Landesweiter Tarif steigert Nachfrage und sorgt für günstigere Preise – Ausbau E-Ticketing beginnt
Die landesweite Einführung des bwtarif im öffentlichen Nahverkehr ist in vielen Bereichen abgeschlossen. Nach mehr als zwei Jahren sind nahezu alle Ticketformen auf den neuen Tarif umgestellt. Eine Auswertung zeigt, dass mit dem neuen Tarif die Nachfrage im öffentlichen Nahverkehr stieg und Tickets im Schnitt deutlich günstiger wurden.
„Unser Einsatz für landesweite Tickets hat Bus und Bahn deutlich attraktiver gemacht“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann anlässlich eines Berichts im Kabinett zur Umsetzung des bwtarif. „Das Reisen im Land über die Grenzen eines Verkehrsverbundes ist dank des bwtarif jetzt noch leichter. Früher brauchte man für eine Reise durch mehrere Verkehrsverbünde häufig mehrere Tickets. Heute reicht ein einziges Ticket aus. Und das ist dank des bwtarif in weiten Teilen sogar viel
günstiger geworden. Jetzt denken wir an die Zukunft: Das elektronische Ticket wird ausgebaut und wird das Reisen noch komfortabler machen.“
Im Sommer 2021 folgt ein weiterer Schritt. Dann sollen auch die Zeitkarten von Schülerinnen und Schüler sowie Auszubildende auf den bwtarif umgestellt sein. Für die nächste Legislaturperiode wird außerdem die Einführung eines landesweiten Semestertickets von der Baden-Württemberg-Tarif-Gesellschaft (BWTG) geprüft.
Günstigere Tickets und höhere Nachfrage
Die Nachfrage nach Tickets hat seit dem stufenweisen Start des bwtarif im Jahr 2018 deutlich zugenommen. Von 2018 bis 2019 stieg die Zahl der Fahrten im bwtarif um rund 10 Prozent. In den ersten Monaten des Jahres 2020 setzte sich diese positive Entwicklung fort.
Mit dem Start der Corona-Pandemie ging jedoch auch hier die Nachfrage zurück. Dank des attraktiven Angebots und dem Ausbau des Schienenpersonennahverkehrs, wird aber davon ausgegangen, dass die Nachfrage in Zukunft wieder deutlich steigt.
Für den positiven Trend seit dem Start des bwtarif sind deutlich attraktivere Tickets verantwortlich. Unter anderem sorgte die Initiative des Verkehrsministeriums dafür, dass die Tickets deutlich günstiger wurden. So wurde bei der Einführung der Einzeltickets der Preis gegenüber dem Vorgängertarif der Deutschen Bahn um durchschnittlich 25 Prozent abgesenkt. Die Preise für Zeitkarten reduzierten sich ebenfalls im Schnitt um 20 Prozent.
Für Reisende außerdem von Vorteil: Die neuen Tickets im bwtarif enthalten ohne Aufpreis die sogenannte Anschlussmobilität. Sie ermöglicht es, dass auch am Start- und Zielbahnhof der lokale ÖPNV ohne zusätzliche Kosten zur Weiterfahrt genutzt werden kann.
Stark beim elektronischen Ticket
Der bwtarif ist Vorreiter beim elektronischen Ticket. Bereits 2019 wurden mehr als ein Drittel aller Fahrscheine des bwtarif Online am Computer oder Smartphone gekauft. Der Anteil an E-Tickets liegt im bwtarif damit deutlich höher als bei den regionalen Verkehrsverbünden im Land. Das Verkehrsministerium setzt mit den 21 Verbünden und der BWTG in 2021 ein landesweites E-Ticketing-System um. Mittels Smartphone-App können sich Fahrgäste dann einfach ein- und ausbuchen.
„Die Sorge, das richtige Ticket aus dem Automaten herauszulassen, entfällt dann,“ sagte Verkehrsminister Hermann. „Das neue E-Ticket wird die Einstiegsbarrieren weiter senken. Man muss sich dann keine Gedanken mehr machen, welcher Fahrschein der richtige und günstigste ist. Eine passgenaue Start-Ziel-Erfassung berechnet den günstigsten Tarif.“
Bei dem sogenannten Check-in/Check-out-System muss im Vorfeld nicht mehr ein bestimmtes Ticket gekauft werden. Am Zielbahnhof erkennt die App automatisch die zurückgelegte Strecke und berechnet dann den besten Fahrtpreis. Ende 2020 wurde hierzu eine Kooperationsvereinbarung mit den 21 Verkehrsverbünden im Land, der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) und der Baden-Württemberg-Tarif-Gesellschaft (BWTG) unterzeichnet.
Hintergrund
Der bwtarif ist ein landesweiter Nahverkehrstarif, der die Nutzung von Bahnen und Bussen innerhalb Baden-Württembergs über alle 21 Verkehrsverbünde hinweg mit nur einem einzigen Ticket möglich macht. Bereits Ende 2018 wurden verbundübergreifende Tarife für Einzelfahrscheine und Tageskarten im Regional- und Nahverkehr eingeführt. Mit der Einführung von Zeitkarten Anfang Dezember 2020 wurde das Sortiment weiter ausgebaut. Ein Erklärvideo zu den neuen Zeitkarten ist hier abrufbar. Die Einführung verbundübergreifender Schülerabonnements ist zum Schuljahreswechsel im Sommer 2021 geplant.