Der möglichst baldige Ausbau für 160 km/h Höchstgeschwindigkeit und die Elektrifizierung der Schienenstrecke Ulm - Friedrichshafen - Lindau (Südbahn) ist seit Jahren eine zentrale verkehrspolitische Forderung des Landes. Diese Strecke ist eine der noch ganz wenigen zweigleisigen nichtelektrifizierten Hauptbahnen in Deutschland und erschließt seit über 150 Jahren nicht nur die ganze Region Bodensee - Oberschwaben, sondern hat auch als europäische Verkehrssachse mit internationalen Verbindungen ins österreichische Vorarlberg und in den ostschweizerischen Raum und darüber hinaus einen sehr hohen Stellenwert. Sie ist deswegen im Bedarfsplan für den Ausbau der Bundesschienenwege als vordringliches Vorhaben und internationales Projekt enthalten. Nicht zuletzt bietet die ausgebaute Südbahn zusätzlich einen Impuls für einen umweltfreundlichen Tourismus und auch Chancen für eine weitere Verkehrsverlagerung hin zur Schiene. Verantwortlich für den Ausbau ist die Bundesregierung. Am 23. März 2018 war der Spatenstich für die Elektrifizierung der Strecke.
Finanzierung
Um die Realisierung dieser so bedeutsamen Ertüchtigung voranzutreiben, hat sich das Land freiwillig bereiterklärt, die Hälfte der Investitionskosten mitzufinanzieren. Baden-Württemberg hat daher entsprechende Mittel im Landeshaushalt bereitgestellt und so erreicht, dass nach langem Zögern des Bundes das Vorhaben in den Investitionsrahmenplan 2011 - 2015 für die Verkehrsinfrastruktur des Bundes (IRP) in der prioritären Kategorie C aufgenommen wurde. Am 23. Dezember 2015 hat Minister Hermann MdL die Finanzierungsvereinbarung für die Südbahn unterschrieben. Mit der Unterzeichnung übernimmt das Land bis zu 50 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten bis maximal 112,5 Mio Euro. Parallel zum unterschriebenen Vertrag zwischen der Deutschen Bahn und dem Land Baden-Württemberg gibt es einen weiteren Vertrag zwischen dem Bund und der Deutschen Bahn. Nachdem sie in den Vorplanungen den Ausbau der Südbahn noch mit 140 Millionen Euro bewertet hatte, lagen die prognostizierten Kosten bei Vertragsschluss nun bei 225 Millionen Euro.
Fragen und Antworten zum neuen Fahrplan auf der Süd- und Bodenseegürtelbahn ab Dezember 2021
Auch im Jahr 2021 muss die Südbahn und die östliche Bodenseegürtelbahn aufgrund von Abschlussarbeiten der Elektrifizierung oder anderen Bauarbeiten gesperrt werden. Die wichtigsten Vollsperrungen sind:
- 8. März – 2. April: Aulendorf - Ravensburg
- 6. April – 1. Mai: Ravensburg – Friedrichshafen
- 7. Mai – 10. Mai: Friedrichshafen – Nonnenhorn
- 13. September – 29. September: Kressbronn – Lindau
Zum nächsten großen Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2021.
Mit der Inbetriebnahme der Elektrifizierung im Dezember 2021 werden in der Regel nur noch elektrische Lokomotiven und Triebwagen zwischen Ulm, Friedrichshafen und Lindau zum Einsatz kommen.
Einzelne Zugfahrten werden aber dazu genutzt, die Dieselfahrzeuge, welche zwischen Basel, Radolfzell und Friedrichshafen sowie zwischen Sigmaringen und dem württembergischen Allgäu im Einsatz sind, in die Werkstatt nach Ulm zu überführen.
Einen Großteil der Verkehre wird weiterhin die DB Regio erbringen. Das Land Baden-Württemberg hat hierzu die Leistungen der Vergabenetze 2, 5, 16a und 16b, welche die Südbahn- und die Bodenseegürtelbahn betreffen, bis Dezember 2027 verlängert. Ab Dezember 2025 besteht eine jährliche Kündigungsoption.
