Land und regionale Partner vergeben Studie zur Elektrifizierung von Bahnstrecken und alternative Antriebe von Fahrzeugen
Elektrifizierung oder Fahrzeuge mit alternativen Antrieben? Welche Strategie zukünftig für welche Bahnstrecke die beste ist, soll eine Studie beantworten, welche das Land gemeinsam mit regionalen Partnern für 16 nicht-elektrifizierte Strecken in Baden-Württemberg nun in Auftrag gegeben hat. „Der Schienenverkehr ist Wegbereiter für eine klimafreundliche und nachhaltige Mobilität. Aus diesem Grund hat sich die Landesregierung das Ziel gesetzt, den Ausbau und die Elektrifizierung des Schienennetzes in Baden-Württemberg konsequent voranzutreiben und keine neuen Fahrzeuge mit Dieselantrieb mehr zu beschaffen“, so Berthold Frieß, Ministerialdirektor im Verkehrsministerium Baden-Württemberg am Dienstag (10. August).
Oberleitung nicht überall die beste Wahl?
Allerdings kann es sein, dass die Elektrifizierung von Strecken über eine Oberleitung nicht überall die beste Wahl und zu aufwändig ist. Auf manchen Eisenbahnstrecken können alternative Antriebsformen, wie Wasserstoff-Hybrid-Züge (H2MU) oder Oberleitungs-/Batterie-Hybridzüge (BEMU), schneller und wirtschaftlicher auf das Gleis gesetzt werden. Aber auf welche Technologien soll das Land in den einzelnen Netzen setzen? Welche Synergieeffekte lassen sich nutzen? Wo ist zukünftig eine Elektrifizierung der Bahnstrecke mit Fahrdraht sinnvoll? Wann eine Strategie zur fahrzeugseitigen Elektrifizierung angebracht? Und wann sind die optimalen Zeitpunkte für eine Umsetzung?
Diese Fragen sollen mittels der Studie für 16 nicht-elektrifizierte Stecken beantwortet werden. Es handelt sich dabei um diejenigen Strecken, welche im Elektrifizierungskonzept in der Kategorie 3 „Langfristiger Bedarf/fahrzeugseitige Lösungen“ zugeordnet sind. Der Auftrag zur Ausarbeitung der Studie ging an eine Bietergemeinschaft aus der TransportTechnologie-Consult Karlsruhe GmbH und der komobile w7 GmbH (Wien). Das Angebot hat sich in einem großen Wettbewerberfeld von Bietern durchsetzen können.
Gutachter untersucht Bahnstrecken im Land
Der Gutachter wird neben dem Einsatz von elektrischen Zügen mit Oberleitungselektrifizierung, den Einsatz von Wasserstoff-Hybrid- (H2MU), von Oberleitungs-/Batterie-Hybridzügen (BEMU) und von Dieselhybridzügen auf Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit untersuchen. Je nach Option ist an den Strecken zusätzliche Infrastruktur wie etwa Wasserstofftankstellen oder Oberleitungsinseln erforderlich. Auch fahrzeugtechnische Aspekte wie Beschleunigungs- und Bremsverhalten sowie der Energiebedarf der Fahrzeuge – inkl. Nebenverbraucher wie Heizung, Lüftung, Klimatisierung, Druckluft – spielen eine wichtige Rolle für die Planung des künftigen Fahrzeugeinsatzes. Nicht zuletzt werden auch die CO2-Emissionen der einzelnen Optionen verglichen. Schließlich sollen die Ergebnisse für die einzelnen Strecken in strategische Empfehlungen für das ganze Land überführt werden.
Wasserstoffzug und Batteriezüge fahren auch in Baden-Württemberg
Ministerialdirektor Frieß weiter: „Auf der Zollern-Alb-Bahn rollt seit wenigen Tagen ein Brennstoffzellenzug des Typs iLint im Probetrieb. Im Netz 8 „Ortenau“ gehen ab Dezember 2023 batterie-elektrische Fahrzeuge in den Alltagsbetrieb. In diesen Einzelprojekten können wir wertvolle Erfahrungen mit alternativen Antrieben sammeln. Mit dem jetzt vergebenen Gutachten behalten wir aber das große Ganze im Blick und entwickeln eine Strategie für den lokal-emissionsfreien und nachhaltigen Schienenverkehr in ganz Baden-Württemberg.“
Bund bei Finanzierung gefordert
Entscheidend für die spätere Umsetzung der Strategie wird die Frage der Finanzierung sein. Denn durch die Elektrifizierung von Strecken, aber auch die Anschaffung von Fahrzeugen entstehen beachtliche Kosten. „Diese finanziellen Lasten können nicht alleine vom Land getragen werden. Zum Erreichen der Klimaschutzziele ist auch der Bund in der Verantwortung. Der Ausbau der bundeseigenen Infrastruktur muss gefördert und die Regionalisierungsmittel müssen erhöht werden, damit mehr Verkehr mit innovativen Fahrzeugen auf den Schienen unterwegs sein kann“, forderte Ministerialdirektor Frieß.
