Straßenbegleitgrün

Salbei-Glatthafer-Wiese auf einer Böschung im Frühsommer (Foto: © Dr. Tillmann Stottele)

In Baden-Württemberg erstrecken sich entlang von Autobahnen, Bundes-, Landes- und Kreisstraßen ca. 27.000 ha Gras- und Gehölzflächen. Neben den für die Verkehrssicherheit relevanten Straßenbegleitflächen besteht der Großteil aus extensiven Flächen, die keiner produktionsorientierten Nutzung unterliegen. Sie sind über das gesamte Land verteilt und stellen damit ein wichtiges ökologisches Potenzial im Naturhaushalt und der grünen Infrastruktur dar. Durch eine ökologisch orientierte Anlage und Pflege der Flächen können naturschutzfachlich wertvolle Lebensräume entstehen, die hinsichtlich der Vernetzung entlang des Straßennetzes einen bedeutenden Beitrag zum Biotopverbund und damit zur Aufrechterhaltung und Sicherung der biologischen Vielfalt leisten.

Straßenbegleitgrün als Lebensraum und Teil des Biotopverbundsystems 

In Zeiten zunehmend intensiver Landnutzung verlieren immer mehr Tier- und Pflanzenarten ihren ursprünglichen Lebensraum. Gleichzeitig werden noch bestehende Lebensräume durch Siedlungsdruck, Infrastrukturmaßnahmen oder intensive Landwirtschaft zerschnitten, was den genetischen Austausch zwischen Populationen einer Art verhindern kann. Bei einer ökologisch orientierten Anlage und Pflege kann Straßenbegleitgrün dabei helfen, diese negativen Auswirkungen abzuschwächen.

So bieten die Gras- und Gehölzflächen entlang von Straßen einer großen Anzahl von Tier- und Pflanzenarten einen Rückzugs- und Lebensraum. Besonders hoch ist die Artenvielfalt in der extensiv gepflegten Böschungszone. Dort finden blütenbesuchende Insekten wie Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten ein breites Nahrungsangebot und Rückzugsorte vor. Außerdem können Vögel wie die Heckenbraunelle oder die Dorngrasmücke in den Bäumen, Sträuchern und Gebüschen entlang von Straßen brüten und ihre Jungen aufziehen. Weiterhin können auch Kleinsäuger wie die Haselmaus vorkommen, die im Straßenbegleitgrün teils günstigere Bedingungen vorfinden als in der Normallandschaft.

Genau wie Grünbrücken oder andere Tierquerungshilfen können auch die Gras- und Gehölzflächen entlang von Straßen dabei helfen, zerschnittene Lebensräume wieder miteinander zu vernetzen und somit eine wichtige Funktion im Biotopverbund erfüllen. Besonders Gehölzstreifen und Hecken spielen als Ausbreitungskorridore dabei eine große Rolle. So orientieren sich einige Tierarten wie Fledermäuse, Kleinsäuger oder Vögel an diesen Landschaftselementen und erschließen sich so neue Lebensräume oder besiedeln ehemalige wieder.    

Ökologisch orientierte Pflege von Straßenbegleitgrün 

Mit dem Ziel, die Artenvielfalt entlang von Straßen zu erhöhen und die Funktionen des Straßenbegleitgrüns für den Naturschutz zu erhalten und zu fördern, hat das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg im Jahr 2016 das Hinweispapier „Straßenbegleitgrün - Hinweise zur ökologisch orientierten Pflege von Gras- und Gehölzflächen an Straßen“ eingeführt.

Das Hinweispapier gibt allen mit der Durchführung und Planung der Pflege von Straßenbegleitgrün Beschäftigten praxisnahe Handlungsempfehlungen, die dabei helfen, die ökologisch orientierte Pflege des Straßenbegleitgrüns weiter zu optimieren. Darüber hinaus werden die Bedeutung und das Potential der straßenbegleitenden Gras- und Gehölzflächen für den Naturschutz aufgezeigt. Seit Oktober 2019 müssen die wesentlichen Bestandteile des Hinweispapieres, insbesondere die abschnittsweise Pflege, in der Straßenbauverwaltung verbindlich umgesetzt werden.

In Ergänzung zu dem Hinweispapier hat das Ministerium für Verkehr die Handreichung „Pflege von Grasflächen an Straßen“ erarbeitet. Die Handreichung stellt die im Hinweispapier beschriebenen ökologisch orientierten Pflegemaßnahmen von Grasflächen an Straßen in komprimierter Form anhand praktischer Beispiele und mithilfe von Bildern und Illustrationen dar. Zudem werden Pflegezeiträume und Pflegehäufigkeiten typischer Pflanzengesellschaften im Extensivbereich genannt, an denen die Pflege ausgerichtet werden sollte.

