Naturschutz

Querungshilfe für Amphibien eingeweiht

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Weingarten/Karlsruhe – Nach den kalten Wintertagen sind nun wieder unzählige Kröten, Frösche und Molche unterwegs zu ihren Laichgewässern. Auf dem Weg dorthin müssen die Amphibien auch Straßen überqueren, wo diese nicht selten dem Straßenverkehr zum Opfer fallen. Mit Finanzmitteln aus dem Konjunkturpaket II ist jetzt am Weingartener Moor bei Karlsruhe einer von vielen Brennpunkten im Land entschärft worden: Neue Amphibientunnel mit Leiteinrichtung werden den Tieren zukünftig eine sichere Wanderung ermöglichen. Frau Dr. Gisela Splett MdL, Staatssekretärin im Stuttgarter Ministerium für Verkehr und Infrastruktur, und Herr Dr. Andre Baumann, Vorsitzender des NABU Baden-Württemberg, haben am Freitagabend vor Ort auf die Amphibienwanderung aufmerksam gemacht.

„Ich freue mich, dass wir Finanzmittel aus dem Konjunkturprogramm nutzen konnten, um die bestehende Amphibienschutzanlage an der B 3 Weingarten zu erweitern“, so die Staatssekretärin. Fünf Amphibiendurchlässe, zwei Stopprinnen und rund 400 m zusätzliche Amphibienleiteinrichtungen leisten ihren Beitrag dazu, dass die Amphibien sicher ins Weingartener Moor gelangen. Der zweite Teilabschnitt des Wiedervernetzungsprojekts auf Gemarkung Durlach konnte aufgrund erforderlicher Abstimmungen nicht wie ursprünglich vorgesehen über das Konjunkturpaket II finanziert werden. Dieser Abschnitt der Amphibienschutzanlage befindet sich derzeit in der Entwurfs- bzw. Ausführungsplanung. „Ich hoffe sehr, dass der Bau dieses zweiten Abschnitts in der zweiten Hälfte 2012 beginnen kann“, erläuterte Splett.

„Die alljährliche Wanderung vom Winterquartier zum Laichgewässer endet für viel zu viele Amphibien tödlich. Autos sind neben dem Verlust an Lebensraum die Gefahrenquelle Nummer eins für die Tiere“, sagten Splett und Baumann bei dem Vor-Ort-Termin. Umso wichtiger sei es, dass in Baden-Württemberg neben dem „grauen Wegenetz“ aus Straßen und Autobahnen auch ein „Grünes Wegenetz“ entstehe, über das Frösche, Dachse und Luchse gefahrlos durch das Land wandern können. NABU-Landeschef Baumann mahnte ein entsprechendes Landesprogramm bei Staatssekretärin Splett an.

Das Weingartener Moor ist einer der landesweit bedeutendsten Lebensräume für Amphibien. Der Springfrosch hat hier eines seiner größten Vorkommen. Mitunter wurden über 4.000 Exemplare gezählt. Daneben bevölkern vor allem Erdkröten das Feuchtgebiet sowie Grasfrösche, Feuersalamander und verschiedene Molcharten.

Wenn die Amphibien wandern, tragen überall im Land – auch an der B3 zwischen Karlsruhe und Weingarten - Jahr für Jahr zahllose ehrenamtliche NaturschützerInnen rund eine halbe Million Kröten und Frösche über die Straße. „Ein besonderer Dank gilt den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern sowie den Autobahn- und Straßenmeistereien, die die Aktionen beispielsweise durch die Bereitstellung von provisorischen Schutzzäunen, Lagerung, Auf- und Abbau der Zäune und das Aufstellen von Verkehrszeichen unterstützen“, so Dr. Splett und Dr. Baumann. Was viele nicht wissen: Viele Amphibien sterben, obwohl sie nicht direkt von einem Auto überrollt werden. Der Luftdruck schnell vorbeifahrender Fahrzeuge ist nach NABU-Angaben oft so groß, dass die inneren Organe der Tiere platzen. „Bereits ab Tempo 30 ist der Luftdruck tödlich. Nur Slalom zu fahren, hilft nichts. Wir rufen daher alle AutofahrerInnen auf, das Tempo zu drosseln und vorsichtig zu fahren, sobald Kröten auf der Straße sind“, appellierten Dr. Splett und Dr. Baumann.

Wie viele Kröten und Frösche jedes Jahr dem Straßenverkehr zum Opfer fallen, weiß niemand – auch die ExpertInnen nicht. Deshalb bittet der NABU jetzt die Bevölkerung um Mithilfe: Wer überfahrene Amphibien sieht, soll sich die Anzahl, soweit möglich die Art und den Fundort merken und unter www.gruenes-wegenetz.de melden. Der NABU wertet die Daten zentral aus und kann sich dadurch an den Brennpunkten für einen besseren Schutz der Kröten einsetzen. Staatssekretärin Splett begrüßte die Aktion als Baustein für einen funktionierenden Amphibienschutz, NABU-Landeschef Baumann rief die Bürgerinnen und Bürger auf, sich zu beteiligen und Fundorte zu melden.

Konjunkturprogramm

Das Konjunkturprogramm hat es ermöglicht, an zehn Abschnitten von baden-württembergischen Bundesautobahnen und Bundesstraßen Maßnahmen zur Wiedervernetzung von Lebensräumen zu realisieren. Um auch in Fortsetzung des Konjunkturpakets II wichtige Maßnahmen zur Wiedervernetzung ehemals getrennter Lebensräume umsetzen zu können, hat sich Baden-Württemberg auf Bundesebene für die kurzfristige und konsequente Fortführung des Bundesprogramms Wiedervernetzung stark gemacht. Ziel der im November 2011 eingebrachten, jedoch noch nicht abgeschlossenen Bundesratsinitiative war die baldige Verabschiedung und eine hinreichende Finanzausstattung dieses bedeutenden Bundesprogramms. „Mit der Verabschiedung des Bundesprogramms Wiedervernetzung durch das Bundeskabinett vor zwei Tagen ist ein wichtiger Schritt erfolgt“, freute sich die Staatssekretärin.

Quelle:

Ministerium für Verkehr und Infrastruktur Baden-Württemberg

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