Der Schienenverkehr ist Wegbereiter für eine klimafreundliche und nachhaltige Mobilität. Dieser Verkehrsträger soll noch klimafreundlicher werden und lokal-emissionsfrei verkehren. Aus diesem Grund hat sich die Landesregierung das Ziel gesetzt, den Ausbau und die Elektrifizierung des Schienennetzes in Baden-Württemberg konsequent voranzutreiben und keine neuen Fahrzeuge mit Dieselantrieb für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) mehr zu beschaffen. Mit dem Gutachten wird eine Strategie für den lokal-emissionsfreien und nachhaltigen Schienenverkehr in Baden-Württemberg entwickelt und die Grundlage für das zukünftige Handeln bei diesem Thema gelegt.
Am 18. Juli 2021 wurde der Auftrag für ein Gutachten an eine Bietergemeinschaft aus der TransportTechnologie-Consult Karlsruhe GmbH und der komobile w7 GmbH (Wien) vergeben.
Der Gutachter wird neben dem Einsatz von elektrischen Zügen mit Oberleitungselektrifizierung, den Einsatz von Wasserstoff-Hybrid- (H2MU), von Oberleitungs-/Batterie-Hybridzügen (BEMU) und von Dieselhybridzügen auf Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit untersuchen. Je nach Option ist an den Strecken zusätzliche Infrastruktur wie etwa Wasserstofftankstellen oder Oberleitungsinseln erforderlich. Auch fahrzeugtechnische Aspekte wie Beschleunigungs- und Bremsverhalten sowie der Energiebedarf der Fahrzeuge – inkl. Nebenverbraucher wie Heizung, Lüftung, Klimatisierung, Druckluft – spielen eine wichtige Rolle für die Planung des künftigen Fahrzeugeinsatzes. In der Bewertung sollen unter anderem die Lebenszykluskosten sowie Fördermöglichkeiten einfließen, außerdem soll eine vereinfachte Nutzen-Kosten-Analyse eine Entscheidung unterstützen. Nicht zuletzt werden auch die CO2-Emissionen der einzelnen Optionen verglichen.
Der Gutachter wird neben dem Einsatz von elektrischen Zügen mit Oberleitungselektrifizierung, den Einsatz von Wasserstoff-Hybrid- (H2MU), von Oberleitungs-/Batterie-Hybridzügen (BEMU) und von Dieselhybridzügen untersuchen.
Erste Ergebnisse werden Anfang 2022 erwartet, der Abschluss des Projekts ist Mitte des Jahres 2022 vorgesehen.
Es werden diejenigen Strecken untersucht, welche im Elektrifizierungskonzept des Landes Baden-Württemberg der Kategorie 3 „Langfristiger Bedarf/fahrzeugseitige Lösungen“ zugeordnet sind und bei denen noch kein Einsatz von Fahrzeugen mit lokal emissionsfreien Antrieben konkret geplant ist.
Untersucht werden insgesamt 16 Strecken, für zwölf davon ist das Land als Aufgabenträger zuständig. Außerdem beteiligen sich der Verband Region Stuttgart (für die Teckbahn, Kirchheim (Teck) – Oberlenningen), der Zweckverband Strohgäubahn (Korntal – Weissach) und der Landkreis Esslingen (für die Tälesbahn, Nürtingen – Neuffen) an der Studie.
Aufgabenträger Land Baden-Württemberg
Strecke | Nicht elektrifizierte Streckenlänge in Kilometern |
Pforzheim – Nagold | 46 |
Öhringen-Cappel – Schwäbisch Hall-Hessental | 32 |
Crailsheim – Königshofen (Baden) | 70 |
Lauda – Miltenberg | 63 |
Seckach – Miltenberg | 39 |
Aulendorf – Kißlegg | 29 |
Hintschingen – Geisingen-Leipferdingen und weiter nach Blumberg-Riedöschingen | 16 |
Ulm – Munderkingen | 45 |
Munderkingen – Herbertingen | 31 |
Sigmaringen – Aulendorf | 41 |
Immendingen – Tuttlingen | 10 |
Sigmaringen – Fridingen | 28 |
Fridingen – Tuttlingen | 14 |
Zu untersuchende Strecken anderer Aufgabenträger
Strecke | Nicht elektrifizierte Streckenlänge in Kilometern |
Nürtingen – Neuffen (Tälesbahn; Aufgabenträger: Landkreis Esslingen) | 9 |
Kirchheim (Teck) – Oberlenningen (Teckbahn; Aufgabenträger: Verband Region Stuttgart) | 11 |
Korntal – Weissach (Strohgäubahn; (Aufgabenträger: Zweckverband Strohgäubahn) | 22 |
Im Rahmen des Gutachtens können bei Bedarf auch weitere Strecken in Baden-Württemberg untersucht werden.