Die Artenvielfalt im Straßenbegleitgrün wird maßgeblich durch die Pflege beeinflusst. Dementsprechend bestimmen die Straßenmeistereien und Bauhöfe im Rahmen der Grünpflege, wie sich die straßenbegleitenden Grünflächen entwickeln und welche Pflanzen- und Tierarten dort vorkommen können. Aus diesem Grund ist die ökologische Pflege des Straßenbegleitgrüns ein fester Bestandteil der Lehrpläne der Straßenwärter- und Straßenmeisterausbildung sowie der Fortbildungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Straßenbetriebsdienstes. Ziel ist es, das Bewusstsein für die Bedeutung des Straßenbegleitgrün und dessen ökologische Pflege weiter zu verstärken.

Weitere Möglichkeiten zur Erhöhung der Artenvielfalt im Straßenbegleitgrün 

Neben einer ökologisch orientierten Pflege des Straßenbegleitgrüns gibt es weitere Möglichkeiten, wie die Strukturvielfalt und damit die Artenvielfalt entlang von Straßen gefördert werden kann.  Einige dieser Maßnahmen – wie etwa die Ansaat von Blühmischungen oder die Anlage von Kleinstrukturen – werden in der vom Ministerium für Verkehr erarbeiteten Broschüre „Möglichkeiten zur Erhöhung der Artenvielfalt im Straßenbegleitgrün außerhalb der Regelpflege“ vorgestellt.

Über die Regelpflege hinausgehende Maßnahmen wie das Mähen und Abräumen straßenbegleitender Flächen oder die Verwendung von insektenfreundlichen Saatgutmischungen zur Aufwertung von Rastplätzen und Kreisverkehren werden im Rahmen des Sonderprogrammes zur Stärkung der biologischen Vielfalt umgesetzt.

Aktuelle Meldungen zum Thema

Blumenwiese in Hemsbach
  • Blühende Verkehrsinseln

Goldene Wildbiene für die Stadt Hemsbach und den Rhein-Neckar-Kreis

Die Stadt Hemsbach und der Rhein-Neckar-Kreis wurden für ihr Engagement zur Stärkung der biologischen Vielfalt ausgezeichnet. Staatssekretärin Elke Zimmer überreichte ihnen die „Goldene Wildbiene“ persönlich an den Blühflächen.

Blumenwiese im Ostalbkreis
  • Blühende Verkehrsinseln

Goldene Wildbiene für den Ostalbkreis

Der Ostalbkreis wurde für sein herausragendes Engagement zur Stärkung der biologischen Vielfalt ausgezeichnet. Verkehrsminister Winfried Hermann besuchte den blühenden Kreisverkehrsplatz Unterriffingen und überreichte die „Goldene Wildbiene“.

Erdkröte bei Straßenquerung
  • Artenschutz

Erdkröte, Grasfrosch & Co wandern wieder

Frühlingshafte Temperaturen bringen viele Kröten, Frösche und Molche dazu, zu ihren Laichplätzen zu wandern. Wenn ihr Weg über Straßen führt, sind sie in großer Gefahr.

  • Strasse

„Blühende Verkehrsinseln“ geht in die fünfte Runde

Kleines Jubiläum für den Insektenschutz: Zum fünften Mal ruft das Verkehrsministerium alle Kreise, Städte und Gemeinden auf, sich um die Auszeichnung „Goldene Wildbiene“ zu bewerben.

  • Strasse

Zehn Kommunen erhalten die Auszeichnung „Goldene Wildbiene“

Mit heimischen Wildpflanzen heißen immer mehr Kommunen in Baden-Württemberg Wildbienen und andere Insekten willkommen. Zehn der Kommunen werden nun für ihr vorbildliches Engagement mit der „Goldene Wildbiene“ des Verkehrsministeriums ausgezeichnet.

Frau Staatssekretärin Elke Zimmer steht gemeinsam mit einem Verbotsschild vor einer Grünbrücke bei Böblingen.
  • Artenschutz

Besserer Artenschutz durch Wiedervernetzung

Verkehrsstaatssekretärin Elke Zimmer MdL wirbt bei ihrer Sommertour für eine stärkere Wiedervernetzung als Mittel des Artenschutzes.

Gerätträger der Straßenmeistereien mit insektemfreundlichem Mähkopfmodell beim Einsatz im Bankett
  • ÖKOLOGIE

Innovative Mähtechnik fördert Artenvielfalt

Blühstreifen, intelligente Straßenbeleuchtungen und insektenfreundliche Mähköpfe: Das Verkehrsministerium geht für den Schutz der Insekten immer wieder neue Wege.

Dimmbare Beleuchtung bei Nacht in der Ortsdurchfahrt Heiningen zum Schutz der Insekten
  • Insekten

Intelligente Straßenbeleuchtung schützt Insekten

Im Landkreis Göppingen startet ein Pilotprojekt für insektenfreundliche Beleuchtung, um das Insektensterben zu bremsen. Das Land fördert das Forschungsprojekt mit 75.000 Euro.

