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Elektrifizierung zwischen Albstadt und Sigmaringen: Planungs- und Finanzierungsverträge sind unterschrieben

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Schienen (Bild: stock.adobe.com/ Nadia nb)

Der Landkreis und die Deutsche Bahn haben einen Vertrag über die Planung der Elektrifizierung der Zollernalbbahn von Albstadt nach Sigmaringen geschlossen. Mit dem Land schloss der Landkreis zudem einen Finanzierungsvertrag ab. Im Beisein von Abgeordneten, Behördenvertretern und zahlreichen Kreisräten und Bürgermeistern sind gestern die Verträge unterschrieben worden. 4,76 Millionen Euro investiert der Landkreis in die Vorplanung. Das Land unterstützt den Kreis dabei mit 1,19 Millionen Euro. „Wir machen uns an die Arbeit, der erste Schritt in Richtung Elektrifizierung ist getan“ machte Landrätin Stefanie Bürkle in ihrer Ansprache deutlich.

Ergebnisse sollen in zwei Jahren vorliegen

Bis September wird nun eine sogenannte Betriebsprogrammstudie erstellt. „Ziel dieser Untersuchungen ist es festzulegen, welche infrastrukturellen Maßnahmen für das vorgesehene Betriebskonzept erforderlich sind und ob durch die geänderten Fahrpläne neue Kreuzungsmöglichkeiten für die Züge geschaffen werden müssen“, erläuterte Dr. Markus Demmler, Leiter Großprojekte Südwest der DB Netz AG. Die Ergebnisse der Vorplanung inklusive der Kostenschätzung sollen im Frühjahr 2022 vorliegen.

Im Anschluss an diese Planungen der Leistungsphasen 1 und 2 erfolgt die Nutzen-Kosten-Analyse, eine Wirtschaftlichkeitsberechnung in der der volkswirtschaftliche Nutzen, wie Reisezeitverringerung, eingesparte Fahrten mit dem PKW oder auch eine geringere Umweltbelastung den entstehenden Kosten gegenüber gestellt werden. „Nur wenn der Nutzen die Kosten übersteigt, werden der Bund und das Land die Maßnahme fördern. Erst dann entscheidet sich, ob die DB das Projekt in eine Realisierung bringt“, kündigte Landrätin Bürkle an.

Wenn sich das Projekt dabei als wirtschaftlich erweist, stehen die Chancen für den Ausbau sehr gut. 

Wie Thomas Bareiß MdB, parlamentarischer Staatssekretär beim Bundeswirtschaftsministerium berichtete, verfünffacht der Bund die Fördermittel. „Wir meinen es ernst beim Klimaschutz und möchten den Landkreis Sigmaringen an das Bahnnetz der Zukunft anbinden“, so Bareiß.

Dr. Markus Demmler, der bei der DB die Großprojekte im Südwesten leitet, machte deutlich, von welch großer Bedeutung die Strecke für die Bahn ist: „Es ist an der Zeit, durch den Ausbau und die Elektrifizierung der Strecke den Grundstein für umweltfreundliche Mobilität und eine höhere Angebotsqualität zu legen. Damit wird auch die Voraussetzung zur Verknüpfung mit der Regionalstadtbahn Neckar-Alb sowie für eine spätere Anbindung an den neuen Stuttgarter Hauptbahnhof geschaffen, der zukünftig nur noch elektrisch befahrbar sein wird. So schaffen wir die starke Schiene in der Region.“

Erhöhte Bundesförderung macht Elektrifizierung überhaupt erst möglich

Bis zu 90 Prozent der zuwendungsfähigen Baukosten und eine pauschale Förderung der darin enthaltenen Planungskosten in Höhe von 10 Prozent leistet der Bund nun. Auch das Land Baden-Württemberg hat eine Übernahme von 25 Prozent der Planungskosten für die nun beauftragten Leistungsphasen 1 (Vorplanung) und 2 (Kostenschätzung) zugesagt. 

