ÖPNV

Tausche Führerschein gegen ÖPNV-Abo

Rosa Papierführerschein aus Deutschland

Autofahren wird mit zunehmendem Alter unsicherer. Wer seinen Führerschein abgeben möchte, bekommt jetzt in Baden-Württemberg ein kostenloses Jahresabo für den ÖPNV. Diese 14 Verkehrsverbünde machen bei der Aktion mit.

Das Ministerium für Verkehr hat mit Verkehrsverbünden des Landes einen Kooperationsvertrag für das Projekt „Bus und Bahn statt Führerschein“ geschlossen.

Den Seniorinnen und Senioren in den teilnehmenden Verbünden des Landes wird damit schon ab 1. Dezember 2021 die Möglichkeit eröffnet, gegen einen freiwilligen Verzicht auf ihre Fahrerlaubnis ein einmalig kostenloses Jahresticket/-Abo zur Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in ihrem Verkehrsverbund zu beantragen. „Wir möchten damit den Zugang zum ÖPNV erleichtern“, erklärt Minister Hermann.

„Es braucht keinen Führerschein, um mobil zu sein. Für viele Regionen Baden-Württembergs gilt, dass Ziele mit Bus und Bahn gut erreichbar sind. Viele Alltagswege sind zu Fuß und mit dem Fahrrad möglich. Wer kein Auto besitzt, spart auch Geld und fährt mit Jahresabo und gelegentlichen Taxifahrten noch günstiger“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann am Montag bei der Vorstellung des Projektes.

Verkehrssicherheit lässt im Alter nach

Über ein Drittel der im Straßenverkehr tödlich verunglückten Verkehrsteilnehmenden sind 65 Jahre und älter. Sie nehmen damit einen überpro­portional hohen Anteil im Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil ein. Sofern sie bei einem Unfall ein Auto fahren, tragen sie in den meisten Fällen die Hauptschuld (2020: 68,7 Prozent). Angesichts des demografischen Wandels wird die Anzahl der Verkehrsteilnehmenden der Generation 65+ in den kommenden Jahren weiter zunehmen.

Bernd Ebert vom Landesseniorenrat erklärte: „Der Landesseniorenrat Baden- Württemberg sieht in dem Projekt eine Möglichkeit für ältere Menschen, die im städtischen oder großstädtischen Umfeld mit einem auf die Bedürfnisse der älteren Nutzer abgestimmten Angebot leben, eine längst fällige aber aufgeschobene Entscheidung zu treffen. Wenn das Führen eines PKW im Stadtverkehr wegen körperlicher Gebrechen oder wegen nachlassender Leistung im Sehen und Hören immer schwerer fällt und man sich unsicher fühlt, kann dieses Angebot ein Anreiz oder ein letzter Anstoß sein, den Führerschein zurückzugeben.“

Voraussetzungen für die Führerscheinrückgabe

Voraussetzungen für den Bezug des kostenlosen Angebotes sind ein Erstwohnsitz im jeweiligen Verbundgebiet sowie der dauerhafte Verzicht auf die Fahrerlaubnis durch Rückgabe des Führerscheins an die Fahrerlaubnis­behörde. Das schließt nicht aus, dass nach einem Jahr die Wiedererteilung der Fahrerlaubnis beantragt werden kann. Das kostenlose Angebot wird von den teilnehmenden Verkehrsverbünden getragen. Das Land Baden-Württemberg beteiligt sich an den hierdurch anfallenden Kosten mit bis zu 3 Millionen Euro. Durch diesen Anreiz soll die Nutzung umweltfreundlicher ÖPNV-Angebote erhöht, der motorisierte Individualverkehr der Generation 65+ reduziert und die Verkehrssicherheit verbessert werden.

