„Viele Tier- und Pflanzenarten in Baden-Württemberg stehen auf der roten Liste der gefährdeten Arten. Diesem negativen Trend müssen wir entgegenwirken, indem wir für eine bessere Vernetzung der Lebensräume sorgen. Notwendig dazu ist die Schaffung einer Infrastruktur, die es Wildtieren ermöglicht, auch stark befahrene Verkehrswege zu queren“, erklärte Staatssekretärin Gisela Splett, MdL am 21. Mai anlässlich eines Ortstermins an der A 5 südwestlich von Freiburg. Splett zeigte sich erfreut, dass die Deutsche Bahn AG hier im Rahmen ihrer Planungen für das 3./4. Gleis der Rheintalbahn (Güterumfahrung Freiburg) eine Grünbrücke bauen will, die sowohl über die neue Bahntrasse als auch die seit langem bestehende Autobahn führen und die Lebensräume auf beiden Seiten dieser Verkehrsschneise miteinander verbinden soll.
Mit der Grünbrücke soll ein bisher durch die Autobahn A 5 zerschnittener überregionaler Korridor für Wildtiere wieder durchgängig gemacht werden. Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer: „Wir als Regierungspräsidium Freiburg haben in unserer Bündelungsfunktion darauf hingewirkt, dass die Grünbrücke so ausgestaltet wird. Damit wird die Situation für die Tiere verbessert und der wertvolle Lebensraum im Freiburger Mooswald aufgewertet. Wir unterstützen die Ziele, die im ‚Bundesprogramm Wiedervernetzung‘ zur besseren Verknüpfung der Naturräume formuliert sind. “ Martin Strein von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt, der das Projekt mit betreut ergänzte: „Die Brücke hilft nicht nur Großtieren, sondern auch wirbellosen Tieren wie Faltern, Spinnen und Käfern“.
Um den Naturschutz voranzutreiben und den Auswirkungen der sogenannten „grauen“ Infrastruktur, d.h. Siedlungs- und Verkehrsflächen, entgegenzuwirken, arbeitet das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur an einem landesweiten Wiedervernetzungskonzept. Hierbei sollen Lebensräume von Tieren und Pflanzen an bestehenden Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen bestmöglich miteinander vernetzt werden. Ein wichtiger Bestandteil ist dabei der im „Bundesprogramm Wiedervernetzung“ vorgesehene Bau von Grünbrücken und anderen Querungshilfen an Autobahnen und Bundesstraßen.
A 5 ist größtes Hindernis in der Region
Die Grünbrücke an der A 5 südwestlich von Freiburg ist eines von zwölf im Bundesprogramm enthaltenen Projekten. Sie wird allerdings nicht von der Straßenbauverwaltung sondern von der DB Netz realisiert werden – zum Ausgleich der mit dem Bau des 3./4. Gleises der Rheintalbahn verbundenen Eingriffe in Natur und Landschaft.
Westlich von Freiburg verläuft ein Wildtierkorridor, über den Tiere von den Wäldern der Rheinauen und des Kaiserstuhls in den südlichen Schwarzwald wandern. Allerdings ist der naturräumlich eigentlich vorhandene Wildtierkorridor in der Praxis kaum noch durchlässig, da er von der A 5, aber auch von der B 31, der B 3 und der Bahnstrecke Freiburg – Bad Krozingen (-Basel) durchschnitten wird. Die A 5 stellt mit einem Verkehrsaufkommen von täglich ca. 60.000 Fahrzeugen derzeit das größte Hindernis dar.
Durch das in Zukunft parallel zur Autobahn geführte 3./4. Gleis der Rheintalbahn wird die Verkehrsschneise zukünftig noch breiter und vollends unüberwindbar. Die von der Deutschen Bahn AG geplante Grünbrücke soll daher die auf beiden Seiten dieser Verkehrsschneise liegenden Teile des Freiburger Mooswalds wieder miteinander verbinden und einer Vielzahl von Tieren den Wechsel und damit einen genetischen Austausch ermöglichen.
Die Grünbrücke wird auf die Ansprüche besonders wertvoller Tierarten zugeschnitten, zum Beispiel die im Mooswald vorkommende, sehr seltene und streng geschützte Bechsteinfledermaus sowie die Wildkatze, die sich in den Rheinauen und im Kaiserstuhl bereits wieder angesiedelt hat und deren Ausbreitung in den Schwarzwald ermöglicht werden soll. Auch häufig vorkommende Wildtiere sollen profitieren.
Staatssekretärin Splett dankte „allen, die sich für die Schaffung eines Netzes von grü-nen Korridoren und für die ‚grüne Infrastruktur‘ im Land einsetzen. Ich freue mich, dass die Deutsche Bahn im Rahmen ihrer Ausbauplanungen daran mitwirkt, zusätzlich zur ‚grauen‘ auch die ‚grüne‘ Infrastruktur zu errichten. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit vereinten Kräften die ‚grüne Infrastruktur‘ so gestalten können, dass die biologische Vielfalt langfristig erhalten bleibt.“
Infos zum Bundesprogramm Wiedervernetzung