Erste Projekte im Maßnahmenplan umgesetzt und weitere in der Prüfung
Der Mobilitätspakt Walldorf/Wiesloch erreicht ein Etappenziel. Nach mehr als zwei Jahren intensiver Zusammenarbeit sind erste Projekte zur Verbesserung der Mobilität in der Region umgesetzt und weitere in der Prüfung. Die beteiligten Projektpartnerinnen und -partner aus Verwaltung und Wirtschaft zogen nach der vierten Steuerkreissitzung eine positive Zwischenbilanz.
Verkehrsminister Winfried Hermann MdL: „Der Mobilitätspakt Walldorf/Wiesloch zeigt, was möglich ist, wenn alle Akteure an einem Tisch sitzen, über den eigenen Tellerrand hinausschauen und gemeinsam am Ziel einer zukunftsorientierten und vernetzten Mobilität arbeiten. Denn wirksamen Klimaschutz voranzutreiben bedeutet nicht, Verkehr zu verbieten. Vielmehr müssen die ökologischen Potentiale aller Verkehrsträger gestärkt werden. Dieser Mobilitätsmix und seine Vernetzung müssen ein attraktives Angebot für die Bürgerinnen und Bürger darstellen und zum Umsteigen auf klimafreundliche Verkehrsformen bewegen.“
Die Mobilität im Wirtschaftsraum Walldorf/Wiesloch soll mit dem gemeinsamen Pakt nachhaltiger und umweltfreundlicher gestaltet werden und gleichzeitig den Wirtschaftsraum stärken. Partnerinnen und Partner aus Verwaltung und Wirtschaft arbeiten seit Herbst 2018 gemeinsam an zukunftsorientierten Mobilitätskonzepten, die alle Verkehrsarten (Öffentlichen Personennahverkehr, Motorisierter Individualverkehr sowie Fuß- und Radverkehr) berücksichtigen und sinnvoll miteinander vernetzen.
Sylvia M. Felder, Regierungspräsidentin des Regierungspräsidiums Karlsruhe: „Seit 2018 koordiniert unser Haus den vom Ministerium für Verkehr ins Leben gerufenen Mobilitätspakt Walldorf/Wiesloch. Mit großem Engagement arbeiten alle Akteure an dem gemeinsamen Ziel, klimafreundlichen Verkehr zu fördern, indem der Anteil des Kfz-Verkehrs reduziert wird und alternative Verkehrsarten vorangetrieben werden. Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Umsetzung des erarbeiteten Maßnahmenkataloges zu der Erreichung der gesetzten Ziele maßgeblich beitragen wird.“
Matthias Grimm, Global Head Real Estate & Facilities der SAP SE: „Die Zukunft einer besser verträglichen und nachhaltigen Mobilität hat für uns als SAP einen sehr hohen Stellenwert. Das zu diesem Zweck gebildete Netzwerk zwischen allen Beteiligten, der damit verbundene direkte Austausch und die Einbindung der Menschen vor Ort haben sich positiv auf die bisherigen Lösungen und die weitere Planung ausgewirkt.“
Orhan Bekyigit, Leiter Standortmanagement der Heidelberger Druckmaschinen AG: „Ein zukunftsweisendes Mobilitätskonzept ist absolut notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Wiesloch/Walldorf weiter zu steigern. So wird zum Beispiel der Ausbau des Radwegenetzes in der Region die Akzeptanz mit dem Fahrrad an den Arbeitsplatz zu fahren noch einmal deutlich erhöhen. Bereits heute schon nutzen knapp 1.500 Mitarbeiter von Heidelberg diese Option und tragen damit aktiv zu einer Entlastung des Verkehrs und der Umwelt bei. Hier sehen wir noch weiteres Potenzial in der Zukunft.“
Dr. Uwe Schroeder-Wildberg, Vorstandsvorsitzender der MLP SE: „Wir freuen uns, dass der Mobilitätspakt schon erste substanzielle verkehrstechnische Verbesserungen erzielen konnte. Mit unserem klar auf den Pakt ausgerichteten und breit angelegten Betrieblichen Mobilitätsmanagement, das Bestandteil unseres umfangreichen Nachhaltigkeitsmanagements ist, werden wir auch weiterhin einen aktiven Beitrag zum Gelingen des Vorhabens leisten. So fördern und unterstützen wir beispielsweise die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs sowie die E-Mobilität und bestärken unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darin, öfter mit dem Rad zur Arbeit zu kommen.“
