Die Verkehrswende findet in der Bevölkerung eine breite Zustimmung. Das geht aus einer neuen repräsentativen Umfrage für Baden-Württemberg hervor. Die Mehrheit befürwortet bessere ÖPNV-Verbindungen und ist bereit dafür auch eine Abgabe zu zahlen.
Ohne Mobilitätswende ist der Klimawandel nicht zu bremsen. Das wissen auch die weitaus meisten Menschen in Baden-Württemberg – und ziehen Konsequenzen für sich: Rund drei Viertel von ihnen wären einer Umfrage zufolge grundsätzlich dazu bereit, den Aufbau eines flächendeckend guten Angebots von Bus und Bahn mit einem monatlichen Beitrag zu unterstützen, wenn dieser beispielsweise auf eine Monatskarte angerechnet werden kann. Das ergab eine repräsentative Forsa-Telefonerhebung 2021. 81 Prozent der Befragten sprachen sich bei der Befragung, die das Verkehrsministerium alle zwei Jahre in Auftrag gibt, zudem für einen Ausbau von Radschnellverbindungen aus.
Zustimmung zu Mobilitätsgarantie und Mobilitätspass
Verkehrsminister Winfried Hermann sagte am Mittwoch, 29. Dezember, in Stuttgart: „Die Verkehrswende findet inzwischen eine breite Zustimmung in der Bevölkerung. Ein Grund mehr, mit vereinten Kräften an der Umsetzung zu arbeiten. Die Umfrageergebnisse können auch als deutliche Zustimmung zu Mobilitätsgarantie und Mobilitätspass gewertet werden. Das hilft uns bei der Umsetzung sehr. In Baden-Württemberg werden wir den ÖPNV auch auf dem Land deutlich ausbauen. Ziel ist eine Verdoppelung der Fahrgastzahlen bis 2030.“
Acht von zehn Befragten (79 %) wollen, dass Busse und Bahnen landesweit bis Mitternacht mindestens alle 30 Minuten und in der Stadt sogar alle 15 Minuten fahren. Selbst im ländlichen Raum befürworten inzwischen 70 Prozent eine solche Takterhöhung. Knapp acht von zehn Befragten (77 %) stehen dabei einem Ausbau des ÖPNV-Angebots selbst dann positiv gegenüber, wenn dafür eine Abgabe eingeführt werden sollte. Je jünger die Befragten, desto geringer der Anteil derjenigen, die sich eine solche Abgabe gar nicht vorstellen können.
Ausbau von Radschnellverbindungen wichtig
Drei weitere Ergebnisse stützen die Bemühungen des Landes, gute Mobilität für alle Menschen zu erreichen:
- 82 % der Befragten sind dafür, dass die Ordnungsbehörden konsequenter gegen das Parken auf Gehwegen und an Kreuzungen vorgehen.
- 81 % der Befragten sind der Meinung, dass Land und Kommunen in Radschnellverbindungen investieren sollten, um Pendlern bessere Umsteigemöglichkeiten auf das Fahrrad zu bieten.
- 59 % der Befragten würden sich beim nächsten Autokauf für ein Elektroauto entscheiden, sofern der Preis stimmt (61 % der Männer und 57 % der Frauen).
Für die vorliegende Umfrage wurden in Baden-Württemberg zwischen dem 12. Juli und 30. Juli 2021 insgesamt 1000 Personen ab 16 Jahren vom Forsa-Institut (Berlin) zu ihren Einstellungen zur Verkehrspolitik befragt. Darunter wurden 681 Personen aus städtischen Verdichtungsräumen und 319 Personen aus ländlichen Regionen befragt.
Sanierung von Straßen vor Neubau
Ähnliche Befragungen wurden bereits in den Jahren 2015, 2017 und 2019 durchgeführt, so dass bei einzelnen Fragen über die Jahre hinweg auch Einstellungsänderungen ermittelt werden können. Im zeitlichen Vergleich interessant sind zum Beispiel:
- 24% sprechen sich für eine Verbesserung der Fahrradwege aus, also deutlich mehr als 2019 (15 %).
- 74 % wollen, dass der Neubau von Straßen hinter der Sanierung bestehender Straßen zurücksteht (2019: 70 %).
- Nur noch 45 % der Befragten nehmen Busse und Bahnen als zu voll und zu schmutzig wahr (2019: 59 %).