Bei einem Besichtigungstermin an der A 8 östlich von Pforzheim setzte sich Staatssekretärin Splett für eine grüne Infrastruktur zum Schutze der heimischen Tier- und Pflanzenwelt ein.
Gisela Splett, Staatssekretärin im Ministerium für Verkehr und Infrastruktur, hat sich am 26. Februar bei einer Ortsbesichtigung an der A 8 östlich von Pforzheim, auf dem Gemeindegebiet von Niefern-Öschelbronn, für Querungshilfen über die A 8 eingesetzt. „Die dauerhafte Sicherung der Artenvielfalt ist der Landesregierung ein großes Anliegen, denn viele Tier- und Pflanzenarten in Baden-Württemberg sind bereits gefährdet. Diese negative Entwicklung können wir nur stoppen, wenn wir Naturschutz als Querschnittsaufgabe verstehen und flächenwirksam gestalten. Um die Barriere-Wirkung der Siedlungs- und Verkehrsflächen aufzufangen ist gerade die Schaffung einer „grünen“ Infrastruktur wichtig.“
Deshalb arbeitet das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur an einem landesweiten Wiedervernetzungskonzept von Lebensräumen an bestehenden Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen. Dabei stützt sich das Land einerseits auf die von der Bundesregierung im „Bundesprogramm Wiedervernetzung“ vorgeschlagenen Querungshilfen an Autobahnen und Bundesstraßen. Gleichzeitig werden die Erkenntnisse aus dem Generalwildwegeplan des Landes und dem baden-württembergischen Fachplan für einen landesweiten Biotopverbund verwertet. „Nach einer inzwischen erstellten Prioritätenliste planen und bauen wir Querungshilfen an den Bundesfernstraßen. Die vorgesehene Wiedervernetzungsmaßnahme an der A 8 ist eines von 12 im Bundesprogramm enthaltenen Projekten und hat für uns sehr hohe Priorität.“
In den Wäldern östlich von Pforzheim und südlich von Niefern verläuft ein Wildtierkorridor, über den Tiere vom Nordschwarzwald zu den Waldgebieten des Strombergs wandern könnten und umgekehrt. Dieser Korridor wird aber durch eine Reihe von Barrieren durchschnitten, u.a. durch die B 10 und die Bahnlinie bei Mühlacker. Die gravierendste Barriere stellt allerdings die A 8 dar, die hier bereits sechsspurig ausgebaut ist. Mit dem Tag und Nacht rollenden Verkehr und einem Verkehrsaufkommen von täglich rund 70.000 Fahrzeugen kann die Autobahn hier nur noch von wenigen Tierarten überwunden werden - der naturräumlich eigentlich vorhandene Wildtierkorridor ist in der Praxis fast undurchlässig.
Als zuständige Straßenbaubehörde erstellt das Regierungspräsidium Karlsruhe aktuell erste Planungsunterlagen für den Bau einer Grünbrücke über die A 8 in diesem Bereich. Die Grünbrücke soll einer Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten die Querung der Autobahn ermöglichen und so gestaltet werden, dass sie von diesen angenommen wird. Dazu gehört u.a. die Wildkatze, die sich in den Wäldern des Strombergs wieder angesiedelt hat, im Nordschwarzwald südlich von Pforzheim bisher aber noch nicht nachgewiesen werden konnte. Aber auch weiter verbreitete Arten wie Rehe, Füchse und Wildschweine haben den Drang, zwischen verschiedenen Lebensräumen zu wandern. Nach Fertigstellung der Grünbrücke haben sie die Möglichkeit, die A 8 gefahrlos zu queren. Ein Wildschutzzaun ist in diesem Bereich an der A 8 bereits beidseitig vorhanden und wird an die Grünbrücke angeschlossen, so dass die Tiere auf das Bauwerk geleitet werden.
„Ich danke allen, die sich für die Schaffung eines Netzes von grünen Korridoren und für die „grüne Infrastruktur“ im Land einsetzen. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit vereinten Kräften die „grüne Infrastruktur“ so schaffen und gestalten können, dass die biologische Vielfalt langfristig erhalten bleibt“, zeigte sich Frau Splett erfreut über die gute Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Akteuren.
Hintergrundinformationen:
Seit 1975 hat sich das Verkehrsaufkommen in Deutschland vervierfacht: Im selben Zeitraum hat sich die Zahl der Wildunfälle verfünffacht. Ein deutliches Zeichen, dass Wildtiere immer mehr Barrieren überwinden müssen, um Nahrung oder Partner zu finden. In unserer dicht bebauten und von Verkehrswegen durchzogenen Kulturlandschaft ist es für Wildtiere nicht einfach, von einem Lebensraum zum anderen zu wandern. Sie stoßen dabei auf eine Vielzahl von Hindernissen, vor allem in Form von Siedlungen und von dichtbefahrenen Straßen. All dies trägt zu der in den letzten Jahrzehnten immer stärker gewordenen Gefährdung vieler Tier- und Pflanzenarten bei.