Andreas Kempff, Geschäftsführer IHK Rhein-Neckar: „Der Mobilitätspakt ist aus Sicht der Wirtschaft ein Erfolgsmodell, das sich auf weitere Regionen übertragen lässt. Er hat viel bewegt und erreicht. Die Unternehmen sind engagiert dabei und haben zahlreiche Maßnahmen des Betrieblichen Mobilitätsmanagements auf den Weg gebracht. Sehr erfreulich ist, dass auch wichtige Infrastrukturprojekte wie der vierspurige Ausbau der L 723 und die Ortsumfahrung Wiesloch einen deutlichen Schub erfahren haben.“
Stefan Dallinger, Landrat des Rhein-Neckar-Kreises: „Die Zwischenbilanz des Mobilitätspakts Walldorf/Wiesloch kann sich sehen lassen. Es zeigt sich schon jetzt, dass es richtig war, alle Kräfte zu bündeln, um die Verkehrsinfrastruktur und die Mobilitätsangebote im Raum Walldorf/Wiesloch zu verbessern. Im engen Schulterschluss haben wir schon einige Maßnahmen umgesetzt und vieles planerisch auf den Weg gebracht. Hierbei hat der Rhein-Neckar-Kreis eine aktive Rolle übernommen und sich insbesondere bei der Verbesserung der ÖPNV-Angebote und der Entwicklung von Maßnahmen für den Radverkehr personell und finanziell eingebracht. Es freut mich auch, dass sich bei den Planungen zur Verbesserung der Straßeninfrastruktur, für die überwiegend das Land verantwortlich ist, etwas bewegt. Parallel dazu wurde das Betriebliche Mobilitätsmanagement der teilnehmenden Unternehmen vorangebracht. Welche nachhaltigen Auswirkungen die Corona-Pandemie auf das Mobilitätsverhalten hat, werden wir beobachten und analysieren und dann hoffentlich die richtigen Schlüsse daraus ziehen.“
Christiane Staab, Bürgermeisterin Stadt Walldorf: „Ich freue mich, dass der Mobipakt es geschafft hat, nicht ein Papiertiger zu sein, sondern dass viele konkrete Maßnahmen bereits umgesetzt bzw. in der Konkretisierung sind. Dabei haben wir erfolgreich die Vielschichtigkeit der Bedarfe erkannt und entsprechend Lösungsansätze erarbeitet. Wir wollen die Menschen gewinnen, mitzumachen. Die Beteiligungsplattform war hier ein riesiger Schritt und wir haben viele Ideen aufgegriffen, die jetzt umgesetzt werden. Gerade auch das RegioWin-Projekt Reallabor für vernetzte nachhaltige Pendlermobilität, das wir mit vielen Partnern der Region erarbeitet haben, widmet sich im Schwerpunkt den unterschiedlichsten Formen von Mobilität und deren optimaler Vernetzung. Wartezeitenfreies und bequemes Umsteigen von einem Verkehrsmittel in oder auf das andere ist das Ziel. ‘Frag doch mal den Nutzer‘: diese Devise macht den Mobipakt erfolgreich.“
Dirk Elkemann, Oberbürgermeister Stadt Wiesloch: „Die gemeinsamen Bemühungen tragen an verschiedenen Stellen bereits Früchte. Dies stimmt zuversichtlich, den Menschen in der Region auch langfristig ein leistungsfähiges und ökologisch vertretbares Mobilitätsangebot machen zu können.“
Ralph Schlusche, Verbandsdirektor des Verbandes Region Rhein-Neckar: „Die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Akteure aus verschiedenen Bereichen – das ist das Erfolgsrezept des Mobilitätspaktes. Wir engagieren uns dabei beispielsweise bei der Stärkung des Radverkehrs und wollen in der Region ein Netzwerk aus Radschnellverbindungen entwickeln. Neben dem Mobilitätspakt Walldorf/Wiesloch treiben wir die Gründung eines länderübergreifenden Mobilitätspaktes mit Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz voran. Vielen Dank hierbei an Herrn Verkehrsminister Hermann für die aktive Unterstützung dieses Vorhabens.“
