Analyse

Zustand der Brücken in Baden-Württemberg

Über 7.000 Brücken kontrolliert das Land auf ihre Sicherheit. Untersuchungen zeigen: Immer mehr davon müssen saniert oder ersetzt werden. Ein Überblick über die Situation.

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Eine mehrspurige Straßenbrücke führt über ein Tal. Ein Lastwagen mit einer ausfahrbaren Brücke bringt Bauarbeiter unter die Fahrbahn, um die Unterseite der Brücke zu begutachten.

Brücken sind die Achillesferse unseres Straßensystems. Sind sie gesperrt, hat das für Autos und Lkw lange Umwege zur Folge. Mindestens alle drei Jahre schauen sich Ingenieur:innen des Landes deswegen den Zustand einer Brücke genauer an. Bei rund 7.300 Brücken an Bundes- und Landesstraßen ist das eine Herausforderung, die oftmals nur mit Spezialfahrzeugen möglich ist.

Entscheidend für den Zustand einer Brücke sind zwei Werte: ihre Zustandsnote sowie ihr Traglastindex. Basierend auf beiden Werten wird entschieden, ob eine Brücke saniert oder sogar neu gebaut werden muss.

Analyse: So steht es um die Brücken

In den letzten Jahren hat sich der Zustand der Brücken in Baden-Württemberg verschlechtert. Ungefähr jede zehnte Brücke im Land ist sanierungsbedürftig oder muss gar neu gebaut werden.

Lag die durchschnittliche Zustandsnote einer Brücke an einer Landesstraße 2010 noch bei 2,14, so lag sie 2025 bei 2,25. Die Durchschnittsnote einer Brücke an einer Bundesstraße lag 2010 bei 2,10 im Vergleich zu 2,20 im Jahr 2025.

Doch die moderate Verschlechterung der Durchschnittswerte kann täuschen. Auf viele Brücken mit eher befriedigenden Noten kommen viele Brücken in schlechtem Zustand. 206 Brücken an Landesstraßen schafften es 2025 nicht über die Note 3,0 heraus. An Bundesstraßen werden 188 Brücken mit schlechter als 3,0 bewertet.  

Auch die Analyse des Traglastindex zeigt, dass modernisiert werden muss. Zwar schneidet die Mehrheit der Brücken an Bundes- und Landessstraßen gut ab (Stufe I und Stufe II). Insgesamt finden sich aber 538 Brücken in den schlechteren Stufen IV und V. Darunter etwa von Korrosion gefährdete Spannstahlbrücken.

Fazit: Viele Brücken müssen modernisiert werden

Mit Blick auf die Zustandsnote und den Traglastindex stuft das Verkehrsministerium insgesamt 665 Brücken an Bundes- und Landesstraßen als sanierungsbedürftig ein. Diese müssen in den nächsten Jahren saniert oder neu gebaut werden.

Wichtig ist: Auch wenn eine Brücke nicht gut abschneidet, ist sie weiterhin sicher befahrbar. Darauf achten die Brückeningenieur:innen akribisch. Gibt es Auffälligkeiten, werden Brücken sogar gesperrt. Auch sind etwa geringere Tempolimits, größere Abstände zwischen Lkw oder geringere Gewichtsgrenzen möglich. Diese sorgen dafür, dass eine Brücke weniger stark belastet wird und sich ihre Lebensdauer somit verlängert. Schlechte Bewertungen bedeuten allerdings einen klaren Arbeitsauftrag ans Land. Diese Brücken müssen in den nächsten Jahren modernisiert werden.

Korrosionsgefährdete Brücken im Fokus

Besonders im Fokus der Brückenprüfer:innen stehen die 90 Spannstahlbrücken an Bundes- und Landesstraßen in Baden-Württemberg (Stand: 2025). Bei diesen wurde gegenüber Spannungsrisskorrosion empfindlicher Spannstahl verbaut. Der anfällige Stahl wird seit vielen Jahren nicht mehr produziert, ist aber noch in zahlreichen älteren Bauwerken vorhanden. Spannungsrisskorrosion verläuft meist unbemerkt. Möglich ist, dass die Spannstähle dadurch plötzlich versagen, ohne dass zuvor mit bloßem Auge Schäden sichtbar waren.

Der verbaute Spannstahl gilt als Ursache für den Einsturz der Carolabrücke in Dresden im Jahr 2024. Das Land Baden-Württemberg möchte deshalb bis 2030 alle betroffenen Brücken ersetzen. Bis dahin überwachen die Ingenieur:innen des Landes die Brücken verstärkt. Außerdem kann es vor Ort nötig sein, die Geschwindigkeit zu reduzieren oder strengere Gewichtsbegrenzungen für Schwertransporte einzuführen.

Programm für Brückenerhaltung gestartet

Um den Zustand der Brücken zu verbessern, hat das Verkehrsministerium 2025 ein großes Sanierungsprogramm entwickelt. Dieses besteht aus zwei Stufen. In der ersten sollen bis 2030 insgesamt 176 Brücken ertüchtigt oder ersetzt werden. Welche das genau sind, wurde in dem Programm festgelegt. Für die Bauarbeiten sind die Regierungspräsidien verantwortlich.

Betroffene Brücken:

Regierungspräsidium Stuttgart Regierungspräsidium Karlsruhe

Regierungspräsidium Freiburg Regierungspräsidium Tübingen

In einer zweiten Stufe sollen bis 2036 weitere rund 450 Brücken folgen. Klar ist: Die Sicherheit unserer Brücken wird viel Geld kosten. Das Land rechnet allein für die erste Stufe mit deutlich über 500 Millionen Euro.

Clevere Lösungen und weniger Bürokratie

Der Bau von Brücken ist aufwendig. Planungen müssen nach den gesetzlichen Anforderungen für etwa Natur- und Lärmschutz umgesetzt werden. Hinzu kommen lange Bauzeiten. Das Verkehrsministerium verfolgt daher verschiedene Wege, um Projekte zukünftig schneller umzusetzen.

  • Schnellere Planungen, indem Ersatzbauten von Brücken an der gleichen Stelle stattfinden – unter Vollsperrung.
  • Schnellere Vergabe von Aufträgen, zum Beispiel, indem mehrere zu sanierende Brücken in einer Sammelausschreibung gebündelt werden.
  • Schnellere Genehmigungsverfahren durch klar vorgegebene Strukturen für die am Bau beteiligten Fachleute, zum Beispiel in Form von Arbeitshilfen und Leitfäden.
  • Kürzere Bauzeiten durch die Verwendung modularer Brückenteile und weiteren Expressbauweisen.

Downloads

Um Genehmigungsverfahren zu beschleunigen, stellt das Verkehrsministerium verschiedene Dokumente für Fachleute bereit. Diese vermitteln Wissen zur Planung und zum Bau von Brücken etwa zur geltenden Rechtslage und den Verfahren.

Dokument: Arbeitshinweise für die Brückenersatzneubauten in der Straßenbauverwaltung (PDF, barrierefrei)

Dokument: Checkliste Kick-off Brückenersatzneubau (PDF, barrierefrei)

Dokument: Checkliste Grundlagenermittlung Brückenersatzneubau (PDF, barrierefrei)

Dokument: Checkliste Projektzeitplan Brückenersatzneubau (PDF, barrierefrei)

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