BACKNANG/RENNINGEN - Acht neue S-Bahn-Stationen. Vier umgebaute S-Bahnhöfe. 28 Kilometer neue S-Bahn-Strecken. Mit der Eröffnung der S4-Verlängerung von Marbach (Neckar) nach Backnang und der S60 Böblingen-Renningen erlebt das S-Bahn-Netz Stuttgart die größte Erweiterung seit über 30 Jahren. Erstmals gibt es im sternförmig auf die Landeshauptstadt zulaufenden S-Bahn-Netz nun auch Querverbindungen, die neue Direktanschlüsse ermöglichen.
„Die S-Bahn verbindet die Region und ihre Einwohner, das ist auch der Grundgedanke der heutigen Feierlichkeiten“, so Regionalpräsident Thomas S. Bopp vom Verband Region Stuttgart. Verkehrsminister Winfried Hermann sieht die Erweiterungen als wichtigen Beitrag zur Steigerung der Attraktivität des ÖPNV für Pendler. "Diejenigen, die die Querverbindung von Böblingen nach Renningen und von Backnang nach Ludwigsburg künftig nutzen, vermeiden Stress und Stau. Das ist ein auch ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz." Auch wenn es auch zu baulichen Verzögerungen gekommen ist, so bleibe unter dem Strich die Erkenntnis: "Hier ist eine Strecke entstanden, die in betrieblicher Hinsicht dem neuesten Stand entspricht und auch dem Lärmschutz Rechnung trägt."
Der Verband Region Stuttgart als Finanzierungsträger der S-Bahn und die Deutsche Bahn AG als Bauherrin und Betreiberin haben in Kooperation mit Städten und Gemeinden ein Eröffnungsprogramm für die Bürger entlang der Strecken auf die Beine gestellt. Bei kostenlosen Pendelfahrten konnten die neuen Strecken ausführlich getestet werden.
Die 14,5 Kilometer lange Strecke zwischen Böblingen und Renningen wurde von Sindelfingen bis Renningen auf 12 Kilometern zweigleisig ausgebaut. In empfindlichen Bereichen wurde Lärm- und Erschütterungsschutz errichtet. Darüber hinaus wurden die drei Bahnhöfe Böblingen, Sindelfingen und Renningen für den S-Bahn-Betrieb umgebaut. Neu entstanden sind die S-Bahn-Stationen Maichingen, Maichingen Nord, Magstadt und Renningen Süd. Als Teil des S60-Ausbaus sind fünf Bahnübergänge zurückgebaut worden. 17 Eisenbahnüberführungen sind neu gebaut oder erweitert worden.
Auf Grundlage der Finanzierungsvereinbarungen sieht die Kostenteilung der 150,7 Millionen Euro Bau- und Planungskosten für die S 60 wie folgt aus: Der Bund übernimmt 69,8 Millionen Euro, das Land 29,1 Millionen Euro, 27,9 Millionen Euro der Verband Region Stuttgart, 14,7 Millionen Euro werden für die Straßenprojekte als Teil der S60 (Eisenbahnkreuzungsvereinbarungen mit Land und Kommunen) aufgewendet und 9,3 Millionen Euro entfallen auf den Landkreis Böblingen. Die Betriebskosten von knapp 13 Millionen Euro teilen sich der Verband Region Stuttgart und der Landkreis Böblingen während der ersten zehn Jahre.
Der Ringschluss zwischen Marbach und Ludwigsburg kostete im Vergleich deutlich weniger, da in diesem Bereich weniger Neu- und Umbauten an Gleisen und Bahnhöfen nötig waren. Nach der Finanzierungsvereinbarung aus dem Jahr 2008 teilen sich die 11 Millionen Euro Bau- und Planungskosten das Land (6,5 Mio. Euro), der Verband Region Stuttgart (3,1 Mio. Euro), der Rems-Murr-Kreis (830.000 Euro) und der Landkreis Ludwigsburg (550.000 Euro). Etwa 40 Prozent der gesamten Baukosten entfallen auf Arbeiten zur Barrierefreiheit.
Voraussetzung für die S4-Verlängerung war der Bau des zweiten S-Bahn-Gleises zwischen Freiberg und Benningen. Seit Mitte 2010 ist es in Betrieb. Die Beseitigung dieses „Nadelöhrs“ brachte einen zeitlichen Puffer, der den S-Bahn-Betrieb über Marbach (Neckar) hinaus überhaupt erst möglich machte.
Wer mit der neuen S4 von Backnang nach Ludwigsburg fährt, ist künftig nur noch 33 Minuten statt bisher knapp einer Stunde unterwegs. Davon können etwa 80.000 Einwohner im Einzugsbereich der S4-Verlängerung profitieren.
Quelle:
Ministerium für Verkehr und Infrastruktur Baden-Württemberg