Volkhard Malik, Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar (VRN): „Die Ergebnisse der durchgeführten Bürgerbeteiligung aber auch die Gespräche in den Arbeitskreisen zeigen, dass gerade für den ÖPNV das Thema Information von zentraler Bedeutung ist. Dies gilt sowohl im Hinblick auf ein verstärktes Betriebliches Mobilitätsmanagement bei dem wir als Verkehrsverbund die Unternehmen gerne unterstützen, als auch in Bezug auf die Kommunikation gegenüber den Kunden. Zur Verbesserung der Echtzeitinformation werden wir in den nächsten Monaten ausgewählte Bushaltestellen mit dynamischen Fahrgastinformationsanlagen ausrüsten. Hierzu zählen u. a. die Haltestellen Bahnhof West, SAP Headquarters, SAP Campus, SAP Schulungszentrum und Drehscheibe. Ermöglicht wird dies durch eine Förderung des Bundes im Rahmen der Förderrichtlinie ‘Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme‘ und durch eine finanzielle Beteiligung der Stadt Walldorf.“
Volker M. Heepen, Geschäftsführer Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg und Geschäftsführer der Nahverkehrsgesellschaft
Baden-Württemberg (NVBW): „Die Landesanstalt ist inzwischen Eigentümer von über 300 Fahrzeugen. Im Rahmen des Mobilitätspaktes Walldorf/Wiesloch können wir den Fahrgästen in diesem Raum eines der modernsten Neufahrzeuge zur Verfügung stellen, das es derzeit am Markt gibt. In der Hauptverkehrszeit fährt der
MIREO zusätzliche neue Regionalexpressverbindungen zwischen Heidelberg – Wiesloch/Walldorf und Karlsruhe. Die Komfortverbesserungen und die Ausrüstung mit WLAN sollen noch mehr Menschen zum Umsteigen auf die Schiene bewegen.
Mit der Verstärkung der bestehenden S-Bahn Linien S 3 und S 4 auf drei Triebwagen in der Hauptverkehrszeit bieten wir den Fahrgästen noch mehr Sitzplätze und eine gute Alternative zum PKW.“
Maßnahmen im Pakt
Die im Mobilitätspakt enthaltenen Maßnahmen widmen sich unteranderem der Verbesserung des Radverkehrs, des ÖPNV, des Straßenverkehrs sowie dem Betrieblichen Mobilitätsmanagement. Die konkreten Maßnahmen sind als interaktive Karte auf der Internetseite des Mobilitätspakts (www.mobipakt-wa-wi.de) abrufbar.
Radverkehr
Die Verbesserung des Radverkehrs im und um den Wirtschaftsraum ist ein wichtiger Bestandteil des Mobilitätspakts. Eine große Rolle sollen dabei die Radschnellwege von Mannheim nach Wiesloch/Walldorf und von Heidelberg nach Bruchsal spielen. Diese sollen besonders Pendlerinnen und Pendlern eine bessere Anbindung ermöglichen. Für den Teilabschnitt Heidelberg-Walldorf wurde vom Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis im letzten Jahr eine ergänzende Potentialanalyse durchgeführt und mit den beteiligten Kommunen abgestimmt. Für den geplanten Radschnellweg von Mannheim nach Wiesloch läuft eine vom Verband Region Rhein-Neckar beauftragte Machbarkeitsstudie. Erste Ergebnisse sollen im ersten Halbjahr 2021 vorliegen. Im Rahmen einer großen Onlinebeteiligung zeigte sich zudem, dass das Thema innerstädtischer Radverkehr für die Bürgerinnen und Bürger in der Region von großem Interesse ist. Daher haben die Städte Wiesloch und Walldorf innerstädtische Radverkehrskonzepte in Auftrag gegeben. Damit soll die innerörtliche Radverkehrsinfrastruktur (inkl. Radabstellanlagen) überprüft und verbessert werden.
ÖPNV
Mit der Regiobuslinie Walldorf–Sinsheim ist bereits seit dem 15. Dezember 2019 ein attraktives und direktes Busangebot in Betrieb, welches die Große Kreisstadt Sinsheim mit dem Wirtschaftsraum Wiesloch/Walldorf verbindet. Darüber hinaus wird die Umsetzung einer weiteren Regiobuslinie für die Relationen Speyer – Hockenheim – Walldorf – Wiesloch und Schwetzingen – Walldorf – Wiesloch geprüft.
