„Die Bilanz der Regionalverkehrs-Qualität fällt durchwachsen aus. Die Qualität hat sich insgesamt nicht weiter verschlechtert, zufriedenstellend ist sie dennoch nicht. Eine vernachlässigte und störanfällige Infrastruktur, viele Baustellen, dichte Fahrpläne und mehr Fahrgäste als 2021 machen den Betrieb anspruchsvoll. Auf vielen Strecken im Land müssen die Fahrgäste deshalb weiterhin mit eingeschränkten Leistungen rechnen“, ordnete Verkehrsminister Winfried Hermann die Auswertung ein. „Gemeinsam mit den Eisenbahnverkehrsunternehmen arbeiten wir intensiv daran, die Qualität für die Fahrgäste zu verbessern. Ich gehe davon aus, dass der Tiefpunkt überstanden ist und es jetzt wieder nach oben geht“, so Hermann.
Wenig Veränderung auf den ersten Plätzen
Im halbjährlichen Qualitätsranking werden die einzelnen Netze im Regionalverkehr Baden-Württembergs untersucht. Auf den ersten fünf Rängen gab es im Vergleich zur letzten Erhebung nur geringe Veränderungen.
- Die Netze Klettgau und Rhyhas der SBB Deutschland belegen wie im Vorhalbjahr die Plätze 1 und 3. Diese Netze umfassen die S-Bahnlinien von Schaffhausen nach Erzingen (Baden) und nach Singen (Hohentwiel). Mit dem Netz Klettgau verteidigt die SBB seit Start des Rankings 2021 unangefochten den ersten Platz.
- Die Schwäbische Alb-Bahn erreicht unverändert den zweiten Platz mit ihrer Linie von Ulm über Schelklingen, Münsingen und Engstingen nach Gammertingen.
- Im sehr guten Qualitätsbereich, mit mehr als 75 Punkten in der Gesamtbewertung, befinden sich außerdem:
- Platz 4: SWEG mit dem Ulmer Stern (Linien RS 3, 5 und 51 der Regio-S-Bahn Donau-Iller)
- Platz 5: DB Regio Baden-Württemberg mit dem IRE 200 auf der Schnellfahrstrecke zwischen Wendlingen, Merklingen und Ulm
Stabilisierung auf niedrigem Niveau
Die durchschnittliche Gesamtwertung lag mit 44,6 Punkten etwas über jener des vorigen Halbjahres mit 41,7 Punkten. Im Vergleich zum ersten Qualitätsranking aus dem ersten Halbjahr 2021, als diese bei 64,2 Punkten lag, ist jedoch ein deutlich niedrigeres Niveau erkennbar.
Eine der Schwierigkeiten der Eisenbahnverkehrsunternehmen und zum Teil auch der Eisenbahninfrastrukturunternehmen ist, ausreichend Personal zu finden. Die Anzahl personalbedingter Ausfälle ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen.
- Das 2021 gestartete Qualitätsranking zeigt, wie gut oder schlecht die Betreiber der 33 Schienennetze im Land in Bezug bei der Betriebsqualität sind.
- Es ermöglicht regionale Vergleiche der Betriebsqualität.
- Die Ergebnisse kombinieren verschiedene Daten.
- Die Gesamtbewertung besteht aus fünf Einzelkriterien:
- Pünktlichkeit (25 % Gewichtung)
- Zuverlässigkeit, d. h. Anzahl der Zugausfälle (25 % Gewichtung)
- Gesamtzufriedenheit der Fahrgäste (25 % Gewichtung)
- Zugkapazität (15 % Gewichtung)
- Sauberkeit (10 % Gewichtung)
- Bestimmte Netze sind im Ranking nicht enthalten, weil das Land nicht der verantwortliche Aufgabenträger ist, dazu gehören insbesondere:
- S-Bahn Stuttgart (Qualitätsauswertung erfolgt separat)
- Bahnlinien der WEG
- Main-Neckar-Ried-Express nördlich von Mannheim
Auf- und Absteiger im Überblick
- Verbesserte Qualität im Netz Gäu-Murr (Linien MEX 19/90 und RE 14a/b): DB Regio Baden-Württemberg steigt von Platz 25 auf Platz 13, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit verbessert.
- Stadtbahn Heilbronn Nord (AVG) nach Mosbach und Sinsheim: moderate Verbesserung bei Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit, von Platz 10 auf Platz 7.
- Rückgang der Qualität in den zwei Netzen der S-Bahn Rhein-Neckar (DB Regio Mitte): Rückgang bei Fahrgastzufriedenheit und Sauberkeit, Platz 15 auf Platz 24 (Linien S1, S2, S3, S4, S33) und Platz 21 auf Platz 31 (Linien S5, S51, S6, S9).
- Netz 8 Ortenau (SWEG): Verschlechterung der Pünktlichkeit, Platz 8 auf Platz 16.
- Netz Hochrhein (DB Regio BW): leichte Verbesserungen, jedoch weiterhin letzter Platz.
Aussicht auf Verbesserungen
An vielen Stellen wird an einer Verbesserung der Qualität gearbeitet. Das Land hat im Rahmen des Aktionsplan Qualität vielfältige Maßnahmen angestoßen. Mehr Fahrzeuge zur Erhöhung der Kapazitäten sind bestellt. Auf vielen Strecken arbeiten die Infrastrukturbetreiber an Verbesserungen des Schienennetzes. Leider führt die aktuell gesteigerte Bautätigkeit im Netz kurzfristig jedoch zu erschwerten Rahmenbedingungen für den Schienenverkehr.
Im südlichen Teil des Landes wurde kürzlich der Ausbau und die Elektrifizierung der Hochrheinbahn zusammen mit den Schweizer Partnern vorangebracht, sodass hier – zumindest mittelfristig – eine Verbesserung in Aussicht ist.
Weitere Informationen
Das Qualitätsranking mit den genauen Zahlen zu den einzelnen Netzen findet sich bei bwegt.