Viele Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer genießen neben der vorbeiziehenden Landschaft vielfach auch den Sound ihrer Maschinen. Doch Anwohnerinnen und Anwohner wie auch Erholungssuchende sind oft in besonderer Weise gestört durch Motorradlärm. In einer sozio-akustischen Studie, die im Auftrag des Verkehrsministeriums durchgeführt wurde, wurden Menschen befragt, die an Motorradstrecken wohnen. Anlässlich der Studienergebnisse hob Elke Zimmer, Staatssekretärin im Verkehrsministerium, hervor: „Durch die Studie wird wissenschaftlich bestätigt, was viele Menschen vor Ort schon lange sagen: Motorräder wirken bei gleicher Lautstärke sehr viel lärmbelästigender als Pkw, Lkw und Busse.“
Bei der Studie wurden Anwohnerinnen und Anwohnern zur empfundenen Störung befragt. Ihre Antworten wurden mit dem tatsächlichen Verkehrsmix aus verschiedenen Fahrzeugen abgeglichen. Die Studie wurde in fünf ländlich gelegenen Untersuchungsgebieten durchgeführt. Die Befragungsergebnisse sind dann mit den ermittelten Lärmwerten der unterschiedlichen Verkehrsarten in Beziehung gesetzt worden.
Erholung besonders am Wochenende gefährdet
Die Studie zeigt, dass Motorräder deutlich häufiger als belästigend wahrgenommen werden als gleich laute Pkw und auch Lkw. Beispielsweise empfinden 50 Prozent der Befragten am Wochenende Motorräder als belästigend, wenn diese einen Pegel von 70 dB(A) erreichen. Bei gleich lauten Pkw empfinden dies nur 20 Prozent. Auf Basis der Ergebnisse wurde ein sogenannter Lästigkeitszuschlag ermittelt. Dieser beschreibt die zusätzliche Belästigung, die durch die besondere Geräuschcharakteristik von Motorradlärm über ihre objektiv gemessene Lautstärke hinaus entsteht. Sie beträgt - in der Messgröße für Lärm Dezibel (dB) ausgedrückt - an den Werktagen Montag bis Freitag 6 bis 8 dB und an den Wochenenden sogar 15 bis 18 dB (siehe Abbildung). In den Ergebnissen spiegelt sich auch das höhere Erholungsbedürfnis der Menschen an Wochenenden wider.
Zwischen den anderen Verkehrsmitteln ist dabei der Unterschied weniger stark ausgeprägt: Pkw und Lkw, die gleich laut sind, werden als ähnlich störend empfunden. Busse werden dagegen bei gleicher Lautstärke weniger häufig als belästigend wahrgenommen.
Zeit zu handeln
In diesem Zusammenhang erinnert Staatssekretärin Zimmer an die 10 Forderungen der Initiative Motorradlärm. „Motorräder müssen leiser werden und leiser gefahren werden. Und in besonderen Fällen muss es möglich sein, verkehrsrechtliche Anordnungen zu treffen, um die Bevölkerung vor Motorradlärm zu schützen. Die bundesgesetzlichen Regelungen, um entsprechende Maßnahmen gegen Motorradlärm anzuordnen, sind allerdings ungenügend. Der Bund muss endlich handeln, und das Regelwerk entsprechend anpassen.“
Die Staatssekretärin appelliert auch an die Motoradfahrerinnen und Motorradfahrer: „Eine rücksichtsvolle und leise Fahrweise kann die Akzeptanz für Motorräder erhöhen. Aggressive und lärmintensive Fahrmanöver, wie etwa ein Hochdrehen der Maschine oder eine bewusst lärmerzeugende Fahrweise, werden von der Bevölkerung als besonders belästigend empfunden. Wenn sich Menschen hierüber beschweren, kann ich das gut verstehen.“
In der Studie wurde die Frage der Lärmbelästigung unterschiedlicher Fahrzeuge untersucht. Die Studie bestand aus einer Langzeiterhebung in Form einer Befragungsstudie und einer Kurzzeiterhebung in Form von regelmäßigen Abfragen über eine Handy-App über einen Zeitraum von zehn Tagen. Begleitet wurden die Erhebungen durch Lärmmessungen und -berechnungen. Die Befragungen wurden in der Zeit vom 30. Mai bis zum 26. Juli 2022 durchgeführt. An der Langzeiterhebung nahmen ungefähr 500, an der Kurzzeiterhebung mehr als 200 Personen teil.