Gerd Hickmann, Abteilungsleiter im Ministerium für Verkehr hebt hervor: „Es ist dem Land ein Anliegen, dass die Elektrifizierung der Zollernalbbahn über Albstadt-Ebingen hinaus bis Sigmaringen zeitnah erfolgen kann, idealer Weise zeitlich zusammen mit dem Rest der Strecke ab Tübingen. Dieser Lückenschluss stärkt die gesamte Verbindung und die Anbindung Sigmaringens.“

Thomas Bareiß fügte hinzu, dass es ein Quantensprung für den öffentlichen Verkehr und die Schiene sei, „durch den der Grundstein für einen modernen, klima- und kundenfreundlichen Schienenpersonenverkehr bei uns im ländlichen Raum gelegt werde.“ 

Ein erster grober Kostenüberschlag seitens DB Netz geht derzeit von Gesamtkosten von etwa 160 Millionen Euro für die Elektrifizierung des 27 Kilometer langen und topographisch anspruchsvollen Abschnittes von Albstadt nach Sigmaringen aus. Geschätzt 127 Millionen Euro entfallen auf die Baukosten, ca. 32 Millionen Euro sind für die Planungen aller Leistungsphasen notwendig. 

„Erst durch die Tatsache, dass der Bund die Fördermittel und die Förderquote erhöht hat, war für uns als Landkreis die Elektrifizierung überhaupt vorstellbar. Dank der neuen Fördermöglichkeiten des Bundes und der Unterstützung des Landes rückt das Bahnnetz der Zukunft in greifbare Nähe“, fasste Stefanie Bürkle zusammen.

Schon seit über 10 Jahren bemühen sich die Landkreise Reutlingen, Tübingen, Sigmaringen und der Zollernalbkreis im Rahmen der Projekte „Regionalstadtbahn Neckar-Alb“ und „Lückenschluss Albstadt – Sigmaringen“ um die Elektrifizierung der Zollernalbbahn zwischen Tübingen und Sigmaringen. Langfristiges Ziel des Landkreises Sigmaringen ist eine Zusammenführung der Planungen der Regionalstadtbahn Neckar Alb Reutlingen – Tübingen – Albstadt und des Abschnittes Albstadt – Sigmaringen, um die Elektrifizierung der Zollernalbbahn zwischen Tübingen und Sigmaringen in einem großen Bauvorhaben zu realisieren. Den Kreisräten dankte die Landrätin nochmals für ihre beherzte und mutige Entscheidung im Dezember, in die Planungen einzusteigen. 

Elektrifizierung ist mehr als nur eine Oberleitung zu spannen

Um eine Bahnstrecke zu elektrifizieren, sind neben dem Errichten der eigentlichen Oberleitung noch weitere Arbeiten zu erledigen. Um genügend Platz für die Oberleitungen zu haben, müssen Tunnel vergrößert, Brücken neu gebaut oder Gleise abgesenkt werden. Auch Bahnübergänge und die Leit- und Sicherungstechnik werden erneuert. Durch geänderte Fahrpläne sind teilweise auch neue Kreuzungsstellen notwendig, so dass bestehende Bahnhöfe oder Haltepunkt erweitert werden müssen. 

Ziel: Bessere Verbindungen und moderne Züge

„Ziel ist“, so Landrätin Bürkle, „dass durch die Elektrifizierung mehr, pünktlichere und modernere Züge fahren und wir die Direktverbindung nach Stuttgart erhalten können.“ Bis 2026 fährt die DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee GmbH noch mit Dieselneigetechnikzügen. Ob auch danach die in die Jahre gekommenen und störanfälligen Neigetechniktriebwagen eingesetzt werden können, ist zumindest fraglich. Zudem wird die Befahrung des neuen Stuttgarter Hauptbahnhofs durch dessen Tunnellage nur mit elektrischen Zügen möglich sein. 

„Um aus dem Landkreis Sigmaringen auch nach Fertigstellung von Stuttgart 21 umsteigefrei und mit attraktiven Fahrzeiten nach Stuttgart fahren zu können, ist eine Elektrifizierung der Zollernalbbahn unumgänglich“, formulierte es Landrätin Bürkle. Andernfalls drohe der Landkreis im „Dieselloch“ mit gegenüber heute deutlich verlängerten Fahrzeiten zwischen Stuttgart und Sigmaringen und Umsteigezwängen in Tübingen, Ulm oder Aulendorf zurückzubleiben.

Gerd Hickmann machte deutlich, dass das Land die Region gerne dabei unterstützt, den Ausbau Ausbau der Zollernalbbahn voranzubringen. Das Projekt ist ein wichtiger Baustein für die Verdopplung der ÖPNV-Fahrgastzahlen, die sich das Land bis 2030 vorgenommen hat. Auch für die ehrgeizigen Klimaschutzziele ist der Umstieg von Diesel auf Elektroantrieb wichtig.

Quelle:

Landkreis Sigmaringen

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