Ministerium für Verkehr und Infrastruktur fördert ein Praxishandbuch zum ressourcenoptimierten Gewerbeflächenmanagement
"Der Umgang mit endlichen Flächen ist und bleibt eine zentrale Herausforderung der nachhaltigen Stadtentwicklung", lautet das übereinstimmende Fazit von Gisela Splett MdL, Staatssekretärin im Ministerium für Verkehr und Infrastruktur und Karlsruhes Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup nach einem Informationsbesuch der Staatssekretärin zum Thema Innenentwicklung am 25. November im Karlsruher Rathaus. Sie betonte den hohen Stellenwert kommunaler Maßnahmen zur nachhaltigen Gewerbeflächenentwicklung: „Bei den Bemühungen um Flächeneffizienz bilden die Gewerbeflächen einen zentralen Punkt." OB Mentrup verwies darauf, dass Karlsruhe "als wachsende Stadt" und "attraktiver High-Tech-Standort mit knappem Flächenangebot" auf "intelligente Konzepte zur Flächennutzung" angewiesen sei. Das Stadtoberhaupt und die Staatssekretärin hoben die Bedeutung des "Praxishandbuchs zum ressourcenoptimierten Gewerbeflächenmanagement" hervor, das die Stadt Karlsruhe mit Förderung des Ministeriums im Rahmen des Programms „Flächen gewinnen durch Innenentwicklung“ erarbeitet.
Die Innenentwicklung war auch Gegenstand des Meinungsaustauschs im Karlsruher Rathaus, an dem neben Splett und Mentrup auch Erste Bürgermeisterin Margret Mergen, Vertreter der Stadt, des Nachbarschaftsverbandes Karlsruhe, des Aktionsbündnisses „Flächen gewinnen in Baden-Württemberg“ und weitere Akteurinnen und Akteure der Flächennutzung teilnahmen. Insbesondere ging es um bestehende Gewerbegebiete, die häufig noch viel Entwicklungspotenzial an un- oder minder genutzten Flächen bergen.
„Gerade das Thema Gewerbeflächenentwicklung wird vielerorts noch zu wenig bei der Innenentwicklung beachtet“, so Splett. „Wie die Gewerbeflächenstudie des Nachbarschaftsverbandes Karlsruhe aus dem Jahr 2011 zeigte, gibt es viele Gewerbeflächenreserven im Bestand.“ Seinerzeit wurden 34 Gewerbestandorte im gesamten Nachbarschaftsverbund hinsichtlich Flächenpotenzialen und Standortqualität untersucht und bewertet. Die Flächen seien aber nicht immer am richtigen Ort, in geeigneter Größe oder in entsprechender Qualität verfügbar, so Splett. Es gelte daher Wege zu finden, um diese vorhandenen Gewerbeflächen einer effizienten Nutzung zuzuführen, wobei ansiedlungswillige und ansässige Unternehmen eingebunden werden müssen. Letztlich würden durch einen Vorrang der Innenentwicklung auch Erschließungs- und Unterhaltungskosten gespart. Oberbürgermeister Mentrup erklärte, dass sich Karlsruhe gerade mit dem "Integrierten Stadtentwicklungskonzept Karlsruhe (ISEK) 2020" der Innenentwicklung verpflichtet habe: "Das ISEK ist eine Leitlinie für die Zukunft, die unter Beteiligung der gesamten Stadtgesellschaft entstanden ist." Um die angestrebte nachhaltige Entwicklung umsetzen zu können, werde es darauf ankommen, "konkurrierende Nutzungsanforderungen, wie Schaffung von Wohnraum, Entwicklung von Gewerbeflächen und Sicherung von Grün- und Erholungsräumen, in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen." Das Praxishandbuch sei dabei ein wichtiges Modellprojekt auch für das gesamte Land, das künftig Unternehmen, Gewerbetreibenden und Planern bei Umstrukturierungsprozessen oder Neuansiedlungen als "Impulsgeber für Flächen sparendes Bauen" dienen und gleichzeitig Stadtplanung und Wirtschaftsförderung als Beratungsgrundlage unterstützen solle. Staatssekretärin Splett betonte, dass die interkommunale Zusammenarbeit in Zukunft immer wichtiger sein werde. „Wenn in der einen Kommune die Gewerbeflächen nicht mehr ausreichend genutzt werden und in der anderen Kommune die Flächen immer knapper werden, sollte über eine gemeinsame Entwicklung nachgedacht werden, bevor jeder für sich zusätzlich unverbrauchte Böden versiegelt“.
Die Statistiken belegten, wie notwendig eine vorausschauende kommunale Flächenpolitik ist: Erstmals seit 2007 ist im Land der Flächenverbrauch im Jahr 2012 wieder angestiegen. Der tägliche Flächenverbrauch lag im Jahr 2012 bei 6,7 ha pro Tag. Im Jahr zuvor betrug er noch 6,3 ha pro Tag. Dieser Anstieg widerspricht auch dem Ziel der Bundesregierung, bis 2020 zu einem bundesweiten Flächenverbauch von 30 ha pro Tag zu kommen.
Zusatzinformationen Das Land bietet nach einer Pilotphase 2009 das Förderprogramm „Flächen gewinnen durch Innenentwicklung“ seit 2010 an. Dieses Förderprogramm unterstützt Kommunen dabei, den Blick in die Zukunft zu richten und auch im Hinblick auf den demographischen Wandel verstärkt auf Innenentwicklung zu setzen sowie mit der Ressource Fläche schonend umzugehen, vor allem durch kompakte, attraktive Siedlungsstrukturen mit lebendigen Ortskernen und kurzen Wegen.
Im 2004 gegründeten Aktionsbündnis „Flächen gewinnen in Baden-Württemberg“ sind alle gesellschaftlichen Gruppen vertreten, die mit Flächeninanspruchnahme befasst sind, z. B. die kommunalen Landesverbände, Umweltverbände, Wirtschaftsverbände, die Arbeitsgemeinschaft der Regionalverbände, das Altlastenforum, die Architektenkammer, die Arbeitsgemeinschaft Baden-Württembergischer Bausparkassen, die Arbeitsgemeinschaft der Sanierungs- und Entwicklungsträger Baden-Württemberg. Das Aktionsbündnis war an der Entwicklung des Förderprogramms „Flächen gewinnen durch Innenentwicklung“ beteiligt und gibt weiter Impulse für eine Flächen sparende Siedlungsentwicklung im Land.