Im Unteren Tannhauser Ried ließ sich am 28. Juli 2015 Gisela Splett, Staatssekretärin im Ministerium für Verkehr und Infrastruktur (MVI), die in dem Moor geplanten Renaturierungs- und Wiedervernässungsmaßnahmen erläutern. Mit dabei waren der Eigentümer des Rieds, Maximilian Graf zu Königsegg-Aulendorf, und die Geschäftsführer der Flächenagentur Baden-Württemberg, Bernhard Kübler und Manfred Fehrenbach. „Mit der Renaturierung soll das Moor nun wieder ein wichtiger Lebensraum für die speziell an das Leben im Moor angepassten Tier- und Pflanzenarten werden. Die Moorrenaturierung soll später als Ausgleich für Eingriffe in Natur und Landschaft durch Straßen- und Radwegebaumaßnahmen fungieren“, so Splett.
Im Unteren Tannhauser Ried wurde früher Torf abgebaut. Dafür wurden Entwässerungskanäle angelegt. Inzwischen wächst dort vor allem Fichtenwald. Das Moor wurde dadurch großflächig in seinem Charakter verändert. Moore sind für den Naturhaushalt und den Klimaschutz aber besonders wichtig, auch weil intakte, wachsende Moore Kohlenstoffsenken sind. Organische Substanz, die mit Aufnahme von Kohlendioxid entstanden ist, wird nicht vollständig abgebaut, sondern zu einem Teil des Torfkörpers, und damit dauerhaft aus dem Kohlenstoffkreislauf ausgeschlossen.
Durch Schließung der Entwässerungsgräben soll das Ried teilweise wieder vernässt werden. An anderen Stellen wird der bisherige Fichtenwald zu einem an den Standort angepassten Laubwald umgewandelt. Die noch vorhandenen Heidemoore werden ökologisch aufgewertet. Außerdem sollen die Lebensbedingungen für die Kreuzotter, die im Unteren Tannhauser Ried bereits heimisch ist, verbessert werden. Mit der Umsetzung der Maßnahme soll schon im kommenden Winter begonnen werden.
Das Haus Königsegg-Aulendorf hat die Renaturierungsmaßnahme zusammen mit der Flächenagentur Baden-Württemberg und der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen entwickelt, und lässt sich für die Aufwertung der Natur Ökopunkte bei der Naturschutzbehörde gutschreiben. Mit diesen Punkten kann der Eigentümer der Ökokonto-Maßnahme, hier also der Graf zu Königsegg-Aulendorf, dann handeln. Er kann sie an Interessenten verkaufen, die Ökopunkte benötigen. Dazu gehört auch die Straßenbauverwaltung. „Der Straßen- und Radwegebau verursacht unvermeidbare Eingriffe in die Natur, die ausgeglichen werden müssen – hierfür nutzen wir den Erwerb von Ökopunkten“, erläuterte Gisela Splett.
Dies ist keine neue Art von „Ablasshandel“, sondern hat für die Natur viele Vorteile:
- Es kann gezielt in Maßnahmen investiert werden, die für die Natur besonders wertvoll sind.
- Der Ausgleich erfolgt nicht mehr oder weniger zufällig dort, wo Ausgleichsflächen erworben werden können, sondern kann in großräumige Maßnahmen eingebunden werden, wie hier im Unteren Tannhauser Ried.
- Es entstehen keine zusätzlichen Belastungen durch Flächenverbrauch zu Lasten der Landwirtschaft für Kompensationsmaßnahmen.
- Es wird in Naturschutzprojekte investiert, die bereits im Vorfeld von Baumaßnahmen angelegt werden können.
Das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur investiert insgesamt 300.000 Euro in die Ökokonto-Maßnahme im Tannhauser Ried. Gisela Splett dazu: „Ich freue mich, dass das Land so mit dazu beiträgt, dass das Moor seine Funktionen für Artenvielfalt und Klimaschutz wieder besser erfüllen kann. Die Ökopunkte können wir gut gebrauchen. Sie sind ein wichtiger Baustein für Ausgleichskonzepte bei zukünftigen Straßenbaumaßnahmen.“
Für den Geschäftsführer der Flächenagentur Bernhard Kübler ist die erfolgreiche Lenkung der Ausgleichspflicht in landwirtschaftlich uninteressante Bereiche ein wichtiger Beitrag zur Vermeidung eines weiteren Verlustes an Ackerflächen.
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