

Stuttgart 21 Hbf_innen-Neue_Bahnsteighalle_Bahnsteig_Quelle: DB/plan b_Atelier Peter Wel
  • S 21

Gemeinsame Erklärung der Projektpartner von Stuttgart 21

Das Gebäude des Bundesrates in Berlin (Bild: Bundesrat)
  • SCHIENE

Bundesrat: Änderung des Bundesschienenwegeausbaugesetz

Ein weißes Fahrrad steht an einem Laternenmast.
  • RAD

Deutlich weniger Unfälle durch bessere Radwege und Tempolimits

Junge auf Autobahnbrücke hält sich die Ohren zu (Bild: Fotolia.com/ miredi)
  • Lärm

Öffentlichkeitsbeteiligung für Lärmaktionsplan startet

Aussenansicht eines Passagierszuges mit Blick auf den Führerstand des Zuges.
  • SCHIENE

Land und DB Regio vereinbaren Plan für besseren Bahnverkehr

Güterzug (Bild: Fotolia.com/ ThKatz)
  • SCHIENE

Fahrgäste und Güterverkehr dürfen nicht die Leidtragenden sein

Ein Bus steht an einer Haltestelle.
  • ÖPNV

Land fördert über 200 umweltfreundliche Busse