Guten Erfahrungen in Verkehrsverbünden

VVS-Geschäftsführer Thomas Hachenberger sagte: „Wir haben schon seit 2015 gute Erfahrungen mit der Aktion „Führerscheinrückgabe gegen SeniorenTicket“ gemacht. Der Landkreis Ludwigsburg war damals Vorreiter, der Landkreis Esslingen und die Landeshauptstadt haben 2020 nachgezogen. Bislang haben rund 5300 Senioren und Seniorinnen von dieser Aktion des VVS profitiert und konnten ein Jahr lang ohne tarifliche Zugangshürden kostenlos Busse und Bahnen benutzen. Sehr erfreulich ist die Tatsache, dass zwei Drittel der Senioren und Seniorinnen den ÖPNV bislang nicht regelmäßig nutzten und viele, d.h. etwa die Hälfte kauften im 2. Jahr das SeniorenTicket weiter, blieben dem VVS somit länger treu. .“

„Seit 2016 bietet OstalbMobil Seniorinnen und Senioren die Möglichkeit, bei einem freiwilligen Verzicht auf den Führerschein kostenlos Bus und Bahn zu nutzen. Bei diesem Angebot legen wir neben dem kostenlosen Ticket sehr großen Wert auf eine parallele Mobilitätsberatung“, so Paul-Gerhard Maier, Geschäftsführer von OstalbMobil. „Wir anerkennen damit den einschneidenden Schritt, den Führerschein abzugeben und auf ein Teil der gewohnten individuellen Mobilität zu verzichten. Viele merken dann, dass auch in ländlichen Gebieten das Verkehrsangebot oftmals deutlich besser ist als man denkt!“

„Für den Einstieg in eine Mobilität ohne eigenen Pkw ist es nie zu spät“, so der Geschäftsführer des Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbunds Jürgen Löffler. „Mit dieser Aktion machen es das Land und die Landkreise Bodenseekreis und Ravensburg möglich, dass der Umstieg auf Bus und Bahn gelingt.“

„Wir haben dieses interessante Angebot schon seit einigen Jahren“, so der Geschäftsführer des Waldshuter Tarifverbundes Lothar Probst. „Die Resonanz ist sehr positiv, rund 1.500 Seniorinnen und Senioren haben in der Region zu mehr Verkehrssicherheit beigetragen. Um besonders älteren Menschen den Umstieg auf Bus und Bahn zu erleichtern, bieten wir ein spezielles Mobilitätstraining an. Wir danken dem Land für die Unterstützung des Projektes, welches abgesehen vom Sicherheitsaspekt auch den ÖPNV stärkt.“

14 Verkehrsverbünde machen mit

Durch die Unterstützung des Landes soll ein möglichst flächendeckendes Angebot in Baden-Württemberg erreicht werden. Bislang gab es in acht Verkehrsverbünden ein unentgeltliches Angebot für Seniorinnen und Senioren bei Verzicht auf die Fahrerlaubnis, mit dem Kooperationsvertrag konnte die Anzahl auf 14 Verbünde nahezu verdoppelt werden. Seitens der Verkehrsverbünde steht der Vertrag noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der kommunalen Gremien.

Einen Dank sprach Minister Hermann auch in Richtung der Stadt-und Landkreise aus, ohne deren Mitwirkung die Durchführung des Projektes nicht möglich sei.

Vision Zero auch mit Führerscheinabgabe

Die Landesregierung bekennt sich zur Vision Zero, einem Straßenverkehr ohne Getötete und Schwerverletzte. Der Koalitionsvertrag der die Landesregierung tragenden Parteien bekräftigt dieses Ziel. Um das Ziel der Vision Zero zu erreichen, bedarf es zielgruppenspezifischer Maßnahmen. Einen wichtigen Baustein stellt das nun initiierte Projekt „Bus und Bahn statt Führerschein“ dar.

Das unentgeltliche Angebot wird von den Verkehrsverbünden getragen. Mit bis zu 3 Millionen Euro beteiligt sich das Land an den Kosten, mindestens 50 Prozent der Kosten aber tragen die teilnehmenden Verbünde.

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