Vorstellung des Pilotprojekts und Bauablaufs auf der Pilotstrecke im Murgtal
Die Stadt Gaggenau wird am Donnerstag, 6. September 2018, mit Unterstützung des Verkehrsministeriums eine weitere Bürgerinformationsveranstaltung vor Ort durchführen. Dabei sollen das Projekt allgemein, die Oberleitungstechnologie, die Gründe zur Auswahl der Pilotstrecke im Murgtal sowie der Bauablauf vorgestellt werden. Die Stadt Gaggenau und das Verkehrsministerium Baden-Württemberg laden alle interessierten Bürger zu dieser Veranstaltung ein. Nähere Informationen zur Veranstaltung können bei der Stadt Gaggenau erfragt werden. Bereits am 11. April 2018 war eine Informationsveranstaltung durch das Verkehrsministerium in Kuppenheim durchgeführt worden, um die Bürger des unteren Murgtals über das Projekt zu informieren.
Die Planungen für das Pilotprojekt eWayBW schreiten zügig voran. Die Pläne für den Bau der Oberleitungsinfrastruktur wurden den Kommunen Gaggenau, Gernsbach, Kuppenheim und Bischweier bereits vorgestellt. Anmerkungen und Kritik wurden berücksichtigt und in die Planung aufgenommen. Ein etwa 800 Meter langer Abschnitt auf Höhe von Kuppenheim-Oberndorf wird bei der Elektrifizierung ausgespart, um den Belangen der Anwohner gerecht zu werden. Zudem wird der Bauablauf so gestaltet, dass die Verkehrsbeeinträchtigung in möglichst geringem Maße erfolgt. Viele Arbeiten sollen in den Ferienzeiten 2019 und – insbesondere im Abschnitt Ottenau – nach Möglichkeit bei Nacht stattfinden. Die Schichtzeiten des nahegelegenen Daimler-Werkes werden ebenfalls berücksichtigt.
Die Pilotstrecke auf der B 462 ist weltweit die erste Bundesstraße, die mit der Oberleitungs-Technologie ausgestattet wird und hat somit Pioniercharakter. Zahlreiche Alleinstellungsmerkmale führten zur Auswahl dieser Strecke: Durch das hohe Transportvolumen von über 500.000 Tonnen pro Jahr auf dieser Strecke ergibt sich pro Kalendertag die hohe Anzahl von durchschnittlich 64 Umläufen. Dies lässt belastbare Aussagen zur Zuverlässigkeit der Technologie zu. Durch eine streckenparallel verlaufende Bahntrasse können die Vor- und Nachteile der Hybrid-Oberleitungs-Lkw (HO-Lkw) und des Schienengüterverkehres im direkten Vergleich gegenübergestellt werden. Chancen und Hemmnisse der beiden Technologien werden dabei dokumentiert. Im Zuge der Pilotstrecke liegt der Tunnel Gernsbach. Dieser wird nicht elektrifiziert, dennoch ergeben sich insbesondere im Hinblick auf den Objektschutz und die Ve-kehrssicherheit wichtige Randbedingungen, die untersucht werden können. Da die HO-Lkw die derzeit im Einsatz befindlichen Lkw mit konventionellem Dieselantrieb ersetzen, wird kein zusätzliches Verkehrsaufkommen verursacht.
Hintergründe:
Die stetige Zunahme des Straßengüterverkehrs kann nicht allein durch Verlagerung auf die Schiene bewältigt werden. Die vom Umweltbundesamt in Auftrag gegebene Studie „Klimaschutzbeitrag des Verkehrs bis 2050“ zeigt, dass – richtige Rahmenbedingungen vorausgesetzt – die Verkehrsleistung der Schiene bis 2050 auf mehr als das Zweieinhalbfache gesteigert werden kann. Selbst dann verblieben 2050 jedoch noch 60 Prozent der Güterverkehrsleistung auf der Straße. Vor diesem Hintergrund ergibt sich das dringende Erfordernis Lkw auf treibhausgasarme oder -neutrale Antriebstechnologien umzustellen und fossile Brennstoffe durch erneuerbare Kraftstoffe zu ersetzen. Zur Erreichung der Klimaschutzziele rücken daher strombasierte Kraftstoffe sowie der direkte Stromeinsatz immer stärker in den Fokus.