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Glyphosat auf Bahnstrecken muss reduziert werden

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Schienen (Bild: stock.adobe.com/ Nadia nb)

Verkehrsministerium fördert Forschungsvorhaben zur ökologischen Pflege von Flächen entlang landeseigener Bahnstrecken

Für einen störungsfreien Eisenbahnbetrieb ist ein stabiles Gleisbett notwendig. Einwachsende Pflanzen machen das Gleisbett im Laufe der Zeit instabil. Teure Sanierungen in kurzen Zeitabständen sind die Folge. Um dies zu verhindern, werden Pflanzen im Gleisbett regelmäßig mit Glyphosat bekämpft. Dazu gibt es im Moment noch keine kostengünstige Alternative.

„Das kann nicht so bleiben – wir brauchen endlich eine Alternative zum Glyphosat“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann am Freitag. „Die Landesregierung hat das Ziel, den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln bis zum Jahr 2030 landesweit um 40 bis 50 Prozent zu reduzieren. Damit wollen wir zum Erhalt der biologischen Vielfalt und zum Schutz der Insekten in unserem Land beitragen.“   

Im Rahmen des Verfahrens zur Verlängerung der Zulassung von Glyphosat durch die EU im Jahr 2017 kam es zu einer breiten gesellschaftlichen Diskussion über die gesundheitlichen und ökologischen Folgen von Pflanzenschutzmitteln. Dazu sagte der Verkehrsminister: „Es ist höchste Zeit, den Einsatz von Glyphosat auf Bahnstrecken zu reduzieren und durch ökologisch verträgliche Methoden zu ersetzen. Wir wollen uns mit den landeseigenen Bahnstrecken an der Suche nach einer solchen Lösung beteiligen und gleichzeitig die Chance nutzen, auf den Flächen entlang der Bahnstrecken die Artenvielfalt zu erhöhen.“

Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg führt deshalb zusammen mit der Universität Hohenheim und der Südwestdeutschen Landesverkehrs-AG (SWEG) ein Forschungsvorhaben durch. Es wird in einem Modellprojekt untersucht, ob durch geeignete Pflegemaßnahmen die Menge der in das Gleisbett einwachsenden Pflanzen von vornherein so reduziert werden kann, dass deutlich weniger Glyphosat erforderlich ist. Gleichzeitig wird untersucht, ob diese Pflege zu einer ökologischen Aufwertung der Begleitflächen und somit zur Stärkung der biologischen Vielfalt führt.

Die Universität Hohenheim unter Projektleitung von Professor Dr. Frank Schurr, Leiter des Instituts für Landschafts- und Pflanzenökologie, wird an verschiedenen Abschnitten des 210 km langen Streckennetzes der SWEG Grundlagendaten erheben und auswerten sowie Empfehlungen für die künftige Pflege der Schienenstrecken entwickeln. Professor Schurr sagte: „Wir arbeiten sehr gern mit dem Verkehrsministerium Baden-Württemberg zusammen und hoffen, dass wir durch unsere Forschung zur Stärkung der Artenvielfalt entlang von Bahnstrecken beitragen können.“ Das Forschungsvorhaben wird aus Mitteln des vom Land aufgelegten „Sonderprogramms zur Stärkung der biologischen Vielfalt“ gefördert.

Die Bahnstrecken der SWEG werden in den Jahren 2020 und 2021 untersucht. Die SWEG hat ein hohes Interesse daran, die Menge des derzeit noch notwendigen Glyphosats deutlich zu reduzieren und im Idealfall letztlich ganz darauf verzichten zu können. Markus Remmel, Geschäftsführer der SWEG Schienenwege GmbH, sagte: „Wir freuen uns, an diesem wichtigen Forschungsprojekt mitwirken zu können und werden die Empfehlungen der Universität Hohenheim bei der Pflege unserer Bahnstrecken berücksichtigen.“

In zwei Naturräumen (Oberrhein und Schwäbische Alb) werden jeweils mehrere Versuchsflächen angelegt, die Streckenabschnitte mit unterschiedlicher Pflege der Begleitvegetation enthalten. Jede Versuchsfläche wird glyphosatfrei behandelt, der Aufwuchs wird quantifiziert und die Wirkung der unterschiedlichen Pflege untersucht. Außerdem sollen Untersuchungen der Bodensamenbank dazu dienen, das Entwicklungspotenzial der Begleitvegetation zu erfassen.
 

Ergänzende Informationen:

Das Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt

Erhalten, was uns erhält - das Land Baden-Württemberg hat sich zum Erhalt der biologischen Vielfalt als Lebensgrundlage verpflichtet. Deshalb hat die Landesregierung Ende 2017 ein Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt beschlossen.

Drei Ministerien, das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz und das Ministerium für Verkehr, setzen seit 2018 vielfältige Maßnahmen zur Stärkung der biologischen Vielfalt um.

Dem Ministerium für Verkehr stehen dafür für die Haushaltsjahre 2020/2021 insgesamt 2,7 Mio. Euro an zusätzlichen Haushaltsmitteln zur Verfügung. Die Mittel werden verwendet, um die Artenvielfalt in den straßen- und bahnbegleitenden Grünflächen zu erhöhen.

Extern: https://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/sonderprogramm-zur-staerkung-der-biologischen-vielfalt-wird-fortgesetzt-1/ (Öffnet in neuem Fenster)

Extern: https://vm.baden-wuerttemberg.de/index.php?id=14420 (Öffnet in neuem Fenster)

Die SWEG

Die SWEG ist ein Unternehmen mit Hauptsitz in Lahr/Schwarzwald, das in Baden-Württemberg und in teilweise angrenzenden Gebieten Busverkehr im Stadt- und Überlandverkehr sowie Schienengüter- und Schienenpersonennahverkehr betreibt. Im Jahr 2018 wurde die Verschmelzung der Hohenzollerischen Landesbahn (HzL) mit Sitz in Hechingen zur Südwestdeutschen Landesverkehrs-AG vollzogen. Bei der SWEG sind mehr als 1300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Die Eisenbahninfrastruktur des Unternehmens auf rund 210 Kilometern Schienenstrecken in Baden-Württemberg wird von der Tochtergesellschaft SWEG Schienenwege GmbH betrieben.

Extern: www.sweg.de (Öffnet in neuem Fenster)
Extern: www.sweg-schienenwege.de (Öffnet in neuem Fenster)

Das Institut für Landschafts- und Pflanzenökologie der Universität Hohenheim

Das Institut für Landschafts- und Pflanzenökologie der Universität Hohenheim erforscht Veränderungen von Biodiversität und Ökosystemen. Es verbindet dabei Grundlagenforschung mit der Beantwortung angewandter Fragen zur Reaktion ökologischer Systeme auf den Umweltwandel und der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen.

Extern: https://ecology.uni-hohenheim.de (Öffnet in neuem Fenster)

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