Hermann: Automobilindustrie steht vor größter Herausforderung in ihrer Geschichte – Festakt 125 Jahre Automobilstandort Gaggenau
Wie sieht unsere Mobilität der Zukunft aus? Wie können mit neuen Mobilitätskonzepten die Klimaschutzziele Baden-Württembergs erreicht werden? Und wie gestaltet sich eine Verkehrspolitik, die ökologischen, ökonomischen und sozialen Gesichtspunkten gerecht wird? – diesen Fragen hat sich Verkehrsminister Winfried Hermann MdL am vorletzten Tag seiner Sommertour (Freitag, 6. September) gewidmet.
Im Unimog-Museum der Stadt Gaggenau, in dem „125 Jahre Automobilbau Gaggenau“ gefeiert wurde, gratulierte der Minister dem Unternehmen, seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie der Stadt zum Jubiläum. Er betonte aber auch: „Die gesamte Automobilindustrie steht derzeit vor der größten Herausforderung in ihrer 130-jährigen Erfolgsgeschichte. Die Vielzahl der gleichzeitigen Aufgabenstellungen – wie Automatisierung, Digitalisierung und Elektrifizierung – ist herausfordernd, muss aber von der Automobilindustrie mit Mut angegangen werden. Hier sehe ich Gaggenau gut aufgestellt. Nur gemeinsam – Wirtschaft, Gesellschaft und Politik – ist es uns möglich, die Klimaschutzziele zu erreichen und die Automobilindustrie in Baden-Württemberg, an der hunderttausende Arbeitsplätze hängen, zukunftsfest zu machen.“
Baden-Württemberg ist Wegbereiter einer modernen und nachhaltigen Mobilität der Zukunft. Das Land arbeite mit Hochdruck daran, eine klimafreundliche, effiziente und individuelle Fortbewegung für alle Menschen zu ermöglichen, verdeutlichte Hermann in seiner Festrede. Dadurch würden sich im Güterverkehr und Transportwesen neue große Herausforderungen ergeben.
Automatisch, digital, elektrisch – Automobilindustrie muss umbauen
Gaggenau ist über die Grenzen hinweg für seine Nutzfahrzeugproduktion, insbesondere des „Unimog“ bekannt. Heute ist es weltweites Kompetenzzentrum für Fahrzeugkomponenten wie Getriebe, Achsen und Wandler innerhalb des Daimler-Konzerns. Gaggenau sieht sich mit Blick auf die neuen Aufgaben gut gerüstet. Die bunte Produktpalette ermöglicht große Flexibilität, so dass auf unterschiedliche Bedarfe wie Digitalisierung, Automatisierung und Elektrifizierung adäquat reagiert werden kann. Steter Wandel begleitete das Mercedes-Benz-Werk Gaggenau. Und so auch heutzutage: Die Automobilindustrie steht derzeit vor der größten Herausforderung in ihrer 130-jährigen Erfolgsgeschichte.
Minister Hermann ist nach seiner Sommertour optimistisch gestimmt: „Ich war die letzten zwei Wochen viel im Land unterwegs und sehe, dass sich die Unternehmen bereits auf den Weg gemacht haben. Die notwendige Expertise für die Transformation im Verkehrssektor ist in Baden-Württemberg vorhanden – wir müssen sie nun auch abrufen und umsetzen.“
Hermann bekräftigte, wie wichtig der von der Landesregierung 2017 ins Leben gerufene Strategiedialog Automobilwirtschaft BW (SDA) ist, um den Transformationsprozess in der baden-württembergischen Automobilindustrie voranzutreiben. Im Strategiedialog erarbeiten Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verbänden maßgeschneiderte Empfehlungen, Maßnahmen und Konzepte, die dazu beitragen sollen, die Automobilindustrie des Landes fit zu machen für die Zukunft.
