Mit Abschluss des Pilotprojekts Beimerstetten konnten wichtige Erkenntnisse zur Ertüchtigung der Rheinbrücke Karlsruhe-Maxau gewonnen werden.
Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat den Schlussbericht zum Pilotprojekt „Bahnbrücke Beimerstetten“ vorgelegt. Damit wurde das Pilotprojekt, bei dem im Jahr 2014 bundesweit erstmalig das so genannte UHPC-Verfahren zur Verstärkung von Stahlbrücken angewandt und getestet wurde, zu einem positiven Abschluss gebracht.
Das UHPC-Verfahren ist mehrfach in den Niederlanden, noch nie aber in Deutschland angewandt worden. Um eigene Erfahrungen bei der Anwendung sammeln zu können, hat das Land diese innovative und anspruchsvolle Verstärkungsmethode vor einem möglichen Einsatzes an der Rheinbrücke Maxau an einem kleineren Bauwerk pilothaft angewandt. Den nun vorliegende Schlussbericht des KIT kommentiert Staatssekretärin Gisela Splett, MdL wie folgt: „Das Pilotvorhaben in Beimerstetten hat zu wertvollen Erkenntnissen geführt, die wir nun im Rahmen der weiteren Planungsschritte in die Ertüchtigung der Rheinbrücke Maxau einfließen lassen können.“
Die Bahnbrücke bei Beimerstetten im Rahmen der L 1239 hatte sich als Pilotprojekt angeboten, da hier ohnehin eine Instandsetzungsmaßnahme geplant war und das Bauwerk vom Alter und der Konstruktion her mit der Rheinbrücke Maxau vergleichbar ist. Vor diesem Hintergrund lassen die sich dort gewonnen Erkenntnisse auf die Rheinbrücke Maxau übertragen. Unterschiede ergeben sich aus den nicht vergleichbaren Größenverhältnissen beider Projekte, die zu anderen Bauabschnitten, Bauzeiten und logistische Rahmenbedingungen führen. Allerdings kann diesbezüg-lich auf mehrjährige Erfahrungen aus den Niederlanden zurückgegriffen werden.
Vom Regierungspräsidium Karlsruhe werden nun in enger Abstimmung mit dem Bun-desministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur sowie dem Ministerium für Verkehr und Infrastruktur alle weiteren planerischen Schritte für die Ertüchtigungsmaßnahme an der Rheinbrücke Maxau durchgeführt. Die Sanierungskonzeption läuft unabhängig von den Planungen für eine 2. Rheinbrücke. Die bestehende Rheinbrücke muss in jedem Fall in ihrer Funktionstüchtigkeit erhalten werden.
Der Schlussbericht kann hier eingesehen werden.
Weitere Informationen:
Das Pilotprojekt wurden von der Straßenbauverwaltung Baden-Württemberg unter Be-teiligung des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur, der Bundesanstalt für Straßenwesen sowie gutachterlicher Begleitung mehrere Hoch-schulinstitute realisiert. Der nun vorliegende Schlussbericht der Materialprüfungs- und Forschungsanstalt des KIT nimmt dabei eine zentrale Stellung ein. Mit den betontechnologischen Aspekten und den technischen Randbedingungen beim Einsatz des hochfesten Betons auf der Baustelle deckt er einen der wesentlichen Erkenntnisbereiche der pilothaften Anwendung in Beimerstetten ab.
Die Rheinbrücke Maxau wurde in den 1960er-Jahren erbaut und damals mit zwei Fahrstreifen pro Fahrtrichtung konzipiert. Zwischenzeitlich befahren an Werktagen über 80.000 Fahrzeuge das Bauwerk auf insgesamt sechs Fahrstreifen. Diese hohe Verkehrsbelastung führt zu einer vorzeitigen Ermüdung der Rheinbrücke, die eine Ertüchtigung der Schrägseilbrücke erforderlich macht. Besonders im Fokus steht dabei die oben liegende, so genannte orthotrope Fahrbahnplatte, eine dünne Stahlplatte mit einer Stärke von lediglich 12 mm, auf der der Fahrbahnbelag aufgebracht ist und die die Verkehrslasten in die unten liegende Tragkonstruktion ableitet.
Eine vom Land in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie hatte im Jahr 2011 ergeben, dass die Verstärkung der orthotropen Platte am besten mit dem UHPC-Verfahren erfol-gen kann. Bei diesem Verfahren kommt ein besonders hochfester und mit Fasern be-wehrter Beton (UHPC) zum Einsatz, dessen Druckfestigkeiten zwei- bis dreimal so hoch sind als die der üblicherweise im Brückenbau zum Einsatz kommenden Betone. Der UHPC wird dabei als Verbundwerkstoff in einer Schicht von lediglich 6,5 cm Dicke auf die Stahlfahrbahnplatte aufgebracht. Durch die steife Verzahnung von Beton und Stahl wird eine stabilisierende Wirkung erreicht, die entscheidend die Lebensdauer der ermüdungsanfälligen Stahlbauteile sowie deren Verbindungsmittel (Schweißnähte, Schraub- und Nietverbindungen) erhöht. Darüber hinaus besitzt der UHPC hervorragende dichtende Eigenschaften, die weitere Abdichtungsmaßnahmen entbehrlich machen. Das Land geht davon aus, dass durch eine solche Ertüchtigung die Nutzungsdauer der Rheinbrücke Maxau wirtschaftlich um etwa 40 bis 50 Jahre verlängert werden kann.