Eine Übersicht bietet folgende Aufstellung (Einzellagen sind nicht dargestellt):
- Regionalexpress Stuttgart – Ulm – Friedrichshafen – Lindau-Reutin
- Netz 2
- Baureihe 146 mit Doppelstockwagen
- Stundentakt
- Betreiber DB Regio
- Regionalexpress Ulm – Friedrichshafen
- Netz 5
- Baureihe 425
- Stundentakt
- Betreiber DB Regio
- Regionalbahn Ulm – Laupheim – Biberach
- Netz 16a
- Baureihe 425
- Stundentakt
- Betreiber: DB Regio
- Regionalbahn Friedrichshafen – Lindau Hbf
- Netz 16b
- Baureihe 425
- Stundentakt
- Betreiber DB Regio
Die Gespräche mit der Bodensee-Oberschwaben-Bahn (BOB) zum Weiterbetrieb der Regionalbahnlinie 91 von Aulendorf nach Friedrichshafen sind sehr weit fortgeschritten. Eine finale Einigung zur Anpassung des Verkehrsvertrags steht aber noch aus. Das Land und die BOB haben das gemeinsame Ziel, ausschließlich elektrische Fahrzeuge ab Dezember 2021 einzusetzen.
- Regionalbahn Aulendorf – Friedrichshafen
- Netz 33
- Vsl. Baureihe 426
- Stundentakt
- Betreiber: BOB
Der RE Stuttgart – Ulm – Friedrichshafen – Lindau verkehrt bisher mit Doppelstockfahrzeugen und wird von einer Diesellok gezogen. Ab Dezember 2021 wird die Diesellok durch eine elektrische Lokomotive der Baureihe 146 ersetzt. Somit entfällt der Lokwechsel in Ulm und der Zug verkehrt bis Lindau elektrisch. Die Diesellok der Baureihe 245 verkehrt dann nicht mehr zwischen Ulm und Friedrichshafen, sondern auf dem IRE zwischen Friedrichshafen und Basel.
Aus Sicht des Landes ist die Baureihe ET 425 grundsätzlich ein zuverlässiges und im Betrieb erprobtes Fahrzeug. Für die Südbahn werden die ET 425 bis Dezember 2022 mit WLAN und einem neuen Fahrgastinformationssystem ausgestattet sowie zusätzlich einem Innenraum-Refresh unterzogen.
Die ET 425 werden aber auch nur für einen begrenzten Zeitraum verkehren. Mit der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 werden die Verkehrsleistungen auf der Südbahn und östlichen Bodenseegürtelbahn neu ausgeschrieben. Das Land Baden-Württemberg fordert hier neue oder neuwertige Fahrzeuge.
Das Angebot auf der Südbahn wird deutlich ausgeweitet. Ab Dezember 2021 verkehren zwei schnelle Regionalexpresszüge von Ulm nach Friedrichshafen im Halbstundentakt. Das bedeutet eine Zunahme der bestellten Zugkilometer um ca. 30 Prozent.
Alle weiteren Verkehre werden im gewohnten Umfang fortgeführt.
Die Haltepolitik der Regionalexpresszüge zwischen Ulm und Lindau bleibt bis auf kleine Änderungen unverändert.
Die Regionalexpresslinie (RE) Stuttgart – Ulm – Friedrichshafen – Lindau fährt in Lindau in den neuen Fernbahnhof in Lindau-Reutin mit Anschluss in Richtung Vorarlberg und zum ECE in Richtung München.
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- Ulm Hbf
- Laupheim (West)
- Biberach (Riß)
- Bad Schussenried
- Aulendorf
- Ravensburg
- Meckenbeuren
- Friedrichshafen Stadt
- Langenargen (alle zwei Stunden)
- Kressbronn (alle zwei Stunden)
- Nonnenhorn (alle zwei Stunden)
- Wasserburg (Bodensee) (alle zwei Stunden)
- Lindau-Reutin
Die Interregioexpresslinie (IRE) Ulm – Friedrichshafen fährt neu im Stundentakt und hält zusätzlich im Knotenbahnhof Aulendorf. Dafür entfällt der Halt in Friedrichshafen Flughafen
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- Ulm Hbf
- Biberach (Riß)
- Aulendorf
- Ravensburg
- Friedrichshafen Stadt
Friedrichshafen Flughafen ist weiterhin gut mit den Zügen der Regionalbahnlinie 91 / Bodensee-Oberschwaben-Bahn mindestens stündlich angebunden. Zusätzliche Züge in den Hauptverkehrszeiten stärken das Angebot. Durch das neue Konzept bestehen weiterhin sehr gute Verbindungen nach Basel.
