Ministerialdirektor Prof. Uwe Lahl: Vergabe stärkt den ländlichen Raum und bindet die lokalen Akteure mit ein
Ein wichtiger Bestandteil des Regionalverkehrs des Landes, das sogenannte Netz 50 „Schwäbische Alb-Bahn und Amstetten-Gerstetten“, ist am heutigen Gründonnerstag (18. April) vergeben wurden. Den Zuschlag erhielt die Schwäbische Alb-Bahn GmbH (SAB GmbH) mit Sitz in Münsingen. Auf der Lokalbahn Amstetten-Gerstetten wird im Auftrag der SAB GmbH der bewährte Zugverkehr mit dem originalen „Fuchs-Triebwagen“ der Ulmer Eisenbahnfreunde weitergeführt.
Das Netz 50 ist mit den jährlich rund 228.000 Zugkilometern das kleinste Vergabenetz in der Liste des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg. In seiner Bedeutung jedoch nimmt es eine Sonderstellung ein, weil es wichtige Vernetzungsfunktionen erfüllt. Das Land bringt im Netz 50 mit einem Verkehrskonzept für 63 Kilometer Nebenbahn quer über die Alb sein Engagement für die Förderung des Schienenpersonennahverkehrs im ländlichen Raum zum Ausdruck.
Ministerialdirektor Prof. Uwe Lahl, Amtschef im Verkehrsministerium: „Entgegen dem bundesweiten Trend zum Abbau von Nebenbahnen der letzten Jahre blieben die landschaftlich reizvollen Strecken im Netz 50 erhalten. Unser Ziel ist es, diese Verbindungen dauerhaft zu sichern und attraktiv zu gestalten. Durch das Zusammenwirken aller Beteiligter und einem hohen bürgerschaftlichen Engagement konnten Angebote über den Freizeitverkehr und den Schülerverkehr hinaus etabliert werden.“
Seit einigen Jahren besteht zudem zwischen Münsingen und Engstingen ein Angebot im Schülerverkehr. Darauf setzt das neue Konzept auf, welches die reinen Schülerverkehre auf ein Grundangebot zur Versorgung der Bevölkerung mit Schienenverkehr erweitert und so an Werktagen zwischen 6 Uhr morgens und 19 Uhr abends Zugverbindungen vorsieht, sofern Bedarf dafür besteht. Um die Durchbindung von Zügen ohne Umstieg von Ulm bis Gammertingen realisieren zu können, ist die Reaktivierung der 20 Kilometer langen Strecke von Engstingen bis Gammertingen ebenso Bestandteil des Landeskonzeptes wie die Verknüpfung von Buslinien mit der Bahn und der Ausweitung der Betriebszeiten auf Ferien und Wochenenden im Winterhalbjahr, an denen es bisher kein Zugangebot auf der Münsinger Alb gab.
Akteure vor Ort werden einbezogen
Das gemeinsame Wirken von Kommunen und Bürger für den bisherigen Erhalt der Bahnen würdigt das Land nicht nur durch attraktive Verbindungen, sondern auch, indem die Akteure vor Ort in die Konzeption miteinbezogen wurden. „Dies ist für die Akzeptanz der Schiene in einer Raumschaft, in der dieses Verkehrsmittel fast 40 Jahre keine Rolle mehr gespielt hat, von entscheidender Bedeutung. Entsprechend groß ist die Freude, dass mit der Vergabe an die SAB GmbH ein örtlich gewachsenes und verwurzeltes Eisenbahnverkehrsunternehmen mit motivierten, engagierten Akteuren den Zuschlag für die Erbringung der Verkehrsleistungen erhalten hat,“ freut sich Engstingens Bürgermeister Mario Storz.
Die Verbesserungen im Zugverkehr auf der Münsinger Alb werden in zwei Stufen realisiert: Ab 9. Juni 2019 wird der Fahrplan zwischen Münsingen und Ulm erweitert. Zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2019 wird dann die reaktivierte Strecke zwischen Engstingen und Gammertingen mit den neuen Bahnsteigen in Großengstingen am Schulzentrum und Trochtelfingen sowie dem Kreuzungsbahnhof Haidkapelle eingeweiht. Es tritt dann das Zielfahrplankonzept in Kraft. Die Gelegenheit zur Fahrradmitnahme besteht in jedem Zug, an den Wochenenden im Sommer sogar mit erhöhtem Platzangebot für die Freizeitradler. Das Angebot der bei Eisenbahnfreunden besonders beliebten Fahrten mit historischen Fahrzeugen wird Sonn- und Feiertags in der Sommersaison durch den Einsatz des MAN-Schienenbusses der SAB bis Engstingen erweitert. Auf der Lokalbahn Amstetten-Gerstetten ist weiterhin der „Fuchs-Triebwagen“ der Ulmer Eisenbahnfreunde unterwegs.
Bernd-Matthias Weckler, Geschäftsführer der SAB Schwäbische Alb-Bahn GmbH: „Das Land Baden-Württemberg ermöglicht uns mit der vorliegenden Vergabeentscheidung die Fortführung unseres bisherigen Engagements, indem mitten auf der Alb Arbeitsplätze gesichert und viele zusätzliche neu geschaffen werden können. Mit der Realisierung der umfangreichen Fahrplanverbesserungen geht von der Vergabe des Netz 50 aber auch das politische Signal aus, dass im ländlichen Raum echte Alternativen zum Auto bestehen. Die Investitionen in den Schienenverkehr in unserer Gegend sind vorbildlich und begeistern alle, die sich für den Erhalt der Bahn in der Fläche stark machen. Wir sind mehr als dankbar, dass die Planungen real werden und wir freuen uns gleichzeitig über das Vertrauen in unser Unternehmen und unsere Mitarbeiter.“
Zusätzliche Triebwagen kommen zum Einsatz
Die SAB GmbH wird die Zugleistungen mit den im Bahnbetrieb bewährten und robusten Dieseltriebwagen des Typs „NE 81“ erbringen. Der vorhandene SAB-Fahrzeugpark wird durch die typgleichen Fahrzeuge der Kaiserstuhlbahn aus neuester Serie ergänzt, welche dort durch die aktuell vollzogene Elektrifizierung frei wurden. Durch ihre gute Motorisierung sorgen die Fahrzeuge für Fahrplanstabilität und können zudem Güterwagen ziehen. Bis zum Dezember wird die gesamte Triebwagenflotte untereinander kompatibel gemacht und mit neuem Fahrgastinformations-System, GPS-Ortung, Fahrradbereichen und digitalen Außenanzeigen vereinheitlicht. Die vom Kaiserstuhl auf die Münsinger Alb umgesetzten Fahrzeuge erhalten zudem eine neue Bestuhlung mit bequemen Polstersitzen. Das äußere Erscheinungsbild der Fahrzeuge wird einheitlich gestaltet und nimmt auch weiterhin die regionale Verbundenheit von Verwaltung und Bevölkerung mit der Schwäbischen Alb-Bahn GmbH auf, indem das kommunale Engagement mit den Wappen der Anliegergemeinden auf den Seiten der Fahrzeuge gewürdigt wird.
Den Steckbrief zum Netz 50 finden Sie hier.