Stuttgart galt lange als Feinstaub-Hochburg in Deutschland. Ein Grund dafür war die hohe Verkehrsbelastung innerhalb der Landeshauptstadt. Die topgrafische Lage der Stadt in einem Kessel verstärkte das Problem. Der Austausch der Luft wird dadurch erschwert.
Die zulässigen Grenzwerte der Europäischen Union wurden seit deren Einführung auf mehreren Hauptverkehrsstraßen in Stuttgart deutlich überschritten. Laut den Grenzwerten der Europäischen Union sind im Jahresmittel 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft zulässig. In Stuttgart wurden Werte von über 100 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen.
Größter Erfolg: Grenzwerte werden eingehalten
Dank dem Einsatz der Landesregierung und der Stadt Stuttgart hat sich die Situation deutlich verbessert. Die zulässigen Grenzwerte für Schadstoffe in der Luft werden alle wieder eingehalten:
- Seit 2018 wird der Grenzwert für den Feinstaub (PM10)-Tagesmittelwert an der Messstelle „Stuttgart Am Neckartor“ (und damit im gesamten Stadtgebiet) eingehalten.
- Seit 2011 wird der Grenzwert für den Feinstaub (PM10) im Jahresmittel in Höhe von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter eingehalten.
- Seit 2017 wird der Grenzwert für die Kurzzeitbelastung durch Stickstoffoxid (NO2) von 200 Mikrogramm pro Kubikmeter im Stundenmittel bei 18 zulässigen Überschreitungen im Kalenderjahr eingehalten.
- Seit 2021 wird an allen Messstellen im Stadtgebiet der Grenzwert für den Jahresmittelwert der Stickstoffdioxid-Konzentration in Höhe von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter eingehalten.
Trotz der positiven Entwicklungen soll die Schadstoffbelastung in Stuttgart weiter gesenkt werden. Dies liegt unter anderem daran, dass der Grenzwert für Stickstoffdioxid im Jahresmittel bisher nur knapp eingehalten wird.
Aktuelle Messwerte für Stuttgart und Baden-Württemberg
Maßnahmen zur Luftreinhaltung in Stuttgart
Um die Luftqualität in Stuttgart dauerhaft zu verbessern, wurden in den verabschiedeten Luftreinhalteplänen für die Landeshauptstadt zahlreiche Maßnahmen vereinbart. Die Maßnahmen basieren auf den Ergebnissen von Gutachten, in denen zahlreiche Möglichkeiten zur Verbesserung der Luftqualität untersucht wurden.
Bis 2021 wurden Maßnahmen in den folgenden Bereichen umgesetzt:
- Einführung einer Umweltzone im ganzen Stadtgebiet von Stuttgart. Nur noch Fahrzeuge mit grüner Plakette dürfen in die Stadt fahren.
- Einführung eines Lkw-Durchfahrtsverbots für Stuttgart. Alle Lastwagen, die nur durch die Stadt durchfahren, sollen herausgehalten werden.
- Einführung von Diesel-Verkehrsverboten in Stuttgart. Seit 2019 dürfen Dieselfahrzeuge mit der Abgasnorm Euro 4/IV und schlechter nicht mehr in der Umweltzone von Stuttgart fahren. Seit 2020 dürfen Dieselfahrzeuge mit der Abgasnorm Euro 5/V und schlechter zudem nicht in der sogenannten „kleinen Umweltzone“ fahren. Diese umfasst den Stuttgarter Talkessel sowie die Stadtbezirke Bad Cannstatt, Feuerbach und Zuffenhausen.
- Einführung eines Feinstaubalarms und eines Kaminofenverbots während des Alarms. (Maßnahmen inzwischen aufgeboben)
- Vereinbarung eines ÖPNV-Paktes für die Region Stuttgart zur Förderung umweltfreundlicher Mobilität und Maßnahmen zur Verbesserung des ÖPNV sowie des Rad- und Fußverkehrs.
- Einführung eines vergünstigten Jobtickets für Landesbedienstete und Mitarbeitende der Stadt Stuttgart.
- Verlängerung der Stadtbahnbahnlinie U6 Richtung Fasanenhof und U12 Richtung Stuttgart-Hallschlag.
- Betrieb von 12 Diesel-Hybridgelenkbussen und vier Wasserstoff-Hybridbussen durch die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) im Rahmen einer Strategie zur Verbrauchssenkung, Emissionsminderung und Erprobung neuer Antriebsformen.
- Einrichtung von Busspuren auf der B14 und in der Talstraße.
- Förderung und Ausbau der Kapazitäten des sogenannten Umweltverbundes (ÖPNV, Rad- und Fußverkehr), um den Bürger:innen und Bürgern gute Alternativen zur Fahrt mit dem eigenen Auto zu bieten.
- Einführung eines Parkraummanagements im Stadtbezirk Stuttgart-West mit rund 50.000 Einwohnern.
- Auf- und Ausbau der Integrierten Verkehrsleitzentrale (IVLZ) zur besseren Steuerung des Verkehrs in der Stadt.
- Einführung von Tempo 40 auf Steigungsstrecken.
- Entwicklung von Mobilitäts-Apps mit Echtzeit-Daten zu Straßenverkehrsinformationen, Parkplatzbelegungen und ÖPNV-Auskünften
- Diverse Maßnahmen, um den Verkehr zu reduzieren und flüssiger zu gestalten, darunter etwa Geschwindigkeitsbegrenzungen und bessere Ampelschaltungen an den Stadtgrenzen.
- Förderung der Elektromobilität im Stadtgebiet Stuttgart, unter anderem mit rund 500 Ladepunkten in der Stadt, kostenlosem Parken für E-Fahrzeuge und zahlreichen Informationsveranstaltungen für Bürger:innen.
- Förderung sauberer Antriebe (Ausbau E-Mobilität, Dieselnachrüstung) sowie Beschränkungen für Fahrzeuge mit hohem Schadstoffausstoß (Umweltzonen, Diesel-Verkehrsverbote)
- Aufbau und Betrieb von Filtersäulen an hochbelasteten Streckenabschnitten (Pragstraße, Hohenheimer Straße, Am Neckartor).