Blühende Verkehrsinseln: der Wettbewerb, der Insekten schützt. Machen Sie mit! Bewerbungsfrist 31. Mai.
  • ÖKOLOGIE

Neue Runde für Wettbewerb "Blühende Verkehrsinseln "

Gesucht werden wieder die pollen- und nektarreichsten straßenbegleitenden Grünflächen. Alle Kreise, Städte und Gemeinden Baden-Württembergs können ihre insektenfreundlichen Flächen an Straßen für die vierte Runde ins Rennen zu schicken.

Wasserfrosch im Gartenteich (Bild: Pixabay/ 540812-1920)
  • Ökologie

Vorsicht: Amphibien auf Wanderschaft

Der Frühling meldet sich mit Regen und Sonne. Jetzt ist Zeit für besondere Achtsamkeit im Straßenverkehr – denn die Amphibien machen sich vermehrt wieder auf die Wanderung.

Baumwiese (Bild: pixabay/ 2916763)
  • Natur

Erstmalige Verleihung des NaturVision Filmpreises Baden-Württemberg

Erstmalige Verleihung der NaturVision-Filmpreise Baden-Württemberg zum Thema biologische Vielfalt.

  • Strasse

„Goldene Wildbiene“ für 10 Gewinner-Kommunen in Baden-Württemberg

Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg rief auch im Jahr 2021 auf zu einem Wettbewerb der schönsten blühenden Verkehrsinseln. Nun stehen die Gewinner fest.

Straßenbegleitgrün
  • Strasse

Verkehrsministerium stellt die Ergebnisse des Modellprojekts zur ökologischen Pflege des Straßenbegleitgrüns vor

Ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt und Bekämpfung des Insektensterbens können die Flächen an Straßen sein. Die Straßenmeistereien im Land stellen sich dieser wichtigen Aufgabe.

Minister Hermann besichtigt Amphibienschutzanlage Schattengrund
  • STRASSE

Amphibien auf Wanderschaft

Sobald in den frühen Morgenstunden die Temperaturen wieder deutlich über null Grad liegen und es Regenwetter gibt, beginnt die alljährliche Wanderung der Amphibien. Jedes Jahr wandern unzählige Frösche, Kröten und Molche von ihren Winterquartieren zu den traditionellen Laichgewässern.

Logo des Wettbewerbs Blühende Verkehrsinseln (Grafik: © Verkehrsministerium Baden-Württemberg)
  • Ökologie

Blühende Oasen am Straßenrand

Mit dem neuen Jahr 2021 startet auch der Wettbewerb des Verkehrsministeriums „Blühende Verkehrsinseln“ in eine neue Runde. Alle Kreise, Städte und Gemeinden Baden-Württembergs sind dazu aufgerufen, sich mit ihren insektenfreundlichen Flächen bis Ende Mai zu bewerben.

Blume mit Schmetterling (Bild: Pixabay/ flowers-881965_192)
  • Strasse

Biologische Vielfalt – Land fördert artenreiche Straßenränder

Die Grünflächen entlang unserer Straßen, die Flächen des sogenannten Straßenbegleitgrüns, können vielen Tieren und Pflanzen ein Zuhause bieten, Menschen eine Augenweide sein und gleichzeitig Lebensräume miteinander verbinden. Dies ist angesichts des dramatischen Artenschwunds von großer Bedeutung.

Sonnenaufgang über einer bergigen Landschaft im Schwarzwald.
  • Umwelt

Filmpreis soll biologische Vielfalt zeigen

Die am Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt beteiligten Ministerien des Landes loben erstmals den Filmpreis Baden-Württemberg aus. Gemeinsam mit dem Kooperationspartner NaturVision-Filmfestival wollen drei Ministerien mit diesem Preis filmische Naturdokumentationen mit dem Fokus Baden-Württemberg anregen und für das Thema ‚Biologische Vielfalt‘ begeistern.

Vier mittelgroße Holzskulpturen stehen nebeneinander auf einer Betonbank. Dahinter sind Pflanzenbeete.
  • Strasse

Großer Einsatz für die Artenvielfalt an Straßen

Artenvielfalt ist auch entlang von Straßen möglich. Die Stadt Freiburg, der Ostalbkreis, der Rems-Murr-Kreis und der Rhein-Neckar-Kreis wurden für ihr besonderes Engagement ausgezeichnet. Als Dank bekamen sie vom Verkehrsminister Hermann vier Hartholz-Skulpturen überreicht.

Schienen (Bild: stock.adobe.com/ Nadia nb)
  • SCHIENE

Glyphosat auf Bahnstrecken muss reduziert werden

Für einen störungsfreien Eisenbahnbetrieb ist ein stabiles Gleisbett notwendig. Einwachsende Pflanzen machen das Gleisbett im Laufe der Zeit instabil. Teure Sanierungen in kurzen Zeitabständen sind die Folge. Um dies zu verhindern, werden Pflanzen im Gleisbett regelmäßig mit Glyphosat bekämpft. Dazu gibt es im Moment noch keine kostengünstige Alternative.

// //