Hermann: „Ohne synthetische Kraftstoffe wird Verkehrswende nicht gelingen“
Ein besonderes Projekt innerhalb des Strategiedialogs Automobilwirtschaft BW im Verkehrsministerium beschäftigt sich beispielsweise mit synthetischen Kraftstoffe aus regenerativen Energien (reFuels), die vor allem für den Luft-, Schwerlast und Schiffsverkehr von Bedeutung werden können. Minister Hermann: „Wir brauchen für die Verkehrswende einen intelligenten Mix aus unterschiedlichen alternativen Antrieben und Kraftstoffen, neuen attraktiven Angeboten, preislichen Steuerungsinstrumenten und ein generelles Umdenken. Ohne strombasierte synthetische Kraftstoffe wird es jedoch nicht gehen.“ Noch sei die Herstellung synthetischer Kraftstoffe aufwendig und kostspielig. Aber in der Zukunft könnten sie eine feste Größe im Verkehrswesen werden und zu mehr Klimaschutz im Verkehrssektor beitragen, so der Verkehrsminister.
Gleichzeitig müsse für die Verkehrswende weiterhin an tragfähigen Ansätzen für eine Neue Mobilität gearbeitet werden. „Wir müssen gemeinsam ein Verkehrsangebot schaffen, das Klimaschutz, Lebensqualität und Arbeitsplätze in Einklang bringt. Alle Menschen – in der Stadt und auf dem Land – müssen die Möglichkeit haben, umwelt- und klimaschonend mobil zu sein“, beschloss Verkehrsminister Hermann seine Rede.
Hintergrundinformationen
Strategiedialog Automobilwirtschaft Baden-Württemberg (SDA BW): Die Automobilindustrie befindet sich inmitten eines grundlegenden Wandels. Die großen Trends Digitalisierung, Automatisierung, Elektrifizierung und Sharing sind wichtig für den Klimaschutz, aber keine Selbstläufer. Um die Klimaziele von Europäischer Union, Bund und Land zu erreichen, sind grundlegende und weitreichende Veränderungen des heutigen Mobilitätssystems und des Mobilitätsverhaltens erforderlich. Diese Transformation des Verkehrssystems ist deshalb eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre.
Der auf sieben Jahre angelegte Strategiedialog Automobilwirtschaft Baden-Württemberg läuft seit 2017 als neues Format der institutionalisierten Zusammenarbeit. Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg ist verantwortlich für das sogenannte Themenfeld 5 „Verkehrslösungen“. Das Ziel ist, deutliche Fortschritte bei der Gestaltung von Klimaschutz im Verkehr zu erzielen.
In aktuell zwei Arbeitsgruppen erarbeiten Vertreterinnen und Vertreter von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verbänden an mittelfristigen Orientierungen:
a) Flächennutzung für die Mobilität der Zukunft
b) Automatisiertes Fahren im Öffentlichen Verkehr
Insgesamt geht es beim Strategiedialog Automobilwirtschaft zum einen darum, durch Maßnahmen und Konzepte den Klimaschutz im Verkehrssektor voranzubringen. Zum anderen, den durch Digitalisierung und Automatisierung initiierten Transformationsprozess so zu gestalten, dass weiterhin Arbeitsplätze und Wertschöpfung in der baden-württembergisch Automobilindustrie erhalten bleiben.
Alle beteiligten Ministerien haben finanzielle Mittel für Projekte erhalten. Das Verkehrsministerium investiert zum Beispiel in die Weiterentwicklung von Ridesharing, Studien zu automatisierten Buslinien, synthetischen Kraftstoffen, sogenannte reFuels sowie in die Elektrifizierung der Landesflotte.
Das Verkehrsministerium hat darüber hinaus zahlreiche Aktivitäten angestoßen, mit denen das Umdenken in der Mobilität unterstützt werden soll. Hierzu zählen „moveBW“ für den Bereich der Digitalisierung, das Projekt „SAFE“ für den Ausbau der Ladeinfrastruktur sowie das „Testfeld Autonomes Fahren“