Tragen Autos mit modernen Euro-6-Dieselmotoren wirklich zu einer Senkung der Luftschadstoffe bei? In dieser Frage wurden immer wieder Zweifel laut. Deshalb untersucht die LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz im Auftrag des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur von Montag, 2. Juni 2014 an den Schadstoffausstoß von drei Personenkraftwagen der Euro-Norm 6 im realen Straßenverkehr in Stuttgart. „Ziel ist es festzustellen, ob die Euro 6-Dieselfahrzeuge die Erwartungen an die Reduzierung des Schadstoffausstoßes auch im Realbetrieb besser erfüllen können als ihre Vorgänger“, sagte die Staatssekretärin im Ministerium für Verkehr und Infrastruktur, Gisela Splett, MdL, in Stuttgart. „Was auf dem Papier und auf dem Prüfstand gut aussieht und die Hoffnungen auf eine Verbesserung der Luftqualität an vielbefahrenen Straßen weckt, sollte auch im realen Straßenverkehr so wirken“. Denn die Belastungen mit dem Luftschadstoff Stickstoffdioxid gehen an den hochbelasteten Straßen in Baden-Württemberg nur langsam zurück. Eine maßgebliche Rolle zur Verbesserung der Luftqualität kommt dem Straßenverkehr und hier den Dieselfahrzeugen zu.
Die Messungen an den drei Diesel-Pkw werden im Auftrag der LUBW vom TÜV Nord durchgeführt. Die mit der Aufschrift „Emissionsmessungen“ gekennzeichneten Fahrzeuge werden mehrere Tage lang festgelegte Strecken in der Landeshauptstadt befahren. Dabei werden von den mitgeführten Messgeräten Motordaten und die Abgasemissionen erfasst und später ausgewertet. Die Schadstoffkonzentrationen im Abgas von Kraftfahrzeugen werden auf dem Prüfstand mit einem Testzyklus nachgewiesen, der mit dem innerstädtischen realen Fahrverhalten herzlich wenig zu tun hat.“ erklärt Staatssekretärin Gisela Splett. „Die realen Kfz-Emissionen in den Innenstädten liegen teilweise deutlich über den Prüfstandswerten.“
Bei den drei zu untersuchenden Fahrzeugen handelt es sich um Euro 6 Diesel-Pkw, in denen zur Minderung der Stickstoffoxidemissionen drei unterschiedliche Techniken eingesetzt werden. Die Fahrzeuge werden vom ADAC zur Verfügung gestellt.
Ziel der Messkampagne sind Antworten auf die Fragen:
- Wie verhalten sich die Stickstoffoxidemissionen von Diesel-PKW mit der neusten Abgastechnik (Euro 6) im realen städtischen Verkehr?
- Unterscheiden sich die Emissionen der eingesetzten Minderungstechniken? Wenn das so ist, welche Technik funktioniert am besten?
- Gibt es Unterschiede im Wirkungsgrad bei den untersuchten Fahrgeschwindigkeiten (30 / 40 / 50 km/h)?
Hauptkritikpunkte am bisherigen Prüfzyklus NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus) sind eine niedrige Motorlast und eine sehr geringe Fahrdynamik, weshalb dieser Zyklus insbesondere für typische innerstädtische Verkehrssituationen wenig realitätsnah ist. Die Europäische Union hat diese Kritikpunkte im Rahmen der Erarbeitung einer neuen Prüfvorschrift durch die UNECE (United Nations Economic Commission for Europe) aufgegriffen. Zukünftig sollen die realen Kfz-Emissionen stärker berücksichtigt und Messungen im realen Verkehr zur Pflicht werden.
Die Abgasmessungen erfolgen mit einem sogenannten Portable Emission Measurement System (PEMS). Dazu werden die Messgeräte in den Fahrzeugen installiert und dort während der Fahrten betrieben. Die Pkw PEMS-Messungen umfassen die Luftschadstoffe Stickstoffoxide, Kohlenmonoxid und Kohlendioxid sowie für die Auswertung erforderliche Bezugsdaten. Weiterhin werden Parameter wie Zeit, Geschwindigkeit, Drehzahl sowie interne Kennzahlen zur Funktion von Motor und Abgasstrang aufgezeichnet.
Weiterführende Links:
Abgasgrenzwerte von Pkw: www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/18962/
Berichte zu bisherigen Fahrversuchen: www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/23231/
Mehrjährige Messreihen Stickstoffoxide: www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/21969/