Auch im Schienenverkehr gab es eine Reihe von Verbesserungen. So wurden bis Ende 2019 die Bahnsteige an den Haltestellen zwischen Heidelberg und Bruchsal verlängert. Damit wurde die Voraussetzung für den Einsatz von längeren S-Bahn-Zügen geschaffen.
Straßenverkehr
Um die Straßeninfrastruktur leistungsfähig zu halten, sind auch hier Maßnahmen in den Mobilitätspakt eingeflossen. So ist etwa im Zuge des Ausbaus des Autobahnkreuzes Walldorf, zur Entlastung des so genannten Monsterknotens, ein Bypass vorgesehen. Außerdem wurde das Projekt „L 547/L 612 OU Wiesloch“ durch den Mobilitätspakt wieder in den Maßnahmenplan des Landes aufgenommen. Mit dem Projekt soll die Innenstadt vom Durchgangsverkehr entlastet werden, allerdings auf einer anderen als früher geglaubten Trasse. Es soll eine umweltverträgliche Trasse gefunden werden.
Betriebliches Mobilitätsmanagement
Die im Mobilitätspakt teilnehmenden Unternehmen betreiben ein umfassendes Betriebliches Mobilitätsmanagement. Damit tragen sie aktiv zur dauerhaften Verbesserung der Verkehrssituation im Wirtschaftsraum bei. Seit der Corona-Pandemie hat sich das Mobilitätsverhalten der Beschäftigten der großen Unternehmen aufgrund der dadurch bestehenden veränderten Rahmenbedingungen (u. a. verstärktes Angebot von Homeoffice) stark verändert. Darum ist es wichtig, die weitere Entwicklung des Mobilitätsverhaltens nach dem Ende der Pandemie im Rahmen des Mobilitätspakts weiter zu beobachtet und Maßnahmen gegebenenfalls anzupassen.
Viele Vorschläge von Bürgerinnen und Bürgern
Als Erfolg werten die Partnerinnen und Partner die im Sommer 2019 durchgeführte Bürgerbeteiligung. Über die Webseite des Mobilitätspaktes gingen rund 1.700 Hinweise, Vorschläge und Ideen ein. Die rege Beteiligung hat gezeigt, wie stark das Thema Mobilität die Menschen im Wirtschaftsraum beschäftigt. Viele Vorschläge der Bürgerschaft sind in den Maßnahmenkatalog miteingeflossen.
Eine ebenfalls im Sommer 2019 durchgeführte Online-Umfrage zeigte zudem, dass viele Menschen bereit sind auf alternative, klimafreundliche Verkehrsarten umzusteigen, wenn die Rahmenbedingungen dafür vorhanden sind.
Weitere Informationen zum Betrieblichen Mobilitätsmanagement und dem Mobilitätspakt Walldorf/Wiesloch gibt es auf der Webseite unter www.mobipakt-wa-wi.de.
Hintergrund Mobilitätspakte in Baden-Württemberg
Im Rahmen eines Mobilitätspakts schließen sich Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft – wie Verkehrsgesellschaften und Wirtschaftsunternehmen – zusammen. Ziel ist es, gemeinsam verkehrsträgerübergreifende Lösungen für die ausgelastete Infrastruktur in den entsprechenden Wirtschaftsräumen zu erarbeiten. Mobilitätspakte umfassen Verbesserungen des ÖPNV, des SPNV, der Straßeninfrastruktur, des Rad- und Fußverkehrs, des Betrieblichen Mobilitätsmanagements sowie deren Vernetzung untereinander. Die Idee dahinter ist, Mobilität gemeinsam verantwortlich zu denken. Die Koordination aller Beteiligten und die Vernetzung aller Verkehrsmittel sollen zu spürbaren Verbesserungen führen – zugunsten von Umwelt und Klima.
In Baden-Württemberg gibt es bereits vier Mobilitätspakte, die unter der politischen Leitung des Landes gegründet wurden: in den Regionen Heilbronn – Neckarsulm, Walldorf – Wiesloch, Rastatt und Aalen – Heidenheim. Ein länderübergreifender Pakt mit Beteiligung der Länder Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen ist in Vorbereitung. Weitere Informationen zu den vier bestehenden Mobilitätspakten gibt es auch unter www.vm.baden-wuerttemberg.de/mobilitaetspakte.