Lärmschutzbeauftragter von Baden-Württemberg: Displays gegen Motorradlärm bewähren sich
Am 26. April findet der internationale Tag gegen Lärm statt. In Deutschland wird die Aktion von der Deutschen Gesellschaft für Akustik unter dem diesjährigen Motto „Akustische Vielfalt in Deutschland“ organisiert. Der Beauftragte der Landesregierung für den Lärmschutz, Thomas Marwein MdL, unterstützt die Aktion: „Für mich ist der jährlich stattfindende Tag gegen Lärm eine wichtige Aktion, um auf den Lärm und seine Wirkungen aufmerksam zu machen sowie zu sensibilisieren. Das können wir gar nicht oft genug wiederholen, vor allem auch deshalb, weil wir alle direkt oder indirekt zum Lärmteppich, der uns umgibt, beitragen.“
Marwein nahm die Aktion zum Anlass, um in Stuttgart über die Aktivitäten des Landes zu informieren. „Das diesjährige Motto ‚Akustische Vielfalt‘ drückt die positiven aber auch negativen Wirkungen von Geräuschen aus. Für uns als Landesregierung ist es von großer Bedeutung, dass wir entschieden gegen die negativen Effekte des Lärms vorgehen“, so Marwein.
Besonders liegt Marwein am Herzen, die Menschen besser vor Motorradlärm zu schützen. In der Vergangenheit hat Baden-Württemberg bereits an verschiedenen Stellen Vorstöße zur Verschärfung der gesetzlichen Regelungen unternommen. „Hier gilt es sehr dicke Bretter zu bohren und wir kommen nur mühsam voran. Deshalb setzen wir uns auch für alternative Lösungsansätze ein.“ Im Auftrag des Ministeriums für Verkehr wurde die Idee eines Motorradlärmdisplays zur Praxisreife entwickelt und erprobt. Ziel ist es, die Motorradfahrer und -fahrerinnen auf einen zu lauten Fahrstil aufmerksam zu machen und zu leiserem Fahrverhalten aufzurufen. Das System erkennt automatisch Motorräder mit überhöhter Lautstärke und zeigt in diesem Fall die Aufforderung „Leiser!“ an.
„Die vom Land beschafften Prototypen haben sich bewährt und wir konnten eine wahrnehmbare Lärmminderung im Mittel von 1,1 bis 2,2 dB(A) erreichen! Das ist eine von den Anwohnern deutlich wahrnehmbare Minderung der Lärmbelastung“, freute sich Marwein bei der Präsentation der Ergebnisse. Er berichtete, dass die Anteile der Motorräder mit besonders hohen Schallpegeln an allen Vorbeifahrten um 40 Prozent (zwischen 27 und 48 Prozent) verringert wurden. „Wir sind von unserem System und seiner Wirkung überzeugt. Deshalb haben wir für Gemeinden, die ein solches Gerät anschaffen wollen, einen Bericht über die Senkung des Motorradlärms durch den Einsatz von Motorradlärmdisplays erstellt. Als Land haben wir die Idee geliefert und ein serienreifes System entwickeln lassen. Die Anschaffung und der Betrieb liegen aber in der Zuständigkeit der Kreise, Städte und Gemeinden“, erläuterte Marwein.
Durch den Einsatz der Motorradlärmdisplays, die auch zu schnelle Fahrzeuge erfassen und bei einer Überschreitung des Tempolimits die Aufforderung „Langsam!“ anzeigen, konnten die Geschwindigkeiten der Motorräder im Mittel um 4 km/h (zwischen 1,7 und 6,2 km/h) abgesenkt werden. In der Tendenz gilt: Je stärker vorher die zulässigen Geschwindigkeiten überschritten wurden, desto mehr führten die Displays dazu, dass die Tempolimits beachtet wurden.
Um landesweite Aussagen über den Lärm an Straßen und Schienenwegen zu erhalten, wird der Umgebungslärm alle fünf Jahre für alle Hauptverkehrsadern berechnet und in Karten dargestellt. Um die Frage zu beantworten, ob es über die Jahre lauter oder leiser wird, betreibt die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) drei Verkehrslärmmessstationen. Es werden je eine Straßenlärmmessstation in Karlsruhe und Reutlingen und eine Messstation zur Erfassung von Schienenverkehrslärm an der Rheintalbahn bei Achern betrieben. Rechtzeitig zum Tag gegen Lärm hat die LUBW ihre Berichte zu den Ergebnissen veröffentlicht. Erstmals umfassen die Berichte auch eine Auswertung der im Frühjahr 2016 in Betrieb gegangenen Schienenlärmmessstation an der Rheintalbahn.
„Oft wird darüber diskutiert, ob die gesetzlich geforderten Berechnungen wirklich mit der realen Lärmbelastung übereinstimmen. Für die Straßen können wir dies auf jeden Fall bestätigen, wie der Vergleich mit unseren Messungen seit 2012 zeigt. Bei der Schiene brauchen wir noch mehr Zeit und Daten, um eine sichere Aussage treffen zu können“, führte Marwein in Stuttgart aus. „Auf jeden Fall beobachten wir gespannt, wie sich leisere Reifen und leisere Fahrzeuge auf der Straße, die Umrüstung auf leisere Güterwaggons und das jüngst beschlossene Schienenlärmschutzgesetz auswirken werden.“ An der Schiene werde auch der Bund ein Monitoringnetz zur Überwachung des Güterverkehrslärms einrichten. „Unsere Messungen dienen nicht der Überwachung, ob einzelne Züge oder Waggons leise sind. Ziel unserer Messungen ist die Beobachtung langfristiger Entwicklungen“, so Marwein weiter.
Für 2018 kündigte Marwein einen großen Lärmkongress des Landes an: „Ich freue mich, dass wir nun nach einer Pause von mehr als zehn Jahren nächstes Jahr einen Lärmkongress veranstalten werden.“ Der Kongress soll praxisrelevante Impulse für neue Ideen im Lärmschutz geben, Einblicke in aktuelle Entwicklungen im Lärmschutz ermöglichen, aber auch die Vernetzung der Fachleute soll gefördert werden. Die zweitägige Veranstaltung wird am 7. und 8. Juni 2018 in Stuttgart stattfinden. Zielgruppe der Veranstaltung sind MitarbeiterInnen der verschiedenen Verwaltungsebenen, Planungs- und Gutachterbüros sowie Lärm- und AkustikexpertInnen aus der Forschung und Entwicklung. „Mit unserem Lärmkongress 2018 möchte ich aber auch herzlich meine Kolleginnen und Kollegen aus der Politik einladen, sich zu informieren und mitzudiskutieren, wie wir den Lärmbetroffenen mehr Ruhe verschaffen können,“ betonte Marwein.
Weitere Informationen
- Der Bericht über die Senkung des Motorradlärms durch den Einsatz von Motorradlärmdisplays sowie weitere Informationen zum Tag gegen Lärm gibt es hier.
- Messberichte der LUBW
Quelle:
Der Lärmschutzbeauftragte der Landesregierung