Wie werden die Züge wieder pünktlicher und zuverlässiger? Um das beantworten, hat das Verkehrsministerium den „Aktionsplan Qualität“ entwickelt.
Der Aktionsplan enthält zehn Maßnahmen, die umgesetzt werden. Die Maßnahmen lassen sich in zwei Bereiche einteilen. Sechs Maßnahmen sollen die Betriebsqualität erhöhen. Dazu gehören etwa robustere Fahrpläne und angepasste Verträge mit den Eisenbahnverkehrsunternehmen, die mehr Wert auf Qualität legen. Vier Maßnahmen zielen auf die veraltete Bahninfrastruktur ab. Darunter die Digitalisierung des Schienennetzes und eine vorausschauende Wartung und Erneuerung der Infrastruktur.
Der „Aktionsplan Qualität“ ist seit 2023 in Kraft und wird seitdem abgearbeitet. Verschiedene Maßnahmen sind auch bereits umgesetzt.
Maßnahmenbereich: Betriebsqualität erhöhen
Die Verkehrsverträge zwischen dem Land und den Eisenbahnverkehrsunternehmen wurden überarbeitet. Ein Großteil der Verkehrsverträge konnte Anfang 2025 bereits so angepasst werden, dass die Eisenbahnverkehrsunternehmen mehr Anreize haben, Verantwortung in ihrem Bereich zu übernehmen.
Bei extern verursachten Qualitätsmängeln wurden die Eisenbahnverkehrsunternehmen finanziell entlastet. Das betrifft Einschränkungen im Betrieb durch notwendige Infrastruktursanierungen. Im Gegenzug steigen die Zielvorgaben hinsichtlich der Qualität und ebenso die Strafzahlungen, wenn die Verfehlungen auf eigenes Verschulden zurückgehen.
Durch mehr Baustellen werden auch vermehrt Schienenersatzverkehre notwendig. Damit diese im Interesse der Fahrgäste gestaltet werden, fordert das Land die Erfüllung hoher Qualitätsstandards bei den Verkehrsunternehmen ein. Dafür stellt das Land auch mehr finanzielle Mittel als bislang zu Verfügung.
Das Qualitätsmanagement durch den Aufgabenträger wird personell und konzeptionell weiterentwickelt, um Probleme proaktiv anzugehen. So enthält der Verkehrsvertrag 2.0 beispielsweise Regelungen zu zusätzlichen Qualitätsprüfungen in den Zügen.
Durch die Weiterentwicklung der Verkehrsverträge sichert das Land den Eisenbahnverkehrsunternehmen finanzielle Mittel für zusätzliches Personal in ihren Leitstellen zu. Diese Mitarbeitenden werden ausschließlich eingesetzt, um die Anschlusssicherung und die Fahrgastinformation zu bearbeiten.
Zudem wird im Auftrag des Landes eine technische Lösung entwickelt, um die Sicherung von Anschlüssen für die beteiligten Akteure zu vereinfachen und so für die Fahrgäste zuverlässiger zu gestalten.
Die Fahrplaner:innen des Landes legen Wert auf stabile Fahrpläne und planen Puffer ein, um Verspätungen abbauen zu können. Damit soll sichergestellt werden, dass die Züge pünktlicher werden.
Die Personaloffensive zielt darauf ab, die Attraktivität von Berufen im ÖPNV zu steigern und Personal für alle Bereiche wie zum Beispiel Fahrpersonal, Werkstätten oder Service zu gewinnen. So soll ein stabiler Betrieb gewährleistet werden. Das Land unterstützt kommunikativ, organisatorisch und finanziell.
Auf Initiative des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg haben sich zahlreiche Verbände, Institutionen und Unternehmen zu einem Fachkräftebündnis für den öffentlichen Verkehr in Baden-Württemberg zusammengeschlossen. Ziel des Bündnisses ist, das Image der Branche zu verbessern und die Rahmenbedingungen in den Berufsfeldern weiter zu optimieren, um das für die Verkehrswende erforderliche Personal gewinnen und langfristig binden zu können.
Bereits seit 2023 berät und unterstützt der Qualitätsanwalt für die Fahrgäste die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg, indem er unter anderem Fahrgastanfragen auf systematische Probleme hin auswertet und Verbesserungsmaßnahmen koordiniert.
Maßnahmenbereich: Infrastruktur verbessern
Ein robustes Schienennetz mit Redundanzen ist wichtig, damit auch im Fall von Unregelmäßigkeiten ein qualitativ hochwertiger Schienenverkehr möglich ist. Das Land engagiert sich deswegen sowohl bei Ausbauprojekten als auch bei Bestandsstrecken für die Finanzierung und Errichtung einer qualitätssteigernden Infrastruktur, wie zusätzlichen Weichenverbindungen und Begegnungsbahnhöfen. Insbesondere für das relativ große Netz der nichtbundeseigenen Eisenbahnen in Baden-Württemberg wird das Land über neue Finanzierungsansätze höhere Anreize zur qualitätsorientierten Modernisierung setzen.
Das Land setzt sich bei der DB InfraGO und dem Bund dafür ein, das Schienennetz in Baden-Württemberg rasch zu digitalisieren. Die Umstellung des Schienennetzes auf digitale Leit- und Sicherungstechnik statt der vorhandenen Signaltechnik kann die Leistungsfähigkeit und die Verlässlichkeit des gegebenen Streckennetzes erheblich verbessern. Die Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg kümmert sich darum, die dafür notwendigen Fahrzeuge zu finanzieren und bereitzustellen.
Für den Ausbau und die Instandhaltung der bundeseigenen Schienenwege ist die DB InfraGO verantwortlich. Das Land setzt sich dafür ein, größeren Wert auf eine vorausschauende Instandhaltung der Anlagen zu legen. Dies betrifft auch den zügigen Abbau der zahlreichen Langsamfahrstellen. Denn zahlreiche alltägliche Störungen gehen darauf zurück, dass das Schienennetz nicht gewartet wird.
Ein weiterer Fokus liegt auf nutzerfreundlichen und gepflegten Stationen. Mit der Inbetriebnahme der Station Friedrichshafen Stadt wurde das erste Bahnhofsmodernisierungsprogamm im Jahr 2025 abgeschlossen. Insgesamt 21 Stationen und zwei Teilstrecken mit 14 Stationen konnten mit dem Programm ausgebaut und modernisiert werden. In die Bahnhofsinfrastruktur des Landes wurden von 2009 bis 2025 rund 250 Millionen Euro investiert.
Damit ist aber nicht Schluss. Das Bahnhofsmodernisierungsprogramm ist bereits in einer zweiten Runde. Mit einer Laufzeit von 2020 bis voraussichtlich 2034 werden im Rahmen des Folgeprogramms Bahnhofsmodernisierungsprogramm II insgesamt rund 430 Millionen Euro in die Modernisierung von Bahnhöfen und Stationen in Baden-Württemberg gemeinsam mit der Deutschen Bahn und den entsprechenden Kommunen investiert. Das zweite Programm beinhaltet Maßnahmen zum barrierefreien Ausbau von Stationen, zum Stationsumfeld und zu kommunalen Stationsgebäuden.
Das Land kümmert sich außerdem darum, dass Fahrgäste an Bahnsteigen mehr Informationen bekommen. Dafür bezahlt es die Installation von größeren Infomonitoren an den Bahnsteigen. Für Fahrgäste gibt es dadurch an kleinen und mittleren Stationen mehr Informationen zu kommenden Zügen, Störungen und Baustellen.















