Der Stuttgarter Kopfbahnhof könnte heute schon mehr Züge abwickeln als der mit dem Bahnprojekt Stuttgart 21 geplante unterirdische Durchgangsbahnhof.
Dies ergab eine Untersuchung der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW), die ein entsprechendes Gutachten der Beratungsfirma Vieregg-Rössler aus München geprüft hat. Die Münchner Gutachter waren zu dem Ergebnis gekommen, dass in der Spitzenstunde zwischen 7:00 und 8:00 Uhr im Kopfbahnhof mindestens 56 Züge mit einem Fahrplan gefahren werden könnten, der die Landes-kriterien zum Fahrplan für den Stuttgart 21-Stresstest erfüllt.
Beim Stresstest für Stuttgart 21 waren nur 49 Züge in der Spitzenstunde zugrunde gelegt worden. Der Test hatte aber auch gezeigt, dass bei einer solchen Zugzahl die vom Land formulierten Fahrbahnkriterien nicht vollumfänglich erfüllt werden. Die Aussage der Bahn, Stuttgart 21 werde leistungsfähiger als der gegenwärtige Kopfbahnhof, sei somit nicht nachgewiesen, so das Fazit von Vieregg-Rössler.
Das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur hat daraufhin die landeseigene Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) beauftragt, das Vieregg-Rössler Gutachten mit dem Titel „Ermittlung der Leistungsfähigkeit des Stuttgarter Hauptbahnhofs in seiner heutigen Gleiskonfiguration“ auf seine Aussagekraft zu prüfen. Die NVBW kommt zu dem Ergebnis, dass die Fahrplankonstruktion für 50 Züge in der Spitzenstunde im bestehenden Kopfbahnhof plausibel ist. Weitere 6 Züge, so die NVBW, ließen sich nur durch Nachrüstung entsprechender Signaltechnik auf der Strecke von Zuffenhausen verwirklichen.
Für eine definitive Klärung müsste die Deutsche Bahn (DB) sich bereit erklären, mit den nur ihr zur Verfügung stehenden vollständigen Infrastrukturdaten für den Kopf-bahnhof, einen Stresstest wie für das Projekt Stuttgart 21 durchzuführen. Diesen Wunsch des Verkehrsministeriums hat die Deutsche Bahn aber bisher strikt abgelehnt.
Mit Blick auf das milliardenschwere finanzielle Engagement der Projektpartner Bahn, Land, Landeshauptstadt und Region Stuttgart wäre es allerdings dringend angeraten, einwandfrei zu klären, welcher Bahnknoten leistungsfähiger ist: Stuttgart 21 oder der Kopfbahnhof.
Quelle:
Ministerium für Verkehr und Infrastruktur Baden-Württemberg