In der Hauptverkehrszeit und in den Tagesrandlagen gibt es weiterhin partielle Abweichungen von dieser Haltepolitik.
Für den Zeitraum ab der Inbetriebnahme des Projektes Stuttgart 21 gibt das Land Baden-Württemberg eine Betriebsprogrammstudie bei der DB Netz AG in Auftrag. Hauptbestandteil dieser Studie ist die Prüfung aller (I)RE-Halte zzgl. Erbach, Laupheim West und Bad Schussenried bei beiden (I)RE-Linie ab Dezember 2025. Ziel ist es, möglichst viele Gemeinden und Städte entlang der Südbahn attraktiv an den Interregioexpress und/oder Regionalexpress anzubinden.
Ab Dezember 2021 verkürzt sich die Fahrzeit nach Stuttgart noch nicht, in Ulm Hbf ist weiterhin ein Aufenthalt der Züge erforderlich.
Das ändert sich ab Dezember 2022, wenn die Neubaustrecke Wendlingen – Ulm in Betrieb genommen wird. Dann wird der Fahrplan der Regionalexpresszüge nach Stuttgart angepasst und der Aufenthalt in Ulm kann entfallen. Die Fahrzeitersparnis beträgt zwischen 10 und 15 Minuten.
Mit der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 im Dezember 2025 wird sich die Fahrzeit weiter verkürzen, da die Neubaustrecke nicht in Wendlingen endet, sondern bis in den Knoten Stuttgart Hbf führt. Dann ist der Regionalexpress noch schneller in Stuttgart.
Die Elektrifizierung der Südbahn und die mangelhafte Qualität der Linie Ulm – Basel sind die Hauptgründe, das Angebot zwischen Ulm und Basel neu zu ordnen. Die Linie wird übergangsweise in Friedrichshafen gebrochen.
Im Abschnitt Ulm – Friedrichshafen wird der bisher verkehrende zweistündliche IRE auf einen Stundentakt verdichtet. Gemeinsam mit dem Regionalexpress Stuttgart – Lindau ergibt sich dadurch nahezu ein Halbstundentakt. Ein derart dichtes Angebot gab es bisher noch nicht auf der Südbahn.
Zwischen Friedrichshafen und Basel verkehrt der IRE weiterhin im Zweistundentakt, allerdings werden die Neigetechnik-Triebwagen (Baureihe VT 612) durch Lok-Wagen-Züge mit Doppelstockwagen und Diesellokomotiven (Baureihe 245) ersetzt, welche auf der Südbahn freigesetzt werden.
Durch den neuen Fahrzeugeinsatz werden die Fahrpläne entspannt, der gesamte Betrieb im Vergabenetz 5 stabilisiert, sowie die Kapazitäten auf der Bodenseegürtelbahn ausgeweitet. Mit den großzügigen Mehrzweckbereichen steht in den Doppelstockzügen mehr Platz für u.a. Fahrräder, Kinderwagen und sperriges Gepäck zur Verfügung. Das Land Baden-Württemberg zieht damit die Konsequenzen aus den lang anhaltenden Qualitätsproblemen dieser Linie.
Nein, die Linie Ulm – Basel wird in Friedrichshafen gebrochen. Das bedeutet, dass in Friedrichshafen umgestiegen werden muss.
Das Zielkonzept des Landes Baden-Württemberg sieht vor, dass nach dem Ausbau und der Elektrifizierung der Hochrhein- und Bodenseegürtelbahn die Linie von Ulm nach Basel wiedereingeführt wird. Mit der Inbetriebnahme wird im Moment bis Anfang der 2030er Jahre gerechnet.
Ja, durch den Abzug der Neigetechnikzüge und die Brechung der Linie wird sich die Fahrzeit zwischen Basel, Friedrichshafen und Ulm verlängern.
Zwischen Basel und Friedrichshafen beträgt die Fahrzeitverlängerung ca. 20min Auch durch den Umstieg in Friedrichshafen geht Zeit verloren. Trotzdem sieht das Land dadurch eine große Chance, die Qualität und Pünktlichkeit nachhaltig zu verbessern und in Zukunft wieder zuverlässig ans Ziel zu kommen.
In Friedrichshafen besteht ein kurzer Umstieg von 3 bis 5 Minuten zu den Zügen der Bodensee-Oberschwaben-Bahn (BOB) nach Aulendorf. Die Umsteigezeit zum Regionalexpress nach Ulm und Lindau-Reutin beträgt zwischen 15 und 20 Minuten.
In den kommenden Jahren werden zahlreiche Infrastrukturprojekte in Betrieb genommen, welche Auswirkungen auf den Fahrplan der Südbahn und Bodenseegürtelbahn haben werden:
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- Dezember 2021: Inbetriebnahme der Elektrifizierung Ulm – Friedrichshafen – Lindau
- Dezember 2022: (Vorzeitige) Inbetriebnahme der Neubaustrecke Wendlingen – Ulm
- Dezember 2025: Vollständige Inbetriebnahme des Projektes Stuttgart 21 und damit der Neubaustrecke Wendlingen – Ulm
- 2025-2027: Inbetriebnahme der ausgebauten und elektrifizierten Hochrheinbahn Basel – Waldshut – Erzingen
- Anfang der 2030er: Elektrifizierung und Ausbau der Abschnitte Radolfzell – Friedrichshafen und Radolfzell – Stockach
Schließlich hat auch der Ausbau der Bodenseegürtelbahn Folgen für die Südbahn, wie die Wiedereinführung der Durchbindung von Ulm nach Basel.
Ziel der Fahrplanungen ist es, immer so wenig Änderungen wie nötig, aber so viele Verbesserungen wie möglich direkt an die Fahrgäste weiterzugeben.
Im Fahrplanjahr 2022, also ab Dezember 2021, wird es weiterhin eine Durchbindung von Stuttgart nach Lindau geben. Es verkehren also folgende Regionalexpresslinien im Stundentakt auf der Südbahn:
- Stuttgart – Ulm – Friedrichshafen – Lindau
- Ulm – Friedrichshafen
Für einen Übergangzustand sorgt die vorzeitige Inbetriebnahme der Neubaustrecke Wendlingen – Ulm. Von Dezember 2022 bis Dezember 2025 wird der gesamte Fahrplan im Korridor Stuttgart – Ulm neu konzipiert. Das hat auch Konsequenzen für die Südbahn, da der durchgehende Regionalexpress auf der Filstalbahn zwischen Ulm und Stuttgart in einer neuen Trasse, also in einem neuen Zeitslot, gefahren wird. Diese Anpassung hat auch Auswirkung auf die Südbahn, weshalb die Durchbindung der schnellen Produkte temporär angepasst wird.
Die Regionalexpresslinien teilen sich dann wie folgt auf:
- Stuttgart – Ulm – Friedrichshafen
- Ulm – Friedrichshafen– Lindau
Alle Gemeinden entlang der Südbahn sind weiterhin stündlich und direkt an Stuttgart und Lindau angebunden.
Für die Orte entlang der östlichen Bodenseegürtelbahn, wie Langenargen oder Kressbronn, bestehen gute Verbindungen nach Stuttgart, da in Friedrichshafen stündlich ein kurzer Umstieg zwischen der Regionalbahn und dem Regionalexpress eingerichtet ist.
Insgesamt wird die Fahrbeziehung Stuttgart – Lindau-Reutin in diesem Zeitraum zweimal pro Stunde möglich sein:
Einmal besteht mit dem RE Stuttgart – Friedrichshafen ein Anschluss in Friedrichshafen an die RB Friedrichshafen – Lindau-Insel und zum anderen mit dem IRE Ulm – Linda-Reutin Anschluss in Ulm an den Fernverkehr in Richtung Stuttgart/Mannheim.
Ab Dezember 2025 mit der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 ist wieder eine Durchbindung von Stuttgart nach Lindau-Reutin möglich, dann schnell